Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (50.1927)

Was aber den besonderen Reiz von Hoffmeisters Graphik ausmacht, ist neben der Vielseitigkeit
technischer Gestaltung der erstaunlich feine Geschmack des Künstlers, der sich nie in der Wahl
seiner Mittel vergreift. Die Intimität der Wirkung ist ein besonders ausgeprägtes Ziel seiner Kunst.
Da es ihm nie um Modernität zu tun ist, hat der junge Künstler in ernsthafter Arbeit einen eigenen
Stil sich errungen, der eine hohe Qualität und höchst originalen Charakter besitzt.

Insofern ist es auch schwer, den Künstler in eine bestimmte Gruppe einzuordnen. Die Anschauung
verschiebt sich vollständig, wenn man Hoffmeisters Graphik von dem Bereiche eines anderen aus
zu beurteilen sieh anschickt. Dafür ist sie einerseits zu handwerklich fundiert, anderseits ist sie
nicht von ausgesprochen weltanschaulichen Tendenzen geleitet. Denn hinter allen Arbeiten
Hoffmeisters steht nicht die Eingebung eines erregten Gefühls, nicht die phantasievolle Einbildungs-
kraft, sondern die Freude an der Handwerkssicherheit einer kultivierten Zeichnung und sauberen
Modellierung, die sich ihrer Grenzen, aber auch ihrer Möglichkeiten voll bewußt ist. So überrascht
es auch nicht, daß Hoffmeister besonders für klar formulierte Aufträge disponiert ist. Gerade in
seinen Gelegenheitsarbeiten hat er immer bewiesen, daß er jederzeit das Leben zu erfassen versteht
und zu der besonderen Einheit eines Kunstwerkes vereinigen kann, daß er mit konzentrierter
Andacht und mit unermüdlichem Schaffensdrang den Wert der Arbeit in einer tadelsfreien Technik
und soliden Gestaltung sprechen lassen will. Das aber macht alle Schöpfungen des Künstlers auch
so liebenswert. Sie wollen nichts mehr oder weniger sein, als unverfälschte Offenbarungen einer
großen Liebe zu allen Erscheinungen der Natur. Werner Teupser.