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Gestalter versagt, kann uns nicht wahrhaft helfen. So viele gute religiöse Bilder auch heute noch
in der guten Stunde guter .Maler entstehen, sind die, die voll religiös wie sinnlich ergriffen werden
wollen, damit zufrieden? Wer die Bergpredigten, die Passionsszenen, die Engel und Heiligen, die
Christusbilder unseres Jutz in sich aufnimmt, fühlt, das ist doch ganz was anderes als ein Figuren-
bild, eine figürliche Komposition, der der Maler halb verlegen, halb verwegen einen biblischen oder
religiösen Titel gegeben hat. Vor mancher Schöpfung dieser Art des Adolf Jutz fühle ich, wie sein
Schaffen oft weniger Arbeit als Gnade war.

Er hat seine religiösen Bilder nie aufgefaßt wie ein Thema, das rein kompositorisch erledigt
werden soll und kann. Sein religiöses Schaffen geht für sich - ist Höchstes, ist nichts Alltägliches.
Und wie stark er gerade hier als Komponist geworden, ist nur vor den Objekten zu zeigen. Ein
Wesentliches muß betont werden. In seinen biblischen Kompositionen, etwa dem lithographierten
Gethsemane-Bild — es liegt in zwei Fassungen vor —, wird die enge Verbundenheit von Natur und
Mensch zur wahrhaft schönen Vergeistigung. Hier ist eine Brücke geschlagen von unserer
erbärmlichen Zerrissenheit zu großer mittelalterlicher Ausdruckskraft.

Vielleicht versteht man dies schon beim Anblick mancher Zeichnung zu obengenannten
»Badischen Volksliedern«. Dies Liederbuch ist eine Perle echter, starker Impulsivität, im rein
künstlerischen, wie im religiösen Sinne. Es ist allerstärkste deutsche Kunst.

Sehr weiten Ruhm wünsche ich diesem Künstler, der nicht unzufrieden sein darf mit seinen
bisherigen Erfolgen, so groß sie auch schon sind.

Viele Sammlungen besitzen ganze Reihen seiner Werke. In München, Karlsruhe, Stettin,
Mannheim, Dresden, Nürnberg, Freiburg i. B. ist sein graphisches Schaffen recht gut kennen-
zulernen. Und auch andere Auszeichnungen von großem Gewicht wurden ihm zuteil.

Das alles wiegt doppelt schwer bei einem Künstler, der nicht auf die Fassade eingestellt ist,
der ganz im Stillen schafft — ganz hingegeben seiner ernsten, durch und durch wahrhaften Kunst.

E. W. Bredt.

Adolf Jutz, Abschied von der Liebsten. Illustration zu den .»Badischen Volksliedern«.

Federzeichnung.
 
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