Fig. 4 Kunstkammer, Teil des Puppenhauses aus dem
späten iy.Jh. mit Miniaturbildern und -rahmen.
Utrecht, Centraal Museum
werker, meist Angehörige größerer Werkstätten
und sind so als Einzelpersonen gar nicht faßbar.
Signierte Bilderrahmen kommen selten vor und
eben erst sehr spät, nämlich mit der künstleri-
schen Aufwertung der Kunsttischler, der für die
Höfe arbeitenden »Ebenisten«. Hierin zeigt sich
ein historisches Problem. Die Bild- oder Möbel-
signaturen vergleichbaren Signierungen begeg-
nen erst im 18. Jahrhundert, so von den Ebeni-
sten Infroit (Abb. 296, 306), Levert (Abb. 307).
Lange davor finden sich allerdings Hinweise und
Beurkundungen auf Verfertiger von Rahmun-
gen, doch entweder betraf dies einzelne relativ
aufwendige Altarrahmungen, also ein bildhaue-
risches und innenarchitektonisches Unterfangen
besonderen Ranges, oder aber die bezeichneten
Künstler waren von ihrer Rolle her Bildhauer
oder Architekten, die nur für einen bestimmten
Auftrag herangezogen wurden. Wenn bereits
1356 auf der Predella des Hochaltars für San
Antonio Abate in Venedig (heute Galleria dell’
Accademia) der Rahmenmacher genannt ist, so
gehört dies zu den frühesten uns überlieferten
Würdigungen bildschnitzerischer Arbeit. Den-
noch betrifft dies eine Gattung und einen heraus-
gehobenen Anlaß, die nicht mit den Werken des
Ebenisten Etienne Louis Infroit verglichen wer-
den können. Das Spezialgebiet des letzteren wa-
ren eben Bilderrahmen, die als Leistungen in ei-
nem erst neuerdings eigenständigen Kunstgebiet
erwähnenswert geworden waren. Hier zählte die
Virtuosität der Ausführung, während zuvor
meist nicht der Verfertiger, sondern der koordi-
nierende Unternehmer genannt wurde, der die
kunsthandwerklichen Einzelarbeiten meist dele-
giert hatte. Diese Art der Beurkundung war bei
Chorgestühlen, Kanzeln, Altären in gleicher
Weise Brauch wie bei umfassenden Raumdeko-
rationen.
In den größeren Werkstätten war es seit langem
üblich, daß bei der Rahmenherstellung verschie-
dene Spezialisten mitwirkten. Seit dem Mittelal-
ter lagen in der Regel Profilherstellung und
Schnitzarbeiten in anderen Händen als Fassung
und Vergoldung. So schreibt Dürer 1507 an Ja-
cob Heller, er habe die Tafel vom Schreiner »ge-
löst«, dann zu einem Zubereiter gebracht, der sie
grundiert und »gefärbt« habe und sie die nächste
Woche vergolden wolle. Die weitere Rationali-
sierung ist in der Darstellung Fig. 2 sichtbar:
Leisten und Profile werden als Meterware ge-
trennt hergestellt, Kreidegrundierungen, Gravu-
ren und Fassungen von Spezialisten besorgt.
Schließlich wird seit dem frühen 19. Jahrhundert
auch die Anfertigung des plastischen Schmucks
von den Holzarbeiten abgetrennt. Durch den Ge-
brauch von Papiermache, Vergoldermasse und
Stuck ist die Möglichkeit billigerer Reproduk-
tion der nun in Modeln geschnittenen Negativ-
formen getreten.
