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Graevenitz, George von; Gattamelata [Mitarb.]
Gattamelata (Erasmo da Narni) und seine Verherrlichung durch die Kunst — Leipzig: E.A. Seemann, 1906

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https://doi.org/10.11588/diglit.68593#0013
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bild Colleonis in Venedig haben Künstler wie Donatello und Verrocchio
das Glück gehabt, den höchsten statuarischen Aufgaben ihrer Kunst,
dem Reiterstandbild auf öffentlichem Platz sich widmen zu dürfen,
nur hier sind alle künstlerischen Forderungen erfüllt, welche das
von allen Seiten sichtbare Monumentalbild erhebt.
Die Schöpfer dieser gewaltigen Bildwerke stellt Florenz, das
Gemeinwesen, das in jener Zeit für hervorragende kriegerische Per-
sönlichkeiten und Verteidiger seiner Rechte, wie John Hakwood und
Niccolo Maruzzi da Tolentino, nur Freskobilder von Reiterstatuen
übrig hatte1). Diese in ihrer Verbindung von plastischer Vorstellung
und Malerei noch an das Mittelalter anklingenden Statuenbilder an
den Wänden des Domes sind von einschneidender Wichtigkeit für
die Kunstgeschichte geworden, wie ja denn auch ihre Schöpfer die
ersten Vertreter des eigentlichen Schlachtenbildes sind. Von Uccellos
gewissenhaft der Wirklichkeit nachgebildetem aber noch befangenem
John Hakwood führen verbindende Fäden zu Donatellos ernstem,
innerlich geschlossenem Reiterbild Gattamelatas, von dem freieren,
energisch derben und robusten Niccolo da Tolentino deutlicher er-
kennbare Wege zu dem kraftvoll bewegten Colleoni Verrocchios.
Jene beiden Freskobilder sind Programme, aber doch nur gemalte
Programme, und für die Kunst der wirklichen Plastik doch nur nach
einzelnen Richtungen hin vorbildlich. Und in Florenz ist es bei
ihnen, soweit die Verherrlichung von Feldherren in Frage kommt,
geblieben. Die beiden großen plastischen Schöpfungen der Florentiner
stehen auf dem Grund und Boden der Republik des hl. Markus, des
Nachfolgers des kriegerischen hl. Theodorus, sie sind dem kriegerischen
Geist entsprungen, der das von Anbeginn an stets zur Abwehr von
Feinden gerüstete und später kühn, ja unersättlich vorwärtsstrebende
Staatswesen an der Adria beherrschte. Hier in Venedig, in seiner
Kunstgeschichte und an der Gegenwart seiner Denkmäler der Malerei,
Plastik und Architektur treten die kraftvollen Lebensäußerungen des
kriegerischen Elements in der Kunst der Renaissance am klarsten
hervor, hier ist dies besondere kunstgeschichtliche Element am besten
zu verfolgen und zu studieren. Der kriegerische Geist der Republik
findet in dem Feldherrentum zur See seiner eigenen Söhne seine
glanzvollste Betätigung. Dasselbe stets vor dem Ehrgeiz seiner

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