Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (50.1927)

lehrling in die Genossenschafts-
Buchdruckerei kam. Hier ver-
brachte Huber vier Jahre, von
1910 bis 1914. Hatte er wegen
seiner künstlerischen Begabung
schon in der Bürgerschule in-
sofern eine Ausnahmestellung
innegehabt, als ihm der Zeichen-
lehrer erlaubte, in Öl zu malen,
so sagte ihm der Zeichenlehrer
derFachschule der Buchdrucker
in der Renngasse gar, er könne
ihn nichts mehr lehren, er solle
an die Kunstgewerbeschule ge-
hen. Das tat Huber denn auch
und arbeitete dort fünf Viertel-
jahre lang abends, lernte Raum-
einteilung, entwarf Tapeten und
dergleichen. Auf der Jahresaus-
stellung derFachschule war ein
Saal voll mit Arbeiten seiner
Hand. Diese gefielen Herrn
Schulda, dem Inhaber der Firma
F. Rollinger, so sehr, daß er
den jungen Menschen gleich
zu sich in die Fabrik nehmen
wollte. Der« vorsorgliche Vater
jedoch bestand abermals darauf,
daß vorerst die vier Lehrlings-
jahre in der Buchdruckerei zu
Ende gebracht würden. Hernach
aber kam Huber zwar sofort zu
Rollinger, aber nur für kurze
Zeit, denn es brach der Krieg

aus und Huber stand von 1915 bis 1918 im Felde. 1919 aber trat er dann endlich bei Rollinger ein,
und zwar nicht als Setzer, sondern als Zeichner. Zuerst lernte er den ganzen Betrieb gründlich kennen.
Seinen ständigen Sitz aber hatte er in der lithographischen Abteilung. Er entwarf Briefköpfe, Reklame-
karten, Akzidenzsatz, Vorsatzpapiere und dergleichen. An Samstagnachmittagen konnte er schaffen,
was ihn gelüstete, Papier und Farben standen ihm unbeschränkt zur Verfügung. Solche Arbeiten
sah einmal zufällig der Maler Sturm-Skrla und wollte, daß sich Huber an der Ausstellung der
»Neuen Vereinigung« beteilige. Der traute sich aber noch nicht. Späterhin brachten seine Mutter und
ein Freund Arbeiten von ihm in die »Kunstgemeinschaft«, wo sie besonders dem Bildhauer Ambrosi
sehr gefielen. Dessen Lob und der Verkauf von zehn der ausgestellten zwölf Arbeiten waren fin-
den jungen Künstler ein gewaltiger Ansporn. Dann stellte er 1920, von Josef Hoffmann eigens

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Ernst Huber, Überschwemmung

Lithographie aus der Rollinger-Mappe.