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kunst in helles Licht, die oft vermocht hätte, in gefahrvoller Lage
den Mut seiner Soldaten anzufeuern und wiederzubeleben. Und
schließlich zeichnet er in Gegenwart seiner Zuhörer, bei denen er
mit Kenntnis der Verhältnisse und eigenem Urteil zu rechnen hatte,
folgendes Bild des Entschlafenen, das so gar nicht zu den landläu-
figen Anschauungen über die wüsten und raubgierigen Kondottieren
paßt: »So werden auch die Nachkommen seine Treue gegen die
Republik, seine Schnelligkeit in allen Dingen, besonders in guten,
bewundern. Grade sie findet man selten bei Mächtigen, ganz selten
aber bei denen, deren Leben unter dem Geräusch der Waffen ver-
lief. Bei ihnen findet man oft, ich will nicht sagen immer, keine
Treue, keinen Schatten von Frömmigkeit, keine Gottesfurcht, keinen
Glauben, wohl aber eine unmenschliche Wildheit, die an Grausam-
keit und Raub, Gewalt und Unrecht ihre Freude hat. Aber hier
unser Gattamelata, der doch so hoch stand, übertraf an Mensch-
lichkeit und Güte, um es frei herauszusagen, alle früheren Feldherren.
In diesem unter den Waffen aufgewachsenen Mann war so viel Fröm-
migkeit, so viel Glauben, so viel Ehrfurcht vor Gott, wie man sie
kaum bei denen trifft, die, nachdem sie den Nichtigkeiten des Lebens
Valet gesagt haben, sich rühmen, ein beschauliches und religiöses
Leben zu führen. Niemals erlaubte er die Plünderung von Städten,
die Schändung von Kirchen, die Verwüstung von Feldern, die Zer-
störung von Häusern und Gehöften. Niemals durften seine Sol-
daten Mütter oder Jungfrauen oder unschuldige Kinder rauben und
mißhandeln, wie wir das so oft sehen. Mit solcher einzig dastehen-
den Menschlichkeit verband er sich in wunderbarer Weise alle
Gemüter.«
Diesen letzten Ausführungen Quirinis steht eine einzige uns
überlieferte, übrigens sehr allgemein gehaltene Anklage gegenüber,
die sich gegen Gattamelatas Kriegsführung richtet: sie beschuldigt
ihn und Brandolini der Aussaugung und Bedrückung des Bologne-
sischen während des langen Aufenthalts ihrer Truppen in diesem
Landstrich. Es sind Klagen, die in jener Zeit und bis in die
Wallensteins, wo der Krieg vom Kriege lebte, gegen jeden Kon-
dottiere erhoben werden und gewiß meist Berechtigung gehabt
haben. Im vorliegenden Falle ist nicht zu entscheiden, wieviel
kunst in helles Licht, die oft vermocht hätte, in gefahrvoller Lage
den Mut seiner Soldaten anzufeuern und wiederzubeleben. Und
schließlich zeichnet er in Gegenwart seiner Zuhörer, bei denen er
mit Kenntnis der Verhältnisse und eigenem Urteil zu rechnen hatte,
folgendes Bild des Entschlafenen, das so gar nicht zu den landläu-
figen Anschauungen über die wüsten und raubgierigen Kondottieren
paßt: »So werden auch die Nachkommen seine Treue gegen die
Republik, seine Schnelligkeit in allen Dingen, besonders in guten,
bewundern. Grade sie findet man selten bei Mächtigen, ganz selten
aber bei denen, deren Leben unter dem Geräusch der Waffen ver-
lief. Bei ihnen findet man oft, ich will nicht sagen immer, keine
Treue, keinen Schatten von Frömmigkeit, keine Gottesfurcht, keinen
Glauben, wohl aber eine unmenschliche Wildheit, die an Grausam-
keit und Raub, Gewalt und Unrecht ihre Freude hat. Aber hier
unser Gattamelata, der doch so hoch stand, übertraf an Mensch-
lichkeit und Güte, um es frei herauszusagen, alle früheren Feldherren.
In diesem unter den Waffen aufgewachsenen Mann war so viel Fröm-
migkeit, so viel Glauben, so viel Ehrfurcht vor Gott, wie man sie
kaum bei denen trifft, die, nachdem sie den Nichtigkeiten des Lebens
Valet gesagt haben, sich rühmen, ein beschauliches und religiöses
Leben zu führen. Niemals erlaubte er die Plünderung von Städten,
die Schändung von Kirchen, die Verwüstung von Feldern, die Zer-
störung von Häusern und Gehöften. Niemals durften seine Sol-
daten Mütter oder Jungfrauen oder unschuldige Kinder rauben und
mißhandeln, wie wir das so oft sehen. Mit solcher einzig dastehen-
den Menschlichkeit verband er sich in wunderbarer Weise alle
Gemüter.«
Diesen letzten Ausführungen Quirinis steht eine einzige uns
überlieferte, übrigens sehr allgemein gehaltene Anklage gegenüber,
die sich gegen Gattamelatas Kriegsführung richtet: sie beschuldigt
ihn und Brandolini der Aussaugung und Bedrückung des Bologne-
sischen während des langen Aufenthalts ihrer Truppen in diesem
Landstrich. Es sind Klagen, die in jener Zeit und bis in die
Wallensteins, wo der Krieg vom Kriege lebte, gegen jeden Kon-
dottiere erhoben werden und gewiß meist Berechtigung gehabt
haben. Im vorliegenden Falle ist nicht zu entscheiden, wieviel