ist gewiß nicht unmöglich, daß aus ihrem Chaos sich eine neue
Schöpfung festet und, was an Suchen und Ringen darin aufrichtig
ist, verdient Wohlwollen und Ehrfurcht.
Was aus qualvollem Herzen, aus zermarterter Brust hervor sich los-
lösen, sich bekennen, sich emporarbeiten will, sei niemals unwill-
kommen.
Verachte keinen Schrei und keine Bittgebärde,
Mit der ein armes Herz sich losringt von der Erde,
Ein Kind mit Lächeln fleht, ein andres mit Geschrei,
Bis von der Mutter Arm es aufgenommen sei.
Selig das Erdenkind, das mit engelgleichem Lächeln seinen Wunsch
der mütterlichen Schönheit mitzuteilen vermag, und traurig die Zeit,
da solches Lächeln immer seltener wird. Oft mußte in den bangen
Tagen, die der Welttragödie vorangingen, die Wildheit des Schreis,
das grotesk Hilflose der Gebärde Grauen und Trauer einflößen,
böse Ahnung stieg auf, daß dies chaotische Durcheinanderflattern
und Kreischen unerhörten Sturm bedeute. Er brach herein, schön-
heitsfeindlich und furchtbar, wie ihn die Menschheit also zusammen-
gedrängt vielleicht noch niemals erlebt.
Doch mitten in das größte Entsetzen hinein wagte sich die himm-
lische Sophia und behauptete ihre Herrschaft.
Nie hat sich der Schönheitsglaube feierlicher als wahr erwiesen. Er
ist kein Luxusgefühl, kein Spiel für reiche Müßiggänger, sondern
die Sehnsucht Aller auch in feindlichster Zeit, Siegel des Menschen-
tums, ewige Kraft der Erlösung.
Von Blut und Haß besudelt liegt unsere Erde tief in Schmach,
friedlich und gütig empfindende Menschen sind gezwungen, einander
grausam zu töten, und hochkultivierte Männer bevölkern unwirtliche
Höhlen. Aber ein sanfter Zauber der Schönheit wagt sich in das
Entsetzen mit unbesiegbarem Lächeln. Sie leiden und sterben auf
ihre Verklärung hoffend, denn auch ein Lied zu sein im Mund der
Geliebten ist herrlich. Sie heilen, pflegen und opfern sich mit tausend
alten und doch ewig neuen Gebärden der Schönheit und sind durch
nichts als durch diese Schönheit belohnt.
Überraschend, allen Sekten fern, naiv unmittelbar, ein Ausfluß un-
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Schöpfung festet und, was an Suchen und Ringen darin aufrichtig
ist, verdient Wohlwollen und Ehrfurcht.
Was aus qualvollem Herzen, aus zermarterter Brust hervor sich los-
lösen, sich bekennen, sich emporarbeiten will, sei niemals unwill-
kommen.
Verachte keinen Schrei und keine Bittgebärde,
Mit der ein armes Herz sich losringt von der Erde,
Ein Kind mit Lächeln fleht, ein andres mit Geschrei,
Bis von der Mutter Arm es aufgenommen sei.
Selig das Erdenkind, das mit engelgleichem Lächeln seinen Wunsch
der mütterlichen Schönheit mitzuteilen vermag, und traurig die Zeit,
da solches Lächeln immer seltener wird. Oft mußte in den bangen
Tagen, die der Welttragödie vorangingen, die Wildheit des Schreis,
das grotesk Hilflose der Gebärde Grauen und Trauer einflößen,
böse Ahnung stieg auf, daß dies chaotische Durcheinanderflattern
und Kreischen unerhörten Sturm bedeute. Er brach herein, schön-
heitsfeindlich und furchtbar, wie ihn die Menschheit also zusammen-
gedrängt vielleicht noch niemals erlebt.
Doch mitten in das größte Entsetzen hinein wagte sich die himm-
lische Sophia und behauptete ihre Herrschaft.
Nie hat sich der Schönheitsglaube feierlicher als wahr erwiesen. Er
ist kein Luxusgefühl, kein Spiel für reiche Müßiggänger, sondern
die Sehnsucht Aller auch in feindlichster Zeit, Siegel des Menschen-
tums, ewige Kraft der Erlösung.
Von Blut und Haß besudelt liegt unsere Erde tief in Schmach,
friedlich und gütig empfindende Menschen sind gezwungen, einander
grausam zu töten, und hochkultivierte Männer bevölkern unwirtliche
Höhlen. Aber ein sanfter Zauber der Schönheit wagt sich in das
Entsetzen mit unbesiegbarem Lächeln. Sie leiden und sterben auf
ihre Verklärung hoffend, denn auch ein Lied zu sein im Mund der
Geliebten ist herrlich. Sie heilen, pflegen und opfern sich mit tausend
alten und doch ewig neuen Gebärden der Schönheit und sind durch
nichts als durch diese Schönheit belohnt.
Überraschend, allen Sekten fern, naiv unmittelbar, ein Ausfluß un-
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