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der mailändischen Besitzungen tragen zu können, viel Wert gelegt
wurde. Die Ansicht Gattamelatas entschied für einen nächtlichen
Brückenschlag und ein Vorrücken am frühen Morgen. Der Übergang
durch Schwimmen gelang ihm mit einer kleinen Abteilung, der
Brückenschlag aber mißlang infolge eines starken Regengusses und
Anschwellen des Flusses. Am Morgen sah sich Gattamelata auf
dem westlichen Ufer allein starken Abteilungen gegenüber. Ein
verzweifelter Kampf entspinnt sich, der Rückzug kann nur durch
Schwimmen ermöglicht werden: der letzte im Kampfe, der letzte,
der mit seinem Pferd in den Fluß setzt und zurückschwimmt, ist
Gattamelata.
Jetzt im Jahre 1438 gestatteten die tatsächliche Übernahme des
Oberkommandos, die ihm verliehene Selbständigkeit und Freiheit der
Entschlüsse, endlich auch die größeren Verhältnisse, in welche der
Feldzug mit den Kämpfen um den Besitz von Brescia und Verona
eintrat, wirkliches Führertalent und strategische Befähigung zu be-
weisen. Auch für diesen Zeitraum aber können nur einzelne be-
zeichnende Episoden hervorgehoben werden.
Die numerische Übermacht des mailändischen Feldherrn Niccolo
Piccinino blieb, auch abgesehen von seiner militärischen Bedeutung
als Nachfolger Braccios, ein Faktor, mit dem Gattamelata dauernd
zu rechnen hatte. Eben hatte jener sich blitzartig vom westlichen Ufer
des Oglio her auf Brescia und Teile des Veroneser Gebiets geworfen.
Gattamelata tat, als wolle er sich ruhig in Brescia einschließen lassen,
so daß Piccinino sorglos bei Rovato westlich Brescia stehen blieb,
und Gattamelata, der nun seinerseits zu Eilmärschen griff, ihn am
24. September 1438 zu schlagen vermochte: nach langer Zeit war Picci-
nino, der bisher noch immer auch den gefährlichsten Situationen
eine glückliche Wendung zu geben gewußt hatte, das Glück einmal
untreu geworden, und der moralische Eindruck des venezianischen
Sieges war deshalb ein bedeutender. Die militärischen Ergebnisse
desselben hielten bei der Übermacht des Gegners aber nicht lange vor.
Die Gefahr für Gattamelata, in Brescia eingeschlossen zu werden,
rückte näher, er vertraute, und wie sich später zeigte mit Recht, auf den
Heldenmut der Brescianer Bevölkerung, die Energie und Umsicht des
venezianischen Governatore von Brescia, Francesco Barbaro, und ent-
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der mailändischen Besitzungen tragen zu können, viel Wert gelegt
wurde. Die Ansicht Gattamelatas entschied für einen nächtlichen
Brückenschlag und ein Vorrücken am frühen Morgen. Der Übergang
durch Schwimmen gelang ihm mit einer kleinen Abteilung, der
Brückenschlag aber mißlang infolge eines starken Regengusses und
Anschwellen des Flusses. Am Morgen sah sich Gattamelata auf
dem westlichen Ufer allein starken Abteilungen gegenüber. Ein
verzweifelter Kampf entspinnt sich, der Rückzug kann nur durch
Schwimmen ermöglicht werden: der letzte im Kampfe, der letzte,
der mit seinem Pferd in den Fluß setzt und zurückschwimmt, ist
Gattamelata.
Jetzt im Jahre 1438 gestatteten die tatsächliche Übernahme des
Oberkommandos, die ihm verliehene Selbständigkeit und Freiheit der
Entschlüsse, endlich auch die größeren Verhältnisse, in welche der
Feldzug mit den Kämpfen um den Besitz von Brescia und Verona
eintrat, wirkliches Führertalent und strategische Befähigung zu be-
weisen. Auch für diesen Zeitraum aber können nur einzelne be-
zeichnende Episoden hervorgehoben werden.
Die numerische Übermacht des mailändischen Feldherrn Niccolo
Piccinino blieb, auch abgesehen von seiner militärischen Bedeutung
als Nachfolger Braccios, ein Faktor, mit dem Gattamelata dauernd
zu rechnen hatte. Eben hatte jener sich blitzartig vom westlichen Ufer
des Oglio her auf Brescia und Teile des Veroneser Gebiets geworfen.
Gattamelata tat, als wolle er sich ruhig in Brescia einschließen lassen,
so daß Piccinino sorglos bei Rovato westlich Brescia stehen blieb,
und Gattamelata, der nun seinerseits zu Eilmärschen griff, ihn am
24. September 1438 zu schlagen vermochte: nach langer Zeit war Picci-
nino, der bisher noch immer auch den gefährlichsten Situationen
eine glückliche Wendung zu geben gewußt hatte, das Glück einmal
untreu geworden, und der moralische Eindruck des venezianischen
Sieges war deshalb ein bedeutender. Die militärischen Ergebnisse
desselben hielten bei der Übermacht des Gegners aber nicht lange vor.
Die Gefahr für Gattamelata, in Brescia eingeschlossen zu werden,
rückte näher, er vertraute, und wie sich später zeigte mit Recht, auf den
Heldenmut der Brescianer Bevölkerung, die Energie und Umsicht des
venezianischen Governatore von Brescia, Francesco Barbaro, und ent-
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