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aufglühen. Nach rückwärts flutet das
I, -' r^^^^ä^/^^tj^^mWMtfWff'' a,les in die Landschaft über und die

Landschaft flutet herein und es ist ein
einziges friedliches Wogen.

Dieselbe flockige Weichheit nun
auch in der offenen Landschaft (Abb. 3):
wie da der gefürchtete Salzburger Regen
niederströmt, »so sanft wie Schnee nieder-
geht«, meinte Windhager einmal, wie die
Menschen sich ergeben ducken und dabei
doch gewiß auch mit kernigen Scherzen
dagegen aufmucken, das ist echtestes
Salzkammergut. Auch die Gegend von
St. Gilgen ist ihm ja zur malerischen
Heimat geworden.

Neben diesen derben bäuerischen
regen sich aber auch viele romantische
Züge. Etwas von Schwind ist zu spüren,
aber einem, dem Cornelius erspart blieb,
der sich im Malerischen mit unendlicher
Lust badet und tummelt. Die Nymphe im
Halbdunkel des Waldes (Abb. 4), ganz
in traumhaftes Schwellen, Schwirren und
Flimmern von Schwarz und Weiß gelöst
dieses Motiv kehrt bei ihm oft wieder. Das Malwerk in seiner Gänze ist voll von märchenhaften Motiven.

Diese Gabe der passiven Hingabe, der restlosen Einfühlung in Landschaften und Gestalten,
in idyllische und märchenhafte Situationen kommt Windhager für die Illustration sehr zustatten.
Seine farbigen Bilder zum »Armen Spielmann« von Grillparzer (in der Gerlach'schen Bücherei, vor
etwa 20 Jahren), geben die wienerische Atmosphäre, wienerische Typen so warm und wohlig, so
beseelt von Glut und Duft der Landschaft, daß man alles auf der Zunge schmeckt. Und so ist auch
in seinen Schönbrunner Lithographien (als Buch im Verlag der Gesellschaft erschienen) viel vom
unendlichen Zauber des Parkes und seiner tändelnden Figuren eingefangen. Wollte einmal ein
Verleger (oder die Stadt Wien) Werke von Chiavacci oder Pötzl von ihm illustrieren lassen, es
kämen die köstlichsten Urwiener Bücher zustande.

Die Erdverbundenheit Windhagers bringt es mit sich, daß man bei ihm so oft die Nähe öster-
reichischer Dichter verspürt, auch wenn er nicht illustriert. Bei den Landschaften klingt Adalbert
Stifter von fern an, der freilich kein »Sich-gehen-lassen« duldete, sondern alles Naturhafte in
strenger Zucht bändigte. Am meisten wird immer Stelzhamer vor Augen treten. Trotz Wien und
Akademie, trotz Italien und Schwind bleibt Windhager der Dialektmaler, dessen Werke so ge-
schmeidig, so leichtlebig, so gesund und unverwüstlich fröhlich dahinfließen wie die Sprache unseres
Volkes. Das ist bis in den gesteigerten Stil hinein zu verspüren. Mancher mag mehr die genre-
mäßigen Darstellungen lieben. Daß Windhager den Dialekt so tief in die künstlerische »Schrift-
sprache« hineinzutragen vermochte, das scheint mir der anderen Hälfte seines Werkes eine gleich
hohe Bedeutung zu verleihen. Franz Ottmann.

Abb. 4. Franz Windhager, Weiblicher Akt.

Radierung.
 
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