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und die Niederlande nach Spanien. Neue Waren wurden
(namentlich in Katalonien) dafür eingetauscht und wieder über
Venedig nach der Heimat geleitet. — So laufen die verschiedensten
Fäden in Ulm zusammen und spinnen sich weiter von Meer
zu Meer, vom rauhen Norden nach dem sonnigen Süden, von
dem westlichsten Teile der alten Welt zum fernen Orient.
Fremde Schätze aus allen Ländern strömen in die Stadt. Mit
dem Reichtum 1 wächst die Macht. «Nachdem» — so berichtet
der Chronist Felix Fabri (1490) " — «die Ulmer in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts ihren großen Festungsbau 3 aus-
geführt und ihre Frauenkirche 4 zu bauen angefangen hatten,
nachdem sie ihre Feinde besiegt 5 und ganze Herrschaften ge-
kauft6 und sich von der Herrschaft der Abtei Reichenau be-
freit7 hatten, war die Stadt Ulm so mächtig wie ein Fürsten-
tum geworden»8. Die eigentliche Glanzzeit dieses kleinen
Staates im Staate beginnt um 1400 und dauert bis etwa 14909.
Sie wird eingeleitet durch den «Schwörbrief» vom 26. März 1397,
der Ulm jene musterhafte Verfassung gibt, die sich 151 Jahre
1 Ein altes Sprichwort lautet:
«Hätt' ich Venediger Macht,
«Augsburger Pracht,
«Nürnberger Witz.
«Straßburger Geschütz
«Und Ulmer Geld
«So wär' ich der Reichste der Welt.
2 Fabri Tractatus 'de civitate Ulmensi) herausg. von Veesenmayer.
3 1376 wird Karl IV. [1347—78] nach erfolgloser Belagerung der
Stadt zum Abzug gezwungen. — Im gleichen Jahre tritt der schwäbische
Städtebund unter Ulms Führung zusammen.
4 Am 30. Juni 1377 findet die Grundsteinlegung der «Pfarrkirche»,
d. i. des Münsters statt.
5 4. Mai 1377 Sieg der schwäbischen Städte bei Reutlingen über Graf
Ulrich von Württemberg.
6 Am 28. Juni 1396 verkaufen die Grafen von Helfenstein die Stadt
Geislingen mit den Festen Helfenstein, Spitzenberg und den zugehörigen
Zöllern an Ulm.
7 In einem Vertrage von 1445 verzichtet Reichenau endgültig auf
alle seine Rechte in Ulm.
8 Das Ulmer Gebiet umfaßte um 1530 etwa 10 Quadratmeilen mit
32 000 Einwohnern, (s. Nübling: «Die Reichsstadt Ulm .. .», Bd. I.)
9 Allein in diesen Jahren hatte sich die Einwohnerzahl verdreifacht
(Nübling Bd. 1, S. 119).
und die Niederlande nach Spanien. Neue Waren wurden
(namentlich in Katalonien) dafür eingetauscht und wieder über
Venedig nach der Heimat geleitet. — So laufen die verschiedensten
Fäden in Ulm zusammen und spinnen sich weiter von Meer
zu Meer, vom rauhen Norden nach dem sonnigen Süden, von
dem westlichsten Teile der alten Welt zum fernen Orient.
Fremde Schätze aus allen Ländern strömen in die Stadt. Mit
dem Reichtum 1 wächst die Macht. «Nachdem» — so berichtet
der Chronist Felix Fabri (1490) " — «die Ulmer in der zweiten
Hälfte des 14. Jahrhunderts ihren großen Festungsbau 3 aus-
geführt und ihre Frauenkirche 4 zu bauen angefangen hatten,
nachdem sie ihre Feinde besiegt 5 und ganze Herrschaften ge-
kauft6 und sich von der Herrschaft der Abtei Reichenau be-
freit7 hatten, war die Stadt Ulm so mächtig wie ein Fürsten-
tum geworden»8. Die eigentliche Glanzzeit dieses kleinen
Staates im Staate beginnt um 1400 und dauert bis etwa 14909.
Sie wird eingeleitet durch den «Schwörbrief» vom 26. März 1397,
der Ulm jene musterhafte Verfassung gibt, die sich 151 Jahre
1 Ein altes Sprichwort lautet:
«Hätt' ich Venediger Macht,
«Augsburger Pracht,
«Nürnberger Witz.
«Straßburger Geschütz
«Und Ulmer Geld
«So wär' ich der Reichste der Welt.
2 Fabri Tractatus 'de civitate Ulmensi) herausg. von Veesenmayer.
3 1376 wird Karl IV. [1347—78] nach erfolgloser Belagerung der
Stadt zum Abzug gezwungen. — Im gleichen Jahre tritt der schwäbische
Städtebund unter Ulms Führung zusammen.
4 Am 30. Juni 1377 findet die Grundsteinlegung der «Pfarrkirche»,
d. i. des Münsters statt.
5 4. Mai 1377 Sieg der schwäbischen Städte bei Reutlingen über Graf
Ulrich von Württemberg.
6 Am 28. Juni 1396 verkaufen die Grafen von Helfenstein die Stadt
Geislingen mit den Festen Helfenstein, Spitzenberg und den zugehörigen
Zöllern an Ulm.
7 In einem Vertrage von 1445 verzichtet Reichenau endgültig auf
alle seine Rechte in Ulm.
8 Das Ulmer Gebiet umfaßte um 1530 etwa 10 Quadratmeilen mit
32 000 Einwohnern, (s. Nübling: «Die Reichsstadt Ulm .. .», Bd. I.)
9 Allein in diesen Jahren hatte sich die Einwohnerzahl verdreifacht
(Nübling Bd. 1, S. 119).