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vergegenwärtigen, muß man wissen,
daß Pevetz ursprünglich die schwarz-
weiße Kreidezeichnung in streng
graphisch-linearer Manier bevorzugt
hat. Langsam erfolgte dann der Über-
gang zum malerischen Stil und damit
zur flüssigeren Tuschetechnik; analog
dazu in der Malerei der Übergang von
einer schrofferen zu einer leichten,
perlmutterartigen Palette. Entspre-
chend dem Ablauf der gegenwärtigen
Kunstentwicklung geht aber bei
Pevetz mit dem zunehmend male-
rischen' Charakter eine wachsende
Formverfestigung Hand in Hand. So
'sind etwa die älteren Kreidezeich-
nungen stark flächenhaft, masselos,
gewichtlos, gemessen an heutigen
Tuscheblättern, wo alles plastisch, in
fester Körperhaftigkeit dasteht. Über-
zeugende Stofflichkeit liegt auch auf
den leuchtenden Aquarellen. Aus
seinem Frühstil hat sich Pevetz zum
männlich energischen Reifestil durch-
gerungen, der im künftigen Spätstil
höchstens noch durch metaphysisch
ahnungsvolle Transparenz bereichert
werden könnte, sofern man auf Grund

psychologischer Gesetze hier etwas voraussagen darf. Freilich, jetzt ist bei Pevetz noch immer alles
Anlauf, Versuch, Wagnis, obwohl er immer um gleiche oder ähnliche Themen kreist, die wie
Wagners Leitmotive stets wieder anklingen und zu Umwerbung, Angriff, Eroberung reizen: Akt,
Stilleben, Uferlandschaft. Doch ist es nicht die Druckgraphik mit ihrer Vervielfältigung, die ihn reizt,
sondern die unwiederholbare Pinselzeichnung, das individuelle Aquarell. Alles Einmalige entspricht
ihm, und sei es auch das jeweils einzelne Ansetzen zur gleichbleibenden Idee. Aber gerade dadurch
kommt die originelle Unmittelbarkeit seines Wesens zum vollendetsten Ausdruck.

Karl Pichl.

Georg Pevetz, Mädchenakt

Tuschzeichnung.
 
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