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gemeinsam erworbenen Schätze vertiefte., und der noch
als alter Mann bei der Ode an die Nachtigall und bei
Epipsychidion sich der Wonne dieses ersten jungen Ein-
druckes erinnerte. Allerdings lagen Brownings Dichter-
pfade zu weit ab von den Wegen, die Keats in sein
Heiligtum führten: der mystische Hymnenstil des jüngeren
Dichters fand wenig zu lernen an dem klangvollen Wohl-
laut der Verse des älteren; seine komprimierte Ausdrucks-
weise, die den Leser oft zwingt, selbst in seinen Punkten
und Gedankenstrichen noch eine Meinung zu suchen, lag
zu ferne ab von dem quellenden Reichtum und der Biltler-
fülle der Keats sehen Diktion, als daß wir selbst in den
frühesten Gedichten Brownings kaum mehr als hin und
wieder einen verlorenen Klang finden, der uns verrät, daß
Keats auch während seines Schaffens ihm gegenwärtig war.

Bedeutungsvoller war es daher, als wenige Jahre später
seine Gedichte von einem kleinen Kreise von Oxforder
Studenten mit Eifer und Bewunderung gelesen wurden:
denn diesem Kreise gehörten Tennyson und Monckton
Milnes, der spätere Lord Honghton, an. Dieser sog
hier zuerst das tiefe Interesse für den jungen Dichter ein.
das ihn später zu einem littevarischen Meisterwerk, der
Biographie von Keats, hindrängte. Jener aber, in dein
damals zuerst sich die eigene Schaffenslust regte, erkannte
in dem Verfasser dieser Gedichte sofort seinen Lehrer.
Und wenn man unter Schülerschaft die Übung der
eigenen Kraft mit bewußtem Hinblick auf ein verehrtes
Vorbild verstellt, so hat Edmund Gosse recht, daß
Tennyson nur zu Keats in dem Verhältnis eines Schülers
gestanden hat.

Was Tennyson, diesem musikalischsten unter den
Dichtern der Ära Viktorias, an Keats zuerst so mächtig
 
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