„Schreiben und Malen ist ein und dieselbe Kunst,
und wer sah je einen Meister der Schreibkunst mit
einer Skizze beginnen?“1 Ein Gedicht ist ein Bild in
Worten, ein Bild ein Gedicht ohne Worte,2 und auch
das wahre Gedicht entstand nicht aus Notizbuch-
blättern.
Die Absage an das Skizzieren macht eine Schulung
zur Notwendigkeit, die dem Maler die Mittel an die
Hand gibt, ein Erinnerungsbild zu gestalten, die ihm
die Elemente der Zeichnung überliefert, wie die
Sprache dem Dichter die Worte als Ausdruckszeichen
gibt. Ein Baum, ein Fels, ein Berg wird nicht jedesmal
neu gestaltet, sondern die Einzelformen sind tradi-
tionell festgelegt. Sie zu Trägern eines eigenen Erleb-
nisses werden zu lassen, ist die Aufgabe des Künst-
lers. Jede Landschaft ist komponiert. In diesem Sinne
ist sie der Ideallandschaft der europäischen Kunst
gleichzusetzen, aber sie ist nicht ein architektonischer
Bau, sondern reines Ausdrucksbild.
Die Bildidee ist die Grundlage der Schöpfung. Ihrer
Gestaltung dient die erste allgemeine Anlage der
Hauptzüge des Bildes, in denen das Wesentliche be-
stimmt sein muß. Dann erst folgt die Ausgestaltung
im Sinne des besonderen Naturerlebnisses, das Anlaß
der Bilddichtung wurde, und endlich geht der Künst-
ler an die eigentliche Ausführung. Die Farben wer-
den verteilt. Oft sind es nur Töne von Schwarz und
Weiß. Die Einzelformen werden geordnet und in ihren
gegenseitigen Beziehungen gewogen. Das Detail wird
ausgeführt nach den überlieferten Darstellungs-
1 Ein Wort des Ghou Shun, Giles S. 119. — 1 Giles S. 102.
IOI
und wer sah je einen Meister der Schreibkunst mit
einer Skizze beginnen?“1 Ein Gedicht ist ein Bild in
Worten, ein Bild ein Gedicht ohne Worte,2 und auch
das wahre Gedicht entstand nicht aus Notizbuch-
blättern.
Die Absage an das Skizzieren macht eine Schulung
zur Notwendigkeit, die dem Maler die Mittel an die
Hand gibt, ein Erinnerungsbild zu gestalten, die ihm
die Elemente der Zeichnung überliefert, wie die
Sprache dem Dichter die Worte als Ausdruckszeichen
gibt. Ein Baum, ein Fels, ein Berg wird nicht jedesmal
neu gestaltet, sondern die Einzelformen sind tradi-
tionell festgelegt. Sie zu Trägern eines eigenen Erleb-
nisses werden zu lassen, ist die Aufgabe des Künst-
lers. Jede Landschaft ist komponiert. In diesem Sinne
ist sie der Ideallandschaft der europäischen Kunst
gleichzusetzen, aber sie ist nicht ein architektonischer
Bau, sondern reines Ausdrucksbild.
Die Bildidee ist die Grundlage der Schöpfung. Ihrer
Gestaltung dient die erste allgemeine Anlage der
Hauptzüge des Bildes, in denen das Wesentliche be-
stimmt sein muß. Dann erst folgt die Ausgestaltung
im Sinne des besonderen Naturerlebnisses, das Anlaß
der Bilddichtung wurde, und endlich geht der Künst-
ler an die eigentliche Ausführung. Die Farben wer-
den verteilt. Oft sind es nur Töne von Schwarz und
Weiß. Die Einzelformen werden geordnet und in ihren
gegenseitigen Beziehungen gewogen. Das Detail wird
ausgeführt nach den überlieferten Darstellungs-
1 Ein Wort des Ghou Shun, Giles S. 119. — 1 Giles S. 102.
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