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Techniken zuzuordnen, aber Meid lehnt dieses Vorgehen selbst ab. Vom Grabstichel ermüdet,
erholt er sich mit der kalten Nadel, tauscht Wuchtigeres mit Spielerischem aus und umgekehrt,
versucht ein und dasselbe Thema in verschiedener Manier. Eine Chronologie seiner Blätter kann
von diesen Gesichtspunkten aus nicht aufgestellt werden.

Wie mit der Technik, so wechselt er mit dem Kreis seiner Stoffe. Er gehört nicht zu jenen,

die die ganze
Welt nur in ih-
rer eigenen Per-
sönlichkeit ge-
stalten Wohl ist
diese Persön-
lichkeit überall

anwesend,
wohl schenkt
sie sichniemals
fort; aber sie
hat die Fähig-
keit, sich anzu-
schmiegen, rich-
tiger gesagt:
sich einzufüh-
len in die Viel-
fältigkeit der
Umwelt. Und
damit kommen
wir zu jenem
Punkte, der be-
zeichnend für
seine Zyklen
und für einen
großen Teil der
freien Radierun-
gen ist: wenn
er Blätter zu

Shakespeare
gibt, so gibt er
wirklich Sha-

Hans Meid, Aus dem Zyklus zum »Don Juan« : Die Erscheinung des Komturs. — Nach der Radierung
Mit Genehmigung des Verlegers Paul Cassirer in Berlin.

kespeare, und
wenn er Blätter
zu Mozart gibt,
so gibt er wirk-
lich Mozart.
Es kommt ihm
nicht daraufan,
den gewählten
Vorwurf dahin
auszunutzen,
um sein eige-
nes Selbst zu
zeigen,sondern
er versucht, in
denVorwurfbis
ins letzte ein-
zudringen, ihn
an der charak-
teristischesten
Pointe zu fassen
und ihn von
dieserauszuer-
schöpfen. Wir
haben ja gese-
hen, wie er in
einzelnen Blät-
tern des »Don
Juan« weniger
das Rein-
Menschliche
darstelltalsviel-
mehrdasOpern-

mäßige, die Bühne und die Pose. Den Don Juan so zu packen, wie ihn Mozart vielleicht im
Innersten geträumt hat — das ist das Ziel. Und deswegen kann man ihn wohl als den gebornen
Illustrator bezeichnen, und man wird auf die Illustrationen zum »Wallenstein«, die er eben jetzt in
Arbeit hat, sehr gespannt sein müssen.

Otto Zoff.

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