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Glatz, Karl Jordan [Hrsg.]
Chronik des Bickenklosters zu Villingen: 1238 bis 1614 — Stuttgart, 1881

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https://doi.org/10.11588/diglit.6273#0048
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über tisch gelessen bette, ietliches nach seinem verstandt. Das war
bysweilen kindlich lecherig genueg. Aber die güetige muetter eu-
pfüeng sie alhvegs sanftmüetig und lies nit zue, dass iemand dariber
lachen sol, wie kindlich sie ir iection virbracbten. Und dis dette sie
darumb, dass sie die gueten jungen kinder nit erschrecke und sie mit
desto weniger angst dürften fir sie [17a] körnen. Sie orntnete und
sezte auch allen jungen frawen mit müetterlichem ernst uf, das sie ur-
tenlich alle dag ein ganze stund das leiden und sterben unsers lieben
»erren betrachten sollen, welches dan gar fleißig geschehen und et-
liche mal mit einem gleglin ein zeichen darzue geben worten. Sie
underrichtete auch die nouizen gar fleißig, wie sie betrachten sollen,
das sie ein gaistlichen nuz darvon bekomen und wie sie alle ort, geng,
stuben, schloss, haus, in suma alle winkel des closters solten orntnen
in das bitter leiden und sterben unsers herren, und solche ert darfir
halten, als die conuentstuben, der saal, daruf unser lieber herr das
löste nachtmal hat gessen. Das schlaufliaus solten sie halten fijc das
tlial Josaphat, da alle dotten uferstehn und fir gericht sollen komen,
und uf der gleichen manier alle ort des ganzen closters, damit sie
nimer ursach betten, an was ort sie waren, an die weit oder weltliche
Sachen zue gedenken, sonder zue allen Zeiten ein guete betrachtung
könden im herzen dragen. Sie orntnete auch, wan die jungen frawen
ln gemainer arbait beysamen waren, dass alle zeit die jüngste under
inen müeste ein geheimnus des passions unsers herren ernenen und als
dan alle überige, die zuegegen waren, ein audechtigs vatterunscr und
ave Maria in betrachtung und zue ehren dem selbigen puncten betten,
doch in aller stille, iedes bey sich selbsten, und nach solchem widerum
le em gehaimnus nach der andern in gemelter ortnung, damit sie zue
aHerzeit dem gebett ergüben waren. Vnd disse bailige iebung des
Letten gebetts hat villen große gnad erworben, darneben auch ver-
nietet viller unnizer, sündlicher reden, deren sich dan halt vil erheben,
Wo man also versamlet ist. Disse ortnung ist gott lob auch noch in
z»nlich gehruch der zeit. Gott wöl uns alle zeit darin erhalten! Die
seellge muetter hette auch vor allen dingen ir ufmerken uf den gött-
hcnen dienst, deme sie in ihrem hohen alter und strengen des closters
gescherten bey dag und nacht nnverhinderlich ist bey gewohnet.
War die groste freit, wan der selbig ortenlich, sehen und zierlich vol-
wacht wm-d, dan sie war selbsten ein große ziert desselben mit
'nrer kunst und geschicklikait, darumb sie sich gar wol daruf ver-
 
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