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zeitlich geordneten Traditionen eine räumlich geordnete Giiterbeschreibung mit
einzelnen Angaben über den Erwerb tritt; endlich und besonders die Acta Salemitana
und nach ihrem Muster die Acta sancti Petri in Augia1) mit der Gründungsgeschichte,
einem zeitlich bis in die Gegenwart herabgeführten Kopialbuch und der räumlich
geordneten Güterbeschreibung in Form kurzer Notizen über den Erwerb.

Eine besondere, durch direkte Abhängigkeit begründete Übereinstimmung glaubte
Bossert zwischen dem Codex Laur. und Eberhart von Fulda nachweisen zu
können. Wir geben daher folgende Inhaltsübersicht:

Eberhart Cod. Laur.

1. Papsturkunden. 1. Chronik mit päpstlichen, königlichen

2. Königliche Privilegien. und wichtigen Privaturkunden, die der

3. Königliche oder sonst ausgezeichnete Schreiber E als Hauptgegenstand an-
Schenkungen, sieht.

4. Private Schenkungen in objektiver 2. Privaturkunden in subjektiver Form,
Form, räumlich nach Gauen wie in nach Gauen wie im Klosterarchiv2)
der Vorlage geordnet. geordnet.

5. Im Original damals noch vorhandene
Tauschurkunden. (Abschriften unter 4.)

6. Güterverzeichnisse bis zur Zeit Eber- 3. Güterverzeichnisse der Karolingerzeit,
harts. 4. Zeitlich geordnete Schenkungen in No-

titienform aus Wetterau und Lahngau.
5. Vermischte Nachträge zu 2.

7. Oblationen zum besonderen Gebrauch 6. Jüngere Schenkungen in Notitienform;
der Brüder. gleichzeitige Güterverzeichnisse.

Man sieht, die Übereinstimmungen sind nicht derart, daß die Lorscher irgend-
welche nähere Kenntnis von Eberbarts Werk gehabt haben müßten. Denn die
Scheidung zwischen Papst- und Königsurkunden einerseits, Privaturkunden anderer-
seits lag doch sehr nahe, ja sie war für die Lorscher das einzig Mögliche, nachdem
einmal die Chronik selbständig vorhanden war. Dasselbe gilt von der Einteilung der
Urkunden nach Gauen, die man nach dem Muster alter Vorlagen und anschließend
an die Einrichtung der Archive naturgemäß zugrunde legte. Wohl aber ist ohne
weiteres zuzugeben, daß beide Werke einer gemeinsamen Anregung aus Schwaben
her entsprungen sind. Eberharts Abt Marquart war als Schüler Hirsaus Abt von
Deggingen im Ries geworden und auf König Konrads Rat von den Fuldaer Mönchen
zur Reform ihres arg bedrängten Klosters berufen worden. Das Kloster Lorsch hatte
die vielfachen Beziehungen, die es in der Karolingerzeit mit allen Teilen des Reichs
verbanden, im 11. und 12. Jahrhundert längst aufgegeben, stand dafür aber mit dem
Süden Deutschlands in desto lebhafterem Verkehr. Wir erinnern nur an zwei der
größten Klostergüter in jenen Gegenden, Gingen im Oberamt Geislingen und Brumat
im Elsaß, an die Rechte des Klosters auf Cleebronn und den Michaelsberg (nr. 3834),
an die überragende Rolle der Grafen von Kalw als der Vögte von Hirsau und von
Lorsch 3), an die Gefangenschaft Abt Anselms bei Graf Egino von Vaihingen (K. 142),
an die enge Verbindung zwischen den Lorscher Äbten Winther und Gebhart und dem
Kloster Hirsau, an den Haß der Lorscher gegen die Arbeit der Hirsauer Bewegung in

J) Zeits. f. G. d. Oberrheins XXXI, 47 und XXIX, 1; N. F. III, 359.

2) § 31a.

3) Vgl. die Register unter v. Kalw.
 
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