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Gartens wird es möglicherweise eine kunsthistorische Erkenntnis sein, von
der aus eine Regeneration des Landschaftsgartens in unseren Tagen einsetzt.
Die Publikationen mehren sich, deren Tendenz in dieser Richtung verläuft1).
Auch praktisch macht man bereits die Reobachtung, daß in der modernen
Grünflächenpolitik der Städte die landschaftliche Gestaltungsweise ihren
Platz zurückgewinnt, da sie Werte vermittelt, die der architektonische Garten
nie zu geben vermag2).

Die Aufgabe dieses Ruches ist es, dem englischen Gartenstil historisch und
künstlerisch gerecht zu werden. Speziell in München, wo er in einer seiner
großartigsten Schöpfungen und in individuellster Form in dem Meisterwerk
Sckells vertreten ist, hat man am wenigsten Anlaß, sich der Dankespflicht
gegen eine solche Kunstschöpfung zu entziehen. Der Organismus dieser Stadt
ist ohne den Englischen Garten und die Gasteig- und Maximiliansanlagen
nicht mehr denkbar.

Soweit die Geschichte der landschaftlichen Gartenkunst in Deutschland aus
einer einzelnen Persönlichkeit hergeleitet werden kann, haben wir das Schaf-
fen Sckells in den Mittelpunkt dieser Retrachtung gerückt, denn seine Schöp-
fungen werden maßgebend für die Einführung und Ausbreitung dieses Stils
besonders in Süddeutschland. Trotz der polemischen Stellung, die aus dem
Vorhergehenden erschlossen werden könnte, bleibt der Charakter dieses
Ruches ein historischer. Der Komplex geistiger Strömungen, die zur
Schöpfung des landschaftlichen Gartenstils führten, die Problematik dieser
Gartenkunst