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Abb. 2. »Die indischen Berge«. Westturkestan, datiert 1314 n. Chr.

London, R. Asiatic Society.

Anstrengungen gemacht,
die umgebende Natur zum
besseren Verständnis der
Fabel mit heranzuziehen,
aber sie bleibt beherrscht
von dekorativen Gesichts-
punkten, unter strenger
Stilisierung der einzelnen
Elemente. Schematisierte
Baumgebilde und orna-
mentale Blütenstauden in
naiver Buntheit dienen der
szenischen Belebung des
Vorgangs und der Erzie-
lung einer geschlossenen
Bild Wirkung (Abb. 1). Ähn-
lich gelangt in den »Unter-
haltungen« des Hariri, die
im XII. und XIII. Jahrhun-
dert von der Bagdader
Schule ebenfalls gern illu-

striert wurden, bei der Schilderung von Begebenheiten im Freien im Rahmen figürlicher Kom-
positionen gelegentlich vegetabiles Beiwerk stärker zur Geltung.

Entscheidende Impulse gab diesen Bestrebungen aber erst die durch die große Mongolen-
invasion vermittelte engere Bekanntschaft mit der chinesischen Malerei, deren Wirkung wir zunächst
in der Übernahme ostasiatischer Wolkengebilde und gegen Ende des XIII. Jahrhunderts dann ent-
scheidend in einer völligen Umstellung des ganzen landschaftlichen Empfindens verspüren. In
einigen Fällen sind die Vorbilder mit fast kopienhafter Treue nachgeahmt, im allgemeinen aber
findet eine Umprägung der fremden Elemente in die islamische Formensprache statt. In den bis zu
einem gewissen Grade enzyklopädischen Geschichtsdarstellungen mongolischer Herrscher tritt
diese neue Richtung deutlich hervor, und schon im Jahre 1314 begegnen wir in einer solchen Hand-
schrift unter anderem zwei landschaftlichen Szenerien, die um ihrer selbst willen dargestellt sind,
die eine in enger Anlehnung an chinesische Tuschbilder, die andere (Abb. 2) freier und phantasie-
voller das Thema der »Indischen Berge« gestaltend: Hügel von exotischer Form, mit dürrem Baum-
werk besetzt, in geschlossener Komposition und mit kontrastreichen Schattierungen, davor ein
Wasserlauf, von Fischen und Schwänen belebt.

Sind hier Spuren der Berührung mit Werken der Sungmeister noch unverkennbar, so erfolgt
die weitere Entwicklung im Laufe des Jahrhunderts ganz im Banne fortschreitender Iranisierung.
Das liegt vornehmlich daran, daß jetzt das persische nationale Epos unter den zu schmückenden
Texte n in den Vordergrund tritt und bei der Bearbeitung heroischer Vorwürfe -die stimmungsvolle
Ideallandschaft zumal bei dem Ringen um koloristische Effekte sich als künstlerisches Problem
geradezu aufdrängt. Die umgebende Natur soll teilnehmen an dem geschilderten Vorgang, und bei
dem liebevollen Sichversenken in ihre Schönheit regt sich in manchem Buchmaler der Landschafter
so stark, daß er der Versuchung nicht widersteht, unter Weglassung alles Figürlichen gelegentlich
 
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