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das lithographische Blatt (1925) in reinem Striche,
mit einem Gegenstande aus der dänischen Ge-
schichte, dem »Prediger Hans Madsen, der über
den Fjord flüchtet«, ist charakteristisch für seinen
gesunden und stilvollen Naturalismus. Ebenso
die ausgezeichneten früheren Holzschnitte »Kopf
eines kleinen Mädchens« und der »Mann mit den
Kaninchen«.

Die hier besprochenen Künstler aus der
»Schule von Fyen« haben dem stilvollen Na-
turalismus, der in der alten dänischen Schule
aus der ersten Hälfte des XIX. Jahrhunderts
wurzelt, den schönsten modernen Ausdruck ver-
liehen. Andere Künstler schließen sich ihnen an,
z. B. Danneskiold-Samsöe mit seinen Jagd-
szenen in Holzschnitt. Ganz anders verhält es
sich mit einigen Künstlern, die wir im folgenden
erwähnen werden.

Unter den jüngeren ist Ernst Hansen
(1892 geb.), so sehr er sich auch von den
Männern von Fyen unterscheidet, doch noch mit FritzSyber& Frau mitKind Holzschnitt.(130.120„„„., ,915und li)21.
ihnen verwandt. So jung er ist, hat er schon eine

gewaltige graphische Arbeitsleistung hinter sich. Auch er ist Maler, aber seine gezeichnete, radierte,
lithographierte und in Holz geschnittene Arbeit wiegt schwerer, sowohl der Quantität als auch der
Oualität nach. Seine Verwandtschaft mit den Malern aus Fyen zeigt sich in seiner scharfen Natur-
beobachtung — auch er hat als Jäger in der Natur gelebt —, aber er entfernt sich von ihnen durch
seine Neigung zu stilisieren, was er, wie es uns dünkt, bisweilen mit einiger Willkür tut, während sich
»der Stil« bei den älteren völlig zwanglos gibt. Man darf jedoch nicht übersehen, daß Ernst Hansen
durch dieses Bestreben, die Natureindrücke zu vereinfachen, wirklich eine bedeutende Schlagkraft
und dekorative Wirkung des Bildes erzielen kann. Seine Naturbeobachtungen — weibliche Akte und
Tiere, seine Hauptgegenstände — hat er in einer Unzahl von Zeichnungen und graphischen Arbeiten
aufs Papier gebracht, zum Teil als Buchillustrationen verwendet. Mehrmals ist er in den arktischen
Gegenden gewesen und hat die Schilderungen, die der berühmte Polarethnograph Knud Rasmussen
vom Leben der Eskimo entworfen hat, mit phantastischen Illustrationen begleitet.

Wenn wir endlich von diesem Künstler uns zu zwei anderen wenden, Axel Jörgensen und
Einar Nielsen, verlassen wir ganz die ältere dänische Tradition mit ihrer unveränderlichen Grund-
lage von naturalistischer Arbeit. Die beiden genannten Künstler suchen andere Wege. Alle beide
haben namentlich als Maler gearbeitet, aber jeder hat in einem einzelnen großen Werk einen Beitrag
zur dänischen Graphik geliefert, den wir nicht unerwähnt lassen können.

Der ältere ist Einar Nielsen (1872 geb.), als Maler ein eigenartiger Stilsucher und Asket.
1927 erschien sein »Buch Hiob« mit 14 Holzschnitten. Er versucht hier ein typographisches Gesamt-
bild zu schaffen, unter anderem durch ausschließliche Verwendung von Majuskeln und durch
kräftige Einrahmungslinien um Text und Bilder, an ältere französische oder italienische Buchkunst
anknüpfend. Es ist aber nicht zu leugnen, daß der Stil in den Holzschnitten manieriert ist.

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