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Gropengießer, Hermann
Die Gräber von Attika der vormykenischen und mykenischen Zeit — Athen, 1907

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https://doi.org/10.11588/diglit.52906#0042
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entweder sehr lang—bei Spata über 22 m—oder kurz und mit
Stufen 55 angelegt wurde, um die nötige Tiefe bis zu 6 m zu
erreichen; und wo er ganz kurz ist, wie bei Brauron nur 2 m,
ist die zu hoch liegende Kammer dem sicheren Einsturz ge-
weiht. Die Grabform entspricht also durchaus nicht dem
Boden, in dem sie angelegt wurde. Aus der unregelmässigen
Höhlung entwickelt sich dann bald in Anlehnung an das
rechteckige Haus die Kunstform der Kammer mit rechtecki-
gem Grundriss, die, wie das Haus, vornehmer ist, aber auch
mehr Arbeit und Geschick erfordert56. Bei dem wichtigen Pro-
blem der Decke, das verschieden gelöst wird, führt das Vorbild
des Hauses von der apsisartigen Abwölbung bald zur Form
des Satteldachs 57 58, wie es das vornehme Grab von Spata mit
den über die Wandflucht hinausspringenden Seiten deutlich
zeigt. Dieses Grab ist auch in seinen Massen mit ungefähr 7
m Flöhe und 5,30x4,30 m Weite das grösste, während die
einfachen zwischen 3 und 4 m im Geviert und gegen 2 m
Höhe aufweisen; nur in Steiria mass das eine nur 1,50 m,
besass aber auch keinen Dromos und enthielt nur 1 Leiche.
Von einer architektonischen Ausgestaltung der Stomionfront,
wie in Mykenae und Argos 5S, ist bei den attischen Gräbern
nichts zu finden. Wenn der eine Raum nicht ausreichte, so
bot sich immer noch Gelegenheit zur Vergrösserung durch
die Anlage kleiner Nischen in den Wänden, wie in Haliki 59,

55 Die gleiche Form mit Stufen haben wir auch in Knossos: Evans,
Prehist. Tombs S. 28 ff. ; sie hat sich im Osten bis in die klassische Zeit
hinein gehalten, z. B. in Kameiros: Rev. arch. 1895, XXVII, 187 f.; auf
Cypern: Herrmann, Gräberfeld von Marion, S. 9 ff. und kommt auch in
späten Gräbern auf Aegina noch vor.
66 Sie sind im festländischen Griechenland allgemein vorherrschend
(Evans, Prehist. Tombs. S. 3 f.) und in Mykenae immer die reicheren : Tsun-
tas-Mannat S. 135 ; vornehm müssen auch die mit kreisrundem, dem Kup-
pelgrab entlehnten Grundriss gewesen sein, von denen sich in Mykenae nur
3 gefunden haben ; aus dem Unterschied des Grundrisses aber ein System
zu machen, wie Pfuhl, Ath. Mitt. 1905, 331 ff. will, ist verfehlt; auch die
ägyptische Mastaba ist ja rechteckig.
57 Weitere Beispiele bei Pfuhl a. a. O.
58 Tsuntas-Mannat S. 1 33 f.; BCH 1904, 368.
59 Ebenso in Mykenae: Eph. 1 888, 129 und Argos: BCH 1004, j/2.
 
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