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In den bereits erwähnten Brief vom 18. Juni 1571 berich-
tet Friedrich dem Herzog Johann dem Mittleren von Sachsen
einen Tag vor Beendigung des von ihm angeordneten Religions-
gespr; chs zu Frankenthal, dass er vornehmlich mit den Vorste-
hern der Täufergemeinden dort ein Kolloquium führen la s s e. Als
Ursache ,die Friedrich zu diesem Schritt bewog, führt er das Irre-
leiten- und Wegziehen von Gemeindegliedern seiner Kirche durch die
Vorsteher der Täufer an, Anm. 1 : die er in theologischer Diskus-
sion mit kurpfälzischen KircKendienern von schriftgemässer,kirch-
licher Lehre zu überzeugen und für die Kirche wiederzugewinnen
hoffte.
Der Warnung, die Johann Casimir in einem Schreiben von 23.1.66
1 seinem Vater zukommen liess,in religiösen Verdammungsurteilen
und Ketzerprozessen Vorsicht walten zu lassen,wird Friedrich sicher
nicht dringend bedürftiggewesen sein, denn was er auf dem Reichs-
tag zu Augsburg 1566 für sich selbst in Anspruch nahm,-vor seiner
Verurteilung wolle er zunächst gehört und widerlegt werden,-2 wird
er auch den Täufern zuzubilligen bestrebt gewesen sein .
Der Argwohn des Reiches und der evangelischen Fürsten ,der sich
auf Friedrich als vermeintlichen Sakramentierer infolge seines
Übertritts zum Calvinismus richtete,machte nicht einmal vor der
Verdächtigung Halt, in Friedrich einen Anhänger wiedertäuferischer
Lehre zu sehen .3
Umsomehr musste Friedrich bedacht sein,tatsächlichen Irrlehren
innerhalb seiner kurpfälzischen Kirche entgegenzutreten,- Da er
sich für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich fühlte,
lag ihm blosse Verurteilung der Ketzer fern,denn, was er in seinem
Glaubensbekenntnis 1575 seinen Söhnen empfiehlt,sich religiöser
Unduldsamkeit und Verfolgung zu enthalten,da das Wort Gottes in
christlicher Bescheidenheit dem Aufbau und nicht der Zerstörung
diene, war er zu tun stets selbst bemüht.
So erliess Friedrich am 10.April des Jahres 1571 ein Mandat 4.
das die Täufer zu einem Religionsgespräch in Frankenthal auf -
rief. Es war gerichtet an alle Amtspersonen geistlichen und weit- •
liehen Standes sowie an alle Untertanen der Kurpfalz .
Das Amt der Staatsführung ,von Friedrich erklärt als Beruf
Gottes,verpflichte ihn zur Verantwortlichkeit für das Seelenheil
seiner Untertanen. Wahre Gotteserkenntnis und schriftgemässer
Gottesdienst seien besonders durch Zwietracht der Lehre gefähr-
det, wodurch unverständige Untertanen sich entweder von der Kir-
che absonderten, sich schriftwidrigen Spekulationen zuwendeten,
oder gar alle Religion verleugneten und in Hviehischem gottlo-
sem Leben ” endeteten.
Anm.l: Hege führt folgende Gründe an,die Friedrich zur Abhaltung
des Frankenthaler Religionsgesprächs bewegt Hatten:"Da ein An-
schluss durch Strenge nicht gelang,versuchte er sein Ziel auf
friedlichem Wege zu erreichen ” , so Menn.Lexikon Bd.l S.675,und
Seite 453 führt Hege weiter aus,das Pfeddersheimer und vornehmlich
das Frankenthaler Religionsgespräch erweise-politischen Charakter
darin, dass man aus ökonomischen Gründen der Abwanderung unter-
drückter Täufergemeinden entgegenwirken wollte;vor allem aber
habe Friedrich dem von Täuferseite erhobenen Vorwurf begegnen wol-
len ,man habe die Verteidigungsgründe täuferischer Lehre noch
nicht genügend gehört,so Hege" Die Täufer in der Kurpfalz« S.112 .
1 vgl. Kluckohn Briefe Bd.l 3.627
2 vgl. Häusser Bd.2 3.43
3 vgl.nrebs S.161 Nr.159 Zeile 10-15 und die Entkräftung dieses
Vorwurfs Krebs 3.161 Nr. 159 Zeile 15-20
4 vgl. Krebs S.174 ff. Nr. 174.
