Zweites Kapitel.
Gattamelata in der Literatur und Kunst
TTs sind nicht unbedeutende Persönlichkeiten, die mit ihren Prunk-
reden an der Bahre Gattamelatas und mit ihren dem Marmor
oder dem Papiere anvertrauten Epigraphen uns, bei vorsichtiger
Abwägung der reichlich erteilten Lobsprüche, Beiträge für das Cha-
rakterbild des Dahingeschiedenen liefern.
Der etwa 1420 in Candia geborene Lauro Quirini sprach jeden-
falls als Vertreter der Stadt, deren Universität er zu verschiedenen
Zeiten angehört hat. Wir wissen von ihm, daß er Beredsamkeit
und Philosophie las, und seine Rede legt durch Schwung und
Eleganz des Stils und der Sprache Zeugnis von seiner Befähigung
dafür ab. Die Wärme aber, die aus diesem eleganten Latein
spricht, läßt annehmen, daß auch der Freund in ihm durch den
Tod Gattamelatas getroffen war. Ein herzlicher Ton aufrichtiger
Trauer spricht aus Sätzen, die dessen Verhältnis zu seinen Unter-
gebenen schildern: »Er liebte euch wie Brüder, leitete euch wie
Söhne, in Gefahren ging er euch voran, bei Belohnungen trat er zu
euren Gunsten zurück, er machte euch zu Männern, die in der Schlacht
gefürchtet, im Frieden beliebt und überall angesehen waren.« Neben
Padua und Venedig stellt er Vicenza, Verona, Brescia und Bergamo
in die erste Reihe der Trauernden und sagt: »Nun wohl, der hier
auf der Bahre hat lange genug für seine sterbliche Natur und seinen
Ruhm gelebt, aber uns ist sein Tod doch viel zu früh gekommen.«
In der politischen Charakteristik des Toten nimmt die Betonung
der unerschütterlichen Treue gegen die Kirche, das Papsttum, die
Republik naturgemäß die erste Stelle ein, aus der militärischen
Schilderung sei der gedrungene Satz hervorgehoben: »Er war beim
Anfassen einer Unternehmung klug, bei ihrer Durchführung zähe,
bei ihrem Abschluß genau (accuratus).« Der Lehrer der Beredsam-
keit Quirini stellte auch Gattamelatas Rednergabe und Überredungs-
Gattamelata in der Literatur und Kunst
TTs sind nicht unbedeutende Persönlichkeiten, die mit ihren Prunk-
reden an der Bahre Gattamelatas und mit ihren dem Marmor
oder dem Papiere anvertrauten Epigraphen uns, bei vorsichtiger
Abwägung der reichlich erteilten Lobsprüche, Beiträge für das Cha-
rakterbild des Dahingeschiedenen liefern.
Der etwa 1420 in Candia geborene Lauro Quirini sprach jeden-
falls als Vertreter der Stadt, deren Universität er zu verschiedenen
Zeiten angehört hat. Wir wissen von ihm, daß er Beredsamkeit
und Philosophie las, und seine Rede legt durch Schwung und
Eleganz des Stils und der Sprache Zeugnis von seiner Befähigung
dafür ab. Die Wärme aber, die aus diesem eleganten Latein
spricht, läßt annehmen, daß auch der Freund in ihm durch den
Tod Gattamelatas getroffen war. Ein herzlicher Ton aufrichtiger
Trauer spricht aus Sätzen, die dessen Verhältnis zu seinen Unter-
gebenen schildern: »Er liebte euch wie Brüder, leitete euch wie
Söhne, in Gefahren ging er euch voran, bei Belohnungen trat er zu
euren Gunsten zurück, er machte euch zu Männern, die in der Schlacht
gefürchtet, im Frieden beliebt und überall angesehen waren.« Neben
Padua und Venedig stellt er Vicenza, Verona, Brescia und Bergamo
in die erste Reihe der Trauernden und sagt: »Nun wohl, der hier
auf der Bahre hat lange genug für seine sterbliche Natur und seinen
Ruhm gelebt, aber uns ist sein Tod doch viel zu früh gekommen.«
In der politischen Charakteristik des Toten nimmt die Betonung
der unerschütterlichen Treue gegen die Kirche, das Papsttum, die
Republik naturgemäß die erste Stelle ein, aus der militärischen
Schilderung sei der gedrungene Satz hervorgehoben: »Er war beim
Anfassen einer Unternehmung klug, bei ihrer Durchführung zähe,
bei ihrem Abschluß genau (accuratus).« Der Lehrer der Beredsam-
keit Quirini stellte auch Gattamelatas Rednergabe und Überredungs-