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Auktionshaus für Altertümer Glückselig <Wien> [Editor]
Sammlung Dr. Max Strauss, Wien: [Versteigerung ...] (Band 2): Venezianisches Glas, Keramik, Bronzen, Silber etc.: [Versteigerung, 2., 3., 4. November 1925 im Auktionshaus für Altertümer Glückselig Ges.m.b.H., Wien] — Wien, 1925

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https://doi.org/10.11588/diglit.23569#0019
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Nr. 281 mit ihren lebendigen Komödienszenen; auch unter den Taschenuhren befinden sich
einige sehr feine Stücke.

Selten ist in den letzten Jahren eine LimogeS'Arbeit von der Qualität auf den Markt ge'
kommen, wie sie die Kanne Nr. 395, ein Werk des Pierre Courteys, aufweist, und unter den
Schmuckstücken aus Goldemail stehen weit über dem Durchschnittsniveau die Anhänger
Nr. 411 und 412 — ausgezeichnete Arbeiten süddeutscher Goldschmiede' und Juwelierkunst
der Renaissance.

Wenn wir dann noch die prächtigen Uhren (Nr. 417 — 421), die bereits von W. Suida in
dem 1921 veröffentlichten Tafelwerk der Sammlung Strauß eingehend gewürdigten ober'
italienischen Renaissancebronzen (Nr. 427—430), sowie die vorzüglichen Exemplare der großen
Edelzinnschüsseln (Nr. 432—434) erwähnen, so bleibt uns nur noch übrig, kurz auf das Haupt'
gebiet unserer Versteigerung, auf die venezianischen Gläser, einzugehen.

Es dürfte nicht zuviel gesagt sein, wenn wir behaupten, daß das venezianische Glas der
Sammlung Strauß von keiner Privatsammlung der Welt übertroffen wird. Selbst die Museums^
Sammlungen, die sich damit messen können, sind sehr dünn gesät. Hier kam es Dr. Strauß
zustatten, daß er schon in früher Zeit Gelegenheit und Mut fand, die Sammlung Rosenberg,
die gänzlich in Italien zusammengebracht worden ist, zu erwerben. Er hat aber dann auch
selbst mit Geschick und Geduld weitergesammelt, bis die beiden großen Vitrinen seines
„Museumszimmers“ bis zum Letzten gefüllt waren. In überraschender Fülle stehen nun die
verschiedensten Typen der Venezianer Botegen vor uns, von der kräftig'herben Frühzeit über
die eleganten Formen der Hochrenaissance hinweg bis zu den barockeren, oft schon etwas
überladenen, oft ins Spielerische ausgearteten Werken des 17. und 18. Jahrhunderts.

Es ist unnötig, hier auf Einzelheiten einzugehen; die Hauptstücke sind ebenfalls schon in
dem genannten Tafelwerk über die Sammlung („Kunstschätze der Sammlung Dr. Max Strauß
in Wien“, Wien 1921) zusammengestellt und zum Teil farbig veröffentlicht worden. Hier
sei lediglich noch hingewiesen auf die damals nicht mit publizierte Schmucktruhe Nr. 334
mit der meisterhaften Einhornjagd im Innern des Deckels; derartige gläserne Kleinplastiken
gehören zu den allergrößten Seltenheiten. Und endlich können wir nicht schließen, ohne auf
die jedenfalls in Mesopotamien entstandene emaillierte Glasflasche (Nr. 347) aufmerksam
gemacht zu haben, die wohl das kostbarste Stück der ganzen Sammlung ist und stets ein viel'
beneideter Besitz des Verstorbenen war, der sie einst in Paris erstanden hat. Solche Funde
können nur einem Sammler glücken, der Leidenschaft, Geschick und unfehlbaren QualitätS'
sinn in sich vereinigt. Ein solcher Sammler ist Dr. Max Strauß gewesen.

ROBERT SCHMIDT
 
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