In den bereits erwähnten Brief vom 18. Juni 1571 berich-
tet Friedrich dem Herzog Johann dem Mittleren von Sachsen
einen Tag vor Beendigung des von ihm angeordneten Religions-
gespr; chs zu Frankenthal, dass er vornehmlich mit den Vorste-
hern der Täufergemeinden dort ein Kolloquium führen la s s e. Als
Ursache ,die Friedrich zu diesem Schritt bewog, führt er das Irre-
leiten- und Wegziehen von Gemeindegliedern seiner Kirche durch die
Vorsteher der Täufer an, Anm. 1 : die er in theologischer Diskus-
sion mit kurpfälzischen KircKendienern von schriftgemässer,kirch-
licher Lehre zu überzeugen und für die Kirche wiederzugewinnen
hoffte.
Der Warnung, die Johann Casimir in einem Schreiben von 23.1.66
1 seinem Vater zukommen liess,in religiösen Verdammungsurteilen
und Ketzerprozessen Vorsicht walten zu lassen,wird Friedrich sicher
nicht dringend bedürftiggewesen sein, denn was er auf dem Reichs-
tag zu Augsburg 1566 für sich selbst in Anspruch nahm,-vor seiner
Verurteilung wolle er zunächst gehört und widerlegt werden,-2 wird
er auch den Täufern zuzubilligen bestrebt gewesen sein .
Der Argwohn des Reiches und der evangelischen Fürsten ,der sich
auf Friedrich als vermeintlichen Sakramentierer infolge seines
Übertritts zum Calvinismus richtete,machte nicht einmal vor der
Verdächtigung Halt, in Friedrich einen Anhänger wiedertäuferischer
Lehre zu sehen .3
Umsomehr musste Friedrich bedacht sein,tatsächlichen Irrlehren
innerhalb seiner kurpfälzischen Kirche entgegenzutreten,- Da er
sich für das Seelenheil seiner Untertanen verantwortlich fühlte,
lag ihm blosse Verurteilung der Ketzer fern,denn, was er in seinem
Glaubensbekenntnis 1575 seinen Söhnen empfiehlt,sich religiöser
Unduldsamkeit und Verfolgung zu enthalten,da das Wort Gottes in
christlicher Bescheidenheit dem Aufbau und nicht der Zerstörung
diene, war er zu tun stets selbst bemüht.
So erliess Friedrich am 10.April des Jahres 1571 ein Mandat 4.
das die Täufer zu einem Religionsgespräch in Frankenthal auf -
rief. Es war gerichtet an alle Amtspersonen geistlichen und weit- •
liehen Standes sowie an alle Untertanen der Kurpfalz .
Das Amt der Staatsführung ,von Friedrich erklärt als Beruf
Gottes,verpflichte ihn zur Verantwortlichkeit für das Seelenheil
seiner Untertanen. Wahre Gotteserkenntnis und schriftgemässer
Gottesdienst seien besonders durch Zwietracht der Lehre gefähr-
det, wodurch unverständige Untertanen sich entweder von der Kir-
che absonderten, sich schriftwidrigen Spekulationen zuwendeten,
oder gar alle Religion verleugneten und in Hviehischem gottlo-
sem Leben ” endeteten.
Anm.l: Hege führt folgende Gründe an,die Friedrich zur Abhaltung
des Frankenthaler Religionsgesprächs bewegt Hatten:"Da ein An-
schluss durch Strenge nicht gelang,versuchte er sein Ziel auf
friedlichem Wege zu erreichen ” , so Menn.Lexikon Bd.l S.675,und
Seite 453 führt Hege weiter aus,das Pfeddersheimer und vornehmlich
das Frankenthaler Religionsgespräch erweise-politischen Charakter
darin, dass man aus ökonomischen Gründen der Abwanderung unter-
drückter Täufergemeinden entgegenwirken wollte;vor allem aber
habe Friedrich dem von Täuferseite erhobenen Vorwurf begegnen wol-
len ,man habe die Verteidigungsgründe täuferischer Lehre noch
nicht genügend gehört,so Hege" Die Täufer in der Kurpfalz« S.112 .
1 vgl. Kluckohn Briefe Bd.l 3.627
2 vgl. Häusser Bd.2 3.43
3 vgl.nrebs S.161 Nr.159 Zeile 10-15 und die Entkräftung dieses
Vorwurfs Krebs 3.161 Nr. 159 Zeile 15-20
4 vgl. Krebs S.174 ff. Nr. 174.