Gesellschaft für Vervielfältigende Kunst [Hrsg.]: Die Graphischen Künste (53.1930)

Abb. 2. Franz Windhager, Lambach.

Aquarell.

schwellenden Formen entsprechen offenbar am treuesten dem Formendrang seines eigenen mensch-
lichen und künstlerischen Wesens: wie die Hügel lässig auf- und niederwogen, wie die Ager sich
fröhlich rauschend in die Traun ergießt (wo man so gemächlich am Ufer dahinschlendert, schroffe
Berge in der Ferne auftauchen, aber nicht beunruhigend, drohend, sondern durch den blauen Duft
der Ferne gemildert und dem friedlichen Bilde eingeordnet); wie leichte Windstöße über das Land
dahinzucken, da und dort launische Wirbel erzeugen; wie mächtige Gewitter aufsteigen, sich ent-
laden, dahinfegen, sich auflösen; und nicht zuletzt: wie das alles schon barock gestaltet ist im
herrlichen Lambacher Kloster, in seinen Portalen, Höfen, den im Rhythmus der Landschaft gedrehten
üppigen Figuren des Klostergartens, die er mit treuester Hingabe zeichnete.

Windhager ist in erster Linie Maler. Das Ineinandergleiten der festen Farbflächen in den
unendlichen Abstufungen von Licht und Schatten darzustellen ist. seine besondere Kraft (Abb. 2).
Hier ist nur über ihn als Graphiker zu sprechen. Bei manchen Skizzen erschöpft sich das Interesse
schon an der Zeichnung, am hauchzarten Schwarz-Weiß der Übergänge. Windhager ist auch
Plastiker. Damit ist gesagt, daß-ihm die feste, klare Zeichnung immer die selbstverständliche Voraus-
setzung jedes Bildes ist. Und zwar nicht im Sinne der Deutschen: die Zeichnung als eigenwilliges,
krauses, leidenschaftlichesPhantasiegebilde, sondern imSinne derltaliener: als unerbittliches, sicheres
Gerüste und Gehäuse, als scharf von derLuft abgehobener Kontur. Als solcher aber doch wieder gefügig,
elastisch, dem Gefühl gehorsam. Es wogt doch auch wieder das schwellende Grundgefühl hinein,
das durch jene Landschaft hindurchzieht. In den gezeichneten Akten ist es besonders deutlich zu
spüren (Abb. 1). Manche dieser weiblichen Gestalten möchte man sich wünschen in Marmor

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