Luigi Kasimir, Stift Lilienfeld.
Farbi.ee Radieruna'.
LUIGI KASIMIR.
Ungestüm, mutig, unbekümmert, strotzend von Dreimännerkraft, brach Luigi Kasimir, wie einer,
der vordem die Axt geschwungen oder die Pflugschar geführt, aus dem Handwerk hervor und in
die Kunstarena hinein, zum erschrockenen Erstaunen der ebenso wohlgesitteten wie verzopften
Akademiker, zur neidvollen Verblüffung der nicht minder verzopften Konjunktur-Revoluzzer
mannigfachster Art. Er hat sich bisher weder um das Tun und Lassen der einen wie der andern
bekümmert, vielmehr stets den Lauten des Getiers in den Wäldern und auf den Feldern lieber
gelauscht als den Lehren der Schulmeister und Propheten neuer, neuester, allerneuester Kunst-
heillehren und ist lieber durch Stadtgassen gewandert als durch Galeriesäle und ist lieber auf
Domplätzen zeichnend gesessen als debattierend in Kaffeehäusern. Daseinsfroh, arbeitsfreudig
und unermüdlich hat Kasimir sich selbst gebildet. Autodidakt im besten Sinne des Wortes, verlor
er sich nie an die Nachahmung anderer, selbst der größten und erfolgreichsten Stiftkünstler nicht.
Er verschmähte die Parteigängerei, die Ränke ihrer Kunstpolitik waren ihm entbehrlich. Nie mühte
er sich darum, eine Wahlstimme oder ein günstiges kritisches Urteil zu erschmeicheln oder zu
erkaufen. Er vertraute allein auf die Kraft seines Willens, die Geschicklichkeit seiner Hand, die
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