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Grisebach, August [Hrsg.]
Römische Porträtbüsten der Gegenreformation — Römische Forschungen der Bibliotheca Hertziana, Band 13: Leipzig: Keller, 1936

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https://doi.org/10.11588/diglit.48326#0046
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Der abgebildete Grabstein aus dem i. Jahrhundert vor Chr. (ta) veranschaulicht als einer
von vielen die nahe Beziehung zur Büste und ihrer Rahmung am Bonsigrabmal und seinen Ver-
wandten, publiziert von Mrs. E. Strong in The Journal of Roman Studies IV (1924) S. 147!!.
Daß man in Rom zu Beginn des 16. Jahrh. gelegentlich auch andersartige antike Grabmäler
sich zum Muster nahm, zeigt das der Satri in S. Omobono, an dem die Familiengruppe einem be-
stimmten Grabrelief republikanischer Zeit nachgebildet ist (vgl. E. Steinmann in der Zeitschr. f.
bild. Kunst 1901, S. 242). Catonische Strenge und ausgerichtete Haltung pflegt auch den porträt-
mäßigeren Bildnisbüsten Roms damals eigen zu sein. In solcher Gesellschaft wirkt die Büste Ju-
lius II. im Kaiser-Friedrich-Museum in Berlin (Nr. 7253) wie eine Ausnahme, und man darf sich
fragen, ob dieser geneigte Kopf noch zu Lebzeiten des Papstes entstanden ist.

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MAFFEI, BENEDETTO S. MARIA SOPRA MINERVA
f 1494
OS|TE0NHSOMENOS|ATAODN
A11EAAYEN | QS | BIQSOMENOS
EQEIAETO
BENEDICTO • CLARA FAMILIA PATRICIOR.
VERON • MAFAEA GENITO • APOSTOLIC.
LITTERIS MAIORIS ■ PRAES • DICTAND.
VIRTVTIS ERGO • AB XYSTO • IIII.
PONT • MAX • XII VIRO CREATO
QVI • VIX • AN • LXV • M • XI • D • XVIIII
ACHILLES PATRI OPTVMO
DECESS • AN • S • M • CCCCLXXXXIIII • XV • KL
IVLI.
Benedetto war der erste des Veroneser Geschlechts, der sich in Rom seßhaft
machte. Er legte in seinem Hause beim Arco di Ciambella die Altertümersammlung
an, die sein Sohn Achille weiter ausbaute.
Das Todesjahr des Achille (1510) ist ein Terminus ante für die Entstehung des Grabmals. Dieses
nun ist eines der eindrucksvollsten Zeugnisse heidnisch-humanistischen Geistes (Photo des Ganzen:
Anderson 5160). Für die schulterlose, unbekleidete Büste mag Achille den Bildhauer auf das Stu-
dium der etwa 75 antiken Köpfe verwiesen haben, die sich in seinem Besitz befanden. Denn die
„Ähnlichkeit“ im Sinne der leiblichen Besonderheit des sechsundsechzigjährigen Benedetto trat
als unwesentlich zurück, obwohl um Nase und Mund porträthafte Züge nicht fehlen. Es liegt nahe,
bei den Büsten um 1500 an das Wort Napoleons zu erinnern: „Niemand unterrichtet sich darüber,
ob die Bildnisse großer Männer ähnlich sind. Es genügt, daß ihr Genie in den Bildern lebt.“
Die Zuschreibung an Capponi (Spinelli, S. Maria s. M., S. 68) ist durchaus unsicher. - Ein grie-
chischer Spruch kommt m. W. nur noch auf dem Grabmal des Carranza (1501) in S. Maria di
Monserrato vor, späterhin nicht mehr.
Hübner, Le statue di Roma 1912, S. 103.
Einleitung S. 12.

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