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Kraft dartun wird, wenn sich die menschlichen Beziehungen des Künstlers noch verfestigt haben
werden, die Konzentration nach der Seite des Weltanschaulichen genügendere Überzeugungskraft
entfalten kann. Hand in Hand damit wird das bereits gegenwärtig nicht unerhebliche Können des
jungen Graphikers sich nicht nur noch reifer manifestieren, sondern auch noch bestimmter An-
spruch erheben können, im Rahmen der neuen deutschen Graphik eine klar geprägte Stellung
angewiesen zu erhalten.

Überblicken wir das bisherige Schaffen Ritschels und vergleichen wir es etwa mit dem
anderer jüngerer deutscher Künstler, die bisher noch nicht besonders betont hervorgetreten sind,
so will es uns scheinen, daß vor allem in der Graphik und Zeichnung eine größere Zahl von
Talenten hervordrängen, die im Besitze einer sicheren handwerklichen Schulung und im Anschlüsse
an eine erprobte und reiche Tradition sich zu entfalten suchen, ohne nur eine alte graphische
Konvention zu beleben. Wir werden gut daran tun, auf solche Begabungen und ihre Entfaltung zu
achten. Es wird aber auch unsere Pflicht sein, darauf hinzuweisen, daß die Kultur des graphischen
Ausdrucks maßgebend sein wird für das gesamte künstlerische Schaffen unserer Zeit überhaupt,
vorausgesetzt, daß die graphische Niederschrift eine reine, hemmungslose Offenbarung einer schöp-
ferischen Phantasie ist. Die bis jetzt vorliegenden Arbeiten des jungen Friedrich Ritschel scheinen
die nicht unbegründete Hoffnung auftauchen zu lassen, daß in ihm noch besondere Kräfte schlummern,
die infolge ihrer erfrischenden Gesundheit zu schöner Reife gelangen können, wenn sich die Sicher-
heit seines Ausdruckswillens noch verstärkt und ihm die Begnadung einer überschäumend aus-
strömenden, bildnerischen Phantasie erhalten bleibt. W. Teupser.
 
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