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äußeren Erfolg und ohne Klage über die nicht absehbare Zeit, die er seinen Studien widmet, geht
er den für notwendig gefundenen Weg.

Aus der jüngsten Zeit stammt ein Kinderköpfchen (Abb. 8), dessen Liebreiz den Beschauer
auf den ersten Blick gefangennimmt. Hier hat sich der Künstler mit besonderer Liebe in das Natur-
vorbild versenkt und unbekümmert um theoretische Erwägungen ein Kunstwerk geschaffen, das
wir gerne als ein Resultat seiner vielgestaltigen Versuche ansehen möchten, die den Künstler
zuweilen in die Bezirke äußerster Gegensätzlichkeit geführt haben. Die »Rückkehr zur Natur« scheint
hier in glücklichster Weise vollzogen. Die Kurve der Entwicklung, die unser Künstler zielbewußt
durchschritt, führt ihn endlich — in einer anderen Ebene der Spirale — zum Ausgangspunkt zurück. Die
rein struktiven Elemente der Komposition, um die sich Stefferl so heiß bemühte, scheinen hier durch
zarte Valeurs, die den Kopf modellieren, gebändigt. Die Meisterschaft des Künstlers offenbart sich
in der Freiheit und Selbstverständlichkeit, mit der alle Kunstmittel gehandhabt sind. So gehandhabt,
daß sie der vom »Gegenstand« gefesselte Blick des Beschauers gar nicht mehr gewahr wird. Im
restlos gelungenen Kunstwerk ist alle Problematik aufgesaugt.

Zum Schlüsse sei noch erwähnt, daß neben diesen Arbeiten zahllose Kompositionsstudien
entstanden, in denen der Künstler nicht müde wird, in immer neuen Varianten Akt, Pferd und Natur
formal zu einer Bildeinheit zu zwingen (Abb. 9). Ein Bemühen, das im kritischen Beschauer die
Erinnerung an Hans von Marees heraufbeschwört. Ob der Künstler die endgültige Lösung der gestell-
ten Aufgabe als Graphiker oder als Maler lösen wird, ist dermalen noch nicht abzusehen. Vielleicht
würde ein großer, monumentaler Auftrag, der die Phantasie des Künstlers vor konkrete Bedingt-
heiten stellte, den Stein ins Rollen bringen. Anton Reichel.

Abb. 9. Bartholomäus Stefferl, Kompositionsskizze.
 
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