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Graevenitz, George von; Gattamelata [Contr.]
Gattamelata (Erasmo da Narni) und seine Verherrlichung durch die Kunst — Leipzig: E.A. Seemann, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.68593#0011
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Einleitung.
T T nsere heutige Geschichtsschreibung verzichtet nicht mehr wie
wohl diejenige früherer Perioden darauf, auch die Formen und
den Inhalt der Gesittung, die kulturgeschichtlichen Faktoren der
Entwicklung heranzuziehen, wenn sie das Gemälde der Vergangen-
heit entwerfen will; ihr Ziel ist nicht mehr, ausschließlich politische und
Staatengeschichte zu geben, sie strebt an, eine Menschheitsgeschichte
zu bieten. Der Krieg, Kriegswesen und kriegerische Kultur ver-
mögen sehr wohl ein Bindeglied zwischen der alten, rein staats-
geschichtlichen, und der neuen kulturgeschichtlichen Auffassung zu
bilden. Der Feldherr als Leiter des Krieges bestimmt neben dem
Diplomaten und Staatsmann das politische Geschick des Staates,
aber die Sphäre, in welcher er und das Heer, die dauernde oder
vorübergehende Zusammenfassung der Berufskrieger, in Zeiten des
Krieges, aber auch in solchen des bewaffneten Friedens lebt, sie
bildet einen Teil der Kultursphäre des ganzen Volkes, das kriege-
rische Element greift überall und jeder Zeit in das allgemeine Kultur-
leben ein und beeinflußt die kulturelle Entwicklung. Es ist das
kraftvollste, härteste und eigenwilligste Element dieses Kulturlebens.
Aus den edelsten, zartesten, am meisten verfeinerten Elementen
desselben Kulturlebens entsprießt die Kunst. Vielleicht liegt es in
diesem scheinbaren Gegensatz und Auseinanderstreben von Kunst
und Krieg, wenn der kriegerische Einschlag in dem großen Teppich
der Kunst bisher kunstgeschichtlich noch nicht genügend gewürdigt
ist. Tatsächlich liegt kein Gegensatz, kein Auseinanderstreben vor.
Denn selbst das Schreckliche kann ästhetischen Reiz bieten, um
wie viel mehr das Kraftvolle, Mannhafte, Willensstärke, Siegreichel
Und so hat denn auch die Kunst von jeher das kriegerische Element
in reichstem Maße verwertet. Von der Darstellung der Kämpfe
der Götter mit den Giganten und des trojanischen Krieges führt der
Weg über den in Bewegungsmotiven sich berauschenden Karton

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