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EXLIBRIS.

Die Sitte, Bücher seines Besitzes mit einem besonderen Eigner-
zeichen zu versehen, ist älter als die Erfindung Gutenbergs, sie läßt
sich schon an mittelalterlichen Handschriften und Inkunabeln mit freilich
wenigen Beispielen nachweisen; mit der Buchdruckerkunst hält sie
dann fast gleichen Schritt. Bis auf einige italienische Arbeiten, ein-
gemalte Wappen in Büchern des vierzehnten Jahrhunderts, sind uns
in jenen frühen Zeiten nur deutsche Exlibris bekannt, und so darf
denn Deutschland mit Fug als die Heimat und der eigentliche Boden
jener Sitte bezeichnet werden, die, sowie sie auftrat, sich sogleich mit
der Kunst verbunden zeigte. Als ältestes gedrucktes Exlibris gilt das
1480 datierte Blatt der Kartause von Buxheim von Hildebrand Branden-
burg, ein bemalter Holzschnitt, einen Engel mit Wappen darstellend.
Mit dem Aufkommen von Holzschnitt und Kupferstich werden die
handgemalten Blätter schnell verdrängt, ihr Gegenstand, stets heral-
discher Natur, wird mit religiösen und symbolischen Motiven künst-
lerisch ausgebildet; freilich bleibt das Wappen, als das Signum des
Besitzes, auf lange hinaus das Wesentliche, der Kern, den mit aller Art
Erfindung und Zierat zu umgeben der Phantasie des Künstlers anheim-

Maximilian Liebenwein. Lithographie.

fällt. Früh schon sehen wir viele der noch heute beliebten Motive
verwendet; es traf sich gut, daß der Beginn dieser Kunstübung mit der großen Zeit der
deutschen Graphik zusammenfiel. Wir kennen Exlibris von Dürer, von denen das für Wilibald
Pirckheimer am bekanntesten ist, von Cranach, von Zeitblom. Das sechzehnte Jahrhundert kannte
schon den Begriff der »angewandten Kunst«, wir wissen, daß namentlich die Kupferstecher
Vorlagen für das Handwerk, für Edelschmiede und Glasbläser, entwarfen, und so finden wir auch
die Kleinmeister, die Brüder Beham, Virgil Solis, Jost Amman, Mathias Zündt mit dem Exlibris
beschäftigt. Herrschte vorher noch die Erfindung des Künstlers vor, so macht sich jetzt immer
stärker der Einfluß des Auftraggebers geltend. Das Barock, das in der deutschen Kunst etwa
mit Jost Amman einsetzt, kam der immer ausgeprägteren Vorliebe für Allegorie und Gloriole
zustatten. Anfangs des siebzehnten Jahrhunderts taucht das Exlibris auch in außerdeutschen
Ländern auf, am frühesten erscheint es in den Niederlanden (besonders schön bei Ägydius Sadeler),
in der Rokokozeit blüht es in Frankreich, gegen Ende des achtzehnten Jahrhunderts in England,
wo es verschiedene Stile durchmacht, um durch den Kupferstecher Sherborn endlich eine Form zu
erhalten, die man wohl klassisch nennen kann und die für alle Zeiten Sinn und Genügen behält.

Die österreichische Exlibris-Gesellschaft hat unlängst in den Räumen des Museums für Kunst
und Industrie eine reichhaltige Ausstellung veranstaltet, die sowohl die geschichtliche Entwicklung

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