trotz verschiedengearteter Formweise eine hochgemute Repräsentation gemeinsam,
ein gehobener Ausdruck, sinnenfreudig, mitunter gefühlsbetont. Eine Haltung, die
den erstaunen muß, der erwartet, daß das Tridentiner Konzil und das Pontifikat
Pauls IV. sich in der gleichzeitigen Kunst unbedingt spiegeln müsse. Doch ist es
nicht immer so, daß die Kunst sofort den zur Herrschaft gelangenden geistigen
Intentionen Gefolgschaft leistet. Auch in diesem Falle dauerte es eine Weile, bis
sich die neuen Mächte bildnerisch formten. Ergäbe die Berufung auf die Todes-
daten eine ganz sichere Chronologie der Büsten, so dürfte man das Jahr 1570 als
ungefähren zeitlichen Markstein setzen. Wohl gibt es einzelne Köpfe späterer Her-
kunft, in denen die Auffassung der vorhergehenden Zeit nachwirkt. In der Mehrzahl
jedoch lebt ein neuer Geist, unpathetisch, kühl, düster und streng. Nun erst ge-
staltet die römische Porträtkunst die Charaktere, in denen die Gegenreformation
mit eindeutiger Schärfe sich offenbart.
Im bildhauerischen Vortrag bestehen, summarisch gesehen, nach 1570 jene zwei
Richtungen nebeneinander fort, durch die sich schon vorher Gruppen von Werken
und Einzelbüsten sondern. Die eine zielt auf feste Prägung präzisierter Form, der
Anteil der Atmosphäre als Wirkungsfaktor ist irrelevant. Für die andere dagegen
bleibt gerade dies ein wesentliches Anliegen, daß Hell und Dunkel und nicht die
plastische Form als solche, die konstitutiven Bestandteile eines Kopfes ergeben.
Während in Venedig Vittorias Büsten die malerische Vitalität am stärksten ver-
wirklichen, ist es für den römischen Stil bemerkenswert, daß hier die klassisch-
klassizistische Haltung überwiegt. Die Auffassung der Strozzibüste und der Frangi-
pani findet in Rom nur Verhältnis mäßig geringe Nachfolge.
In manchem Betracht erinnert der Bischof Cornelio Mus so (f 1574) in SS. Apo-
stoli (32) noch an das Heldengeschlecht in S. Marcello. Die Wölbungen und Mulden
des Kopfes, die Buckelung an Stirn- und Jochbein, die fleischige Nase wirken auch
hier wie aus weichem Stoff gebildet. Aber es ist doch ein anderer, späterer Formsinn:
An Stelle des vergleichsweise lockeren Gefüges der Frangipaniköpfe ist der Bild-
hauer des Mussoporträts auf einen stärkeren Zusammenschluß bedacht. Diese neue
Bezogenheit der Teile bedeutet einen Schritt auf dem Wege zu jener Einheit, die
nach der Jahrhundertwende Allgemeingut wird. Dem Affekt der Berninizeit gegen-
über bewahrt jedoch Cornelio Musso noch den verschlossenen Ernst, die mönchische
Strenge, die ein Signum der Männer seiner Generation überhaupt ist - mag die
bildnerische Prägung noch so reich an Spielarten sein.
Zur Gefolgschaft Mussos gehören der Bischof Gariwberti (f 1575) in S. Giovanni
in Laterano (33) und der spanische Presbyter Ciaconi (f 1581) in S. Maria di Mon-
serrato (34). Mit venezianischen Bildnissen verglichen sind diese Büsten von festem
Zuschnitt, auch sie der Grundhaltung Roms verpflichtet. Aber welch ein Gegen-
satz zu einer Reihe von Köpfen, die um dieselbe Zeit an römischen Grabmälern
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ein gehobener Ausdruck, sinnenfreudig, mitunter gefühlsbetont. Eine Haltung, die
den erstaunen muß, der erwartet, daß das Tridentiner Konzil und das Pontifikat
Pauls IV. sich in der gleichzeitigen Kunst unbedingt spiegeln müsse. Doch ist es
nicht immer so, daß die Kunst sofort den zur Herrschaft gelangenden geistigen
Intentionen Gefolgschaft leistet. Auch in diesem Falle dauerte es eine Weile, bis
sich die neuen Mächte bildnerisch formten. Ergäbe die Berufung auf die Todes-
daten eine ganz sichere Chronologie der Büsten, so dürfte man das Jahr 1570 als
ungefähren zeitlichen Markstein setzen. Wohl gibt es einzelne Köpfe späterer Her-
kunft, in denen die Auffassung der vorhergehenden Zeit nachwirkt. In der Mehrzahl
jedoch lebt ein neuer Geist, unpathetisch, kühl, düster und streng. Nun erst ge-
staltet die römische Porträtkunst die Charaktere, in denen die Gegenreformation
mit eindeutiger Schärfe sich offenbart.
Im bildhauerischen Vortrag bestehen, summarisch gesehen, nach 1570 jene zwei
Richtungen nebeneinander fort, durch die sich schon vorher Gruppen von Werken
und Einzelbüsten sondern. Die eine zielt auf feste Prägung präzisierter Form, der
Anteil der Atmosphäre als Wirkungsfaktor ist irrelevant. Für die andere dagegen
bleibt gerade dies ein wesentliches Anliegen, daß Hell und Dunkel und nicht die
plastische Form als solche, die konstitutiven Bestandteile eines Kopfes ergeben.
Während in Venedig Vittorias Büsten die malerische Vitalität am stärksten ver-
wirklichen, ist es für den römischen Stil bemerkenswert, daß hier die klassisch-
klassizistische Haltung überwiegt. Die Auffassung der Strozzibüste und der Frangi-
pani findet in Rom nur Verhältnis mäßig geringe Nachfolge.
In manchem Betracht erinnert der Bischof Cornelio Mus so (f 1574) in SS. Apo-
stoli (32) noch an das Heldengeschlecht in S. Marcello. Die Wölbungen und Mulden
des Kopfes, die Buckelung an Stirn- und Jochbein, die fleischige Nase wirken auch
hier wie aus weichem Stoff gebildet. Aber es ist doch ein anderer, späterer Formsinn:
An Stelle des vergleichsweise lockeren Gefüges der Frangipaniköpfe ist der Bild-
hauer des Mussoporträts auf einen stärkeren Zusammenschluß bedacht. Diese neue
Bezogenheit der Teile bedeutet einen Schritt auf dem Wege zu jener Einheit, die
nach der Jahrhundertwende Allgemeingut wird. Dem Affekt der Berninizeit gegen-
über bewahrt jedoch Cornelio Musso noch den verschlossenen Ernst, die mönchische
Strenge, die ein Signum der Männer seiner Generation überhaupt ist - mag die
bildnerische Prägung noch so reich an Spielarten sein.
Zur Gefolgschaft Mussos gehören der Bischof Gariwberti (f 1575) in S. Giovanni
in Laterano (33) und der spanische Presbyter Ciaconi (f 1581) in S. Maria di Mon-
serrato (34). Mit venezianischen Bildnissen verglichen sind diese Büsten von festem
Zuschnitt, auch sie der Grundhaltung Roms verpflichtet. Aber welch ein Gegen-
satz zu einer Reihe von Köpfen, die um dieselbe Zeit an römischen Grabmälern
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