Aus den überlieferten Kontrakten läßt sich die
Einschätzung der handwerklichen Aufwendung
für manche Rahmen ablesen: für den Hochaltar
von Santissima Annunziata in Florenz erhielt —
nach Vasari — der Maler Filippino Lippi 200
Goldscudi. Der Rahmenmacher Baccio d’Agno-
lo bekam jedoch 250 Goldscudi, und weitere 200
wurden für die Vergoldung aufgewendet. Ähn-
lich hoch waren die Preise für Rahmen, die an
den Bildhauer Giuliano da San Gallo bezahlt
wurden. Für den Rahmen eines heute in Berlin
(Gemäldegalerie Dahlem) befindlichen Botticel-
li-Bildes (»Madonna mit dem Kinde und zwei
Heiligen«, 1485 für die Bardi-Kapelle in S. Spiri-
to in Florenz gemalt) erhielt er 24 Florins (Gold-
gulden), 8 Soldi und 5 Danari, die vermutlich
auch die Anfertigung des Malbrettes beinhalte-
ten. Der Maler Botticelli bekam 75 Florins und
15 Soldi, wovon 2 Florins für Ultramarin und 3 8
Florins für das Gold und die Vergoldung des
Rahmens bestimmt waren. Wieweit der Rahmen
um das Londoner Bild der Botticelli-Werkstatt
mit Sangallo in Verbindung gebracht werden
kann, ist vorläufig offen (Abb. 61).
Spätere Kontrakte beziehen sich auf die Pracht-
ausführungen von Rahmen, die dann eben nicht
von irgendeinem Handwerker, sondern von ei-
nem Bildhauer zu leisten waren. Ein Beispiel ist
der Prunkrahmen, den Thomas Schwanthaler
1702 im Auftrag des Stifts Reichersberg für 30
Gulden zu schnitzen, zu fassen und zu vergolden
hatte. Solche Nachrichten sind insgesamt sehr
selten — und noch seltener sind die Fälle, in denen
sich die bezeichneten Werke erhalten haben. In
der Regel fielen die Rahmen dem Geschmacks-
wandel zum Opfer oder aber verdanken es nur
jenen rücksichtslosen Adaptierungen, daß sie er-
halten blieben. Der seltene Fall, daß ein Gemäl-
de, ein wertvolles noch dazu, einem Rahmen
eingepaßt wurde (durch Formatkürzung), be-
trifft den abgebildeten manieristischen Pracht-
rahmen (Abb. 105).
Neben dieser direkten Überlieferung ist eine
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späten iy.Jh. mit Miniaturbildern und -rahmen.
Utrecht, Centraal Museum
werker, meist Angehörige größerer Werkstätten
und sind so als Einzelpersonen gar nicht faßbar.
Signierte Bilderrahmen kommen selten vor und
eben erst sehr spät, nämlich mit der künstleri-
schen Aufwertung der Kunsttischler, der für die
Höfe arbeitenden »Ebenisten«. Hierin zeigt sich
ein historisches Problem. Die Bild- oder Möbel-
signaturen vergleichbaren Signierungen begeg-
nen erst im 18. Jahrhundert, so von den Ebeni-
sten Infroit (Abb. 296, 306), Levert (Abb. 307).
Lange davor finden sich allerdings Hinweise und
Beurkundungen auf Verfertiger von Rahmun-
gen, doch entweder betraf dies einzelne relativ
aufwendige Altarrahmungen, also ein bildhaue-
risches und innenarchitektonisches Unterfangen
besonderen Ranges, oder aber die bezeichneten
Künstler waren von ihrer Rolle her Bildhauer
oder Architekten, die nur für einen bestimmten
Auftrag herangezogen wurden. Wenn bereits
1356 auf der Predella des Hochaltars für San
Antonio Abate in Venedig (heute Galleria dell’
Accademia) der Rahmenmacher genannt ist, so
gehört dies zu den frühesten uns überlieferten
Würdigungen bildschnitzerischer Arbeit. Den-
noch betrifft dies eine Gattung und einen heraus-
gehobenen Anlaß, die nicht mit den Werken des
Ebenisten Etienne Louis Infroit verglichen wer-
den können. Das Spezialgebiet des letzteren wa-
ren eben Bilderrahmen, die als Leistungen in ei-
nem erst neuerdings eigenständigen Kunstgebiet
erwähnenswert geworden waren. Hier zählte die
Virtuosität der Ausführung, während zuvor
meist nicht der Verfertiger, sondern der koordi-
nierende Unternehmer genannt wurde, der die
kunsthandwerklichen Einzelarbeiten meist dele-
giert hatte. Diese Art der Beurkundung war bei
Chorgestühlen, Kanzeln, Altären in gleicher
Weise Brauch wie bei umfassenden Raumdeko-
rationen.
In den größeren Werkstätten war es seit langem
üblich, daß bei der Rahmenherstellung verschie-
dene Spezialisten mitwirkten. Seit dem Mittelal-
ter lagen in der Regel Profilherstellung und
Schnitzarbeiten in anderen Händen als Fassung
und Vergoldung. So schreibt Dürer 1507 an Ja-
cob Heller, er habe die Tafel vom Schreiner »ge-
löst«, dann zu einem Zubereiter gebracht, der sie
grundiert und »gefärbt« habe und sie die nächste
Woche vergolden wolle. Die weitere Rationali-
sierung ist in der Darstellung Fig. 2 sichtbar:
Leisten und Profile werden als Meterware ge-
trennt hergestellt, Kreidegrundierungen, Gravu-
ren und Fassungen von Spezialisten besorgt.
Schließlich wird seit dem frühen 19. Jahrhundert
auch die Anfertigung des plastischen Schmucks
von den Holzarbeiten abgetrennt. Durch den Ge-
brauch von Papiermache, Vergoldermasse und
Stuck ist die Möglichkeit billigerer Reproduk-
tion der nun in Modeln geschnittenen Negativ-
formen getreten.
Aus den überlieferten Kontrakten läßt sich die
Einschätzung der handwerklichen Aufwendung
für manche Rahmen ablesen: für den Hochaltar
von Santissima Annunziata in Florenz erhielt —
nach Vasari — der Maler Filippino Lippi 200
Goldscudi. Der Rahmenmacher Baccio d’Agno-
lo bekam jedoch 250 Goldscudi, und weitere 200
wurden für die Vergoldung aufgewendet. Ähn-
lich hoch waren die Preise für Rahmen, die an
den Bildhauer Giuliano da San Gallo bezahlt
wurden. Für den Rahmen eines heute in Berlin
(Gemäldegalerie Dahlem) befindlichen Botticel-
li-Bildes (»Madonna mit dem Kinde und zwei
Heiligen«, 1485 für die Bardi-Kapelle in S. Spiri-
to in Florenz gemalt) erhielt er 24 Florins (Gold-
gulden), 8 Soldi und 5 Danari, die vermutlich
auch die Anfertigung des Malbrettes beinhalte-
ten. Der Maler Botticelli bekam 75 Florins und
15 Soldi, wovon 2 Florins für Ultramarin und 3 8
Florins für das Gold und die Vergoldung des
Rahmens bestimmt waren. Wieweit der Rahmen
um das Londoner Bild der Botticelli-Werkstatt
mit Sangallo in Verbindung gebracht werden
kann, ist vorläufig offen (Abb. 61).
Spätere Kontrakte beziehen sich auf die Pracht-
ausführungen von Rahmen, die dann eben nicht
von irgendeinem Handwerker, sondern von ei-
nem Bildhauer zu leisten waren. Ein Beispiel ist
der Prunkrahmen, den Thomas Schwanthaler
1702 im Auftrag des Stifts Reichersberg für 30
Gulden zu schnitzen, zu fassen und zu vergolden
hatte. Solche Nachrichten sind insgesamt sehr
selten — und noch seltener sind die Fälle, in denen
sich die bezeichneten Werke erhalten haben. In
der Regel fielen die Rahmen dem Geschmacks-
wandel zum Opfer oder aber verdanken es nur
jenen rücksichtslosen Adaptierungen, daß sie er-
halten blieben. Der seltene Fall, daß ein Gemäl-
de, ein wertvolles noch dazu, einem Rahmen
eingepaßt wurde (durch Formatkürzung), be-
trifft den abgebildeten manieristischen Pracht-
rahmen (Abb. 105).
Neben dieser direkten Überlieferung ist eine
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