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Hainhofer, Philipp; Doering, Oskar [Editor]
Des Augsburger Patriciers Philipp Hainhofer Reisen nach Innsbruck und Dresden — Quellenschriften für Kunstgeschichte und Kunsttechnik des Mittelalters und der Neuzeit, Band 10: Wien: Verlag von Carl Graeser & Co., 1901

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https://doi.org/10.11588/diglit.58994#0262
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— 252 —

Würdigkeit galt. Er verstand es in hervorragender Weise, die
Gelegenheiten, welche sich ihm durch seine weit verzweigten
Beziehungen so häufig boten, reichlich nutzbar zu machen.
Einestheils nahm er Sammlungsgegenstände gern in Zahlung an.
»Wen mir ainer etwas solches frembdeß, es sey jetzt von rebus
naturalibus oder artificialibus in mein kunstkämmerlein schencket,
so geschäht mir mehrers wolgefallen daran, alß wan er mir baar-
gelt gebe,« schreibt er am 15. Januar 1606. Geschenke erhielt er
in den Zeiten seines regen politischen und commerziellen Verkehrs
oft und viel, am meisten weitaus vom Herzoge Philipp II. von
Pommern-Stettin, dessen Beziehungen zu Hainhofer aus der Ver-
öffentlichung im 6. Bande der Neuen Folge der Quellenschriften
hervorgehen1). Sehr lebhaft betrieben wurde zwischen beiden
Männern auch der Tausch verkehr; was Hainhofer als den Wün-
schen des Herzogs entsprechend von seinen Sachen erkannte,
wurde fleißig für Doubletten, welche Philipp II. besaß, ausge-
wechselt. So war der Bestand der Hainhofer’schen Samm-
lungen ein fortwährend schwankender, und nur ein gewisser
Stamm von Gegenständen, an denen ihm besonders gelegen
war, zum Theil aber auch solcher, die er unfreiwillig behalten
musste, weil sich andauernd kein Abnehmer dafür fand2),
blieb ihm aus den Zeiten seines Glanzes bis in die seiner Dürftig-
keit. Diese Verwertung der angelegten Kunstsammlung als Quelle
gelegentlich bedeutenden Gewinnes war übrigens den Eigenthümern
der meisten Augsburger Cabinete eigenthümlich; nach Hainhofers
Versicherung unterließ nur Philipp Fugger dergleichen. Es ist
daher nicht möglich, einen wirklichen Katalog der Hainhofer’schen
Kunstkammer anzulegen; es lässt sich nur angeben, was gelegentlich
sich darin befunden hat. Aber auch dessen Aufzählung bleibt sehr
lückenhaft, weil Hainhofer, wiewohl er gern von seinen Kostbar-
keiten spricht, sie doch beiweitem nicht alle erwähnt, sondern
insbesondere nur die, welche er von fürstlichen Personen erhalten
hatte. Der Umfang der Sammlungen ist viel größer gewesen, als

1) Wo unten kurzweg von Philipp II. die Rede ist, ist immer dieser
Herzog gemeint.
2) Hierher gehört u. a. der für Philipp II. gearbeitete Schreibtisch, der
bei H. verblieb, weil statt dessen der kostbare pommer’sche Kunstschrank her-
gestellt wurde. Erst in seinen letzten Lebenstagen gelang es H., ihn nach Braun-
schweig zu verkaufen. Der weitere Verbleib des Stückes ist nicht nachweisbar.
 
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