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HANS MEID.

Man könnte vielleicht den
Radierer und Maler Hans Meid
einen der letzten Ausläufer der
jahrhundertelangen Entwicklung
des Impressionismus nennen.
Man könnte sagen, es sei hier
ein Grenzfall erreicht. Ursprüng-
lich, im XVI. Jahrhundert, war
der Impressionismus nichts an-
deres als ein Mittel zum Zweck.
Die Darstellung der Luft war für
die Darstellung des Raumes not-
wendig. Bei einer Gegenüber-
stellung der Werke eines Tinto-
retto oder Velasquez und jener
des französischen XIX. Jahrhun-
derts ergibt sich die Tatsache,
daß diese mit jenen im Geist und
im Ziel nichts gemein haben,
und daß die oft geübte Methode,
sie einander gleichzusetzen,
wenig Grundlage besitzt. Für
den Meister des Barock war das
Problem einer räumlichen Ver-
tiefung, einer perspektivischen
Darstellung noch nicht zur Gänze
gelöst, er war der Nachfahr einer
jahrhundertlangen Bemühung
um dieses wichtigste Problem
der Renaissance und zog nun endlich, als ein weiteres Mittel zur endgültigen Bewältigung, die
Darstellung der Luft, der Zersetzung der Farbe in den Bereich seiner Aufgabe. Mehr unbewußt als
bewußt wird hier ein Mittel unter vielen andern gewählt, das in einer viel späteren Zeit zum
Ziel selbst wurde. Wollte man es in Kürze zusammenfassen, müßte man sagen, bei den Illusio-
nisten des Barock sei die Luft dem Raum untergeordnet gewesen, der noch immer das Dominierende,
das vielumkämpfte Motiv aller künstlerischen Bestrebungen blieb. Handelte es sich darum,

Hans Meid, Selbstbildnis.

Zeichnung
 
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