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Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]
Die Graphischen Künste — 37.1914

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Frey, Adolf: Die Entstehungsgeschichte der Medaille auf Gottfried Kellers siebzigsten Geburtstag
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https://doi.org/10.11588/diglit.4205#0080
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DIE ENTSTEHUNGSGESCHICHTE DER MEDAILLE
AUF GOTTFRIED KELLERS SIEBZIGSTEN GEBURTSTAG.

Ungefähr ein Jahr vor Gottfried Kellers siebzigstem Geburtstag, der auf den 19. Juli 1889
fiel, erwogen zufällig drei seiner Zürcher Verehrer, nämlich der Architekt Professor Albert Müller,
der Bildhauer Richard Kißling und der Journalist Albert Fleiner, wie und womit die Zürcher den
illustren Anlaß am angemessensten begehen könnten. Nach einigem Hin und Wider erschien eine
Denkmünze ihnen als die würdigste Ehrengabe für den greisen Dichter. Sie setzten sich mit
andern ins Benehmen, worauf sich zur weiteren Anhandnahme der Sache eine zwölfgliedrige
Kommission bildete.

Böcklin ließ sich mit Freuden willig finden, den Entwurf herzustellen.

Nun galt es zunächst, nach einem Medailleur Umschau zu halten und sich womöglich des
bewährtesten zu versichern. Albert Müller, dem der Vorsitz und damit die Abwandlung des
Geschäftlichen Überbunden worden war, wandte sich dieserhalb den 2. Oktober 1888 an den
hervorragenden Numismatiker Friedrich Imhoof-Blumer in Winterthur, wobei er in seinem Briefe
bemerkte, daß es wünschenswert, doch nicht Bedingung sei, die Arbeit durch einen Schweizer
ausführen zu lassen. Zwei Tage darauf erhielt er den Bescheid, im eigenen Lande käme als
Porträtmedailleur wohl nur der Genfer Hugues Bovy in Betracht, vorzügliche Arbeiten aber liefere
der k. k. Kammermedailleur Anton Scharff in Wien; und sehr richtig äußerte der Gelehrte: »Ein
Deutscher macht sich vielleicht auch mit mehr Liebe als ein französischer Schweizer an eine
Medaille für Gottfried Keller.« Da der gleichfalls um Auskunft angegangene eidgenössische Münz-
direktor sich dahin vernehmen ließ, kein Schweizer vermöge sich mit Schwenzer in Stuttgart und
mit Scharff zu messen, so richtete Albert Müller den 14. Dezember an den letzteren die Anfrage,
ob er willens wäre, das von Böcklin im Durchmesser von sieben Zentimeter angefertigte Modell
für die Medaille, die in Gold auszuführen wäre, herzustellen. Zugleich erbat er sich eine Antwort

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