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Er war ein frommer Junge, und es war eigentlich selbstverständlich, daß er Geistlicher wurde.
Keinesfalls war es die Mutter, die ihn etwa dazu gezwungen oder überredet hätte.

Er studierte Theologie zuerst in Klagenfurt und dann von 1899 an in St. Paul, wo es ihm gleich
von Anfang an sehr gut gefiel. Die Jahre 1902 und 1903 verbrachte er in Rom als Zögling des
Anselmianums, des Benediktinerinstitutes auf dem Aventin. 1903 kehrte er nach St. Paul zurück,
wurde dort ausgeweiht und kam als Präfekt ans Konvikt. Doch taugte er, wie er selbst versichert,
für diese Stelle nicht, weil er Strenge und Milde nicht im richtigen Ausmaß zu verteilen wußte. Da
jedoch das Stift einen Zeichenlehrer brauchte und er zeichnerisch begabt war, so kam er schon im
Frühjahr 1904 nach Wien, um sich hier an der Akademie für diesen Beruf auszubilden. Von Professor
Vinzenz Heller, dem Bildhauer-Anatomen, den er zufällig kennen gelernt hatte, wurde er zu Professor
Christian Griepenkerl geführt, dem die Arbeiten des jungen Geistlichen so gefielen, daß er ihn gleich
in die dritte Klasse genommen hätte. Doch war bei dem herrschenden Andrang Lobisser schließlich
froh, als er von Professor Siegmund L'Allemand überhaupt aufgenommen wurde. Unter diesem ab-
solvierte er nun, während er bei den Barmherzigen Brüdern im Quartier stand, vier Jahre allgemeiner
Malerschule. Am meisten verdankt er dem Abendakt bei Professor Julius Schmid. Er wurde auch
durch den ersten Aktpreis ausgezeichnet.

1908 kehrte er ins Stift zurück und übernahm dort den Zeichenunterricht, womit für ihn ein
lustiges Leben anhob, denn er konnte nun nach Herzenslust mit dem Malkasten — der »Glampfen«
(Gitarre) und dem Schießprügel in seinen über alles geliebten Wäldern herumschweifen. Nicht selten
ging's da an einem Tag auf drei Berge hinauf. Da wurde fleißig gelandschaftert, aber auch fest »g'jagert«.

1914 mußte er, den neuen Vorschriften für den Zeichenunterricht an Volks- und Mittelschulen
entsprechend, in Wien an der Kunstgewerbeschule einen Befähigungsnachweis für seine Zeichen-
professur erbringen, und als 1915 der Oberförster und die Hälfte der Jäger des Stiftes eingerückt
waren, da trat er an dessen Stelle und hatte nun während des Krieges alle Hände voll zu tun mit
der Verwaltung der klösterlichen Wälder.

1920 fügte es sich, daß Lobisser an der Altarwand des Kirchensaales im Gymnasium zu St. Paul
ein umfangreiches Gemälde mit vielen überlebensgroßen Figuren malen konnte. Dargestellt ist eine
»Epiphanie«. In der Mitte steht hochaufgerichtet die heilige Maria und zeigt das Kind dar (»mit strenger
Amtsmiene«, wie der Künstler erläutert), links den heiligen drei Königen, rechts den Hirten und
in der Mitte vorne den in der Kirche versammelten Andächtigen. Die Temperafarben waren Kriegs-
farben, die leider manches zu wünschen übrig lassen. Besonders das Blau hat versagt und wirkt heute
trüb und grau. Mit dieser sauberen und gediegenen, vielleicht ein bißchen kühlen und unlebendigen
Arbeit hat Lobisser den bedeutungsvollen Schritt von der Landschaftsmalerei zur Figurenmalerei
vollzogen.

Das Jahr darauf, 1921, bestellte der Fürstbischof von Klagenfurt, Herr Dr. Adam Hefter, der
früher, und zwar auch in St. Paul Gymnasialprofessor gewesen war, bei Lobisser für seinen Salon
einTriptychon, das die Legende der seligen Hemma, der Schutzpatronin des Stiftes Gurk, zum Vor-
wurf haben sollte.

In der Mitte schwebt, von ihrem Mantel umwallt, die Heilige zwischen zwei nackten Engels-
bübchen. Unten sieht man Gurk und eine kniende Gurktalerin. Links betet Hemma vor dem Marien-
kirchlein in Maria Elend im Rosental, wohin sie, als sie das erstemal Mutter wurde, gewallfahrtet
war. Der Teufel versucht vergeblich das Kapellchen mit Felsblöcken zu zerschmettern. Auf dem
rechten Flügel ist zu sehen, wie die Heilige auf einem geruhig von einer Kuh gezogenen Wägelchen
den Nachstellungen ihres Vogtes entkommt, der sie in einen Turm hat einsperren wollen. Als Witwe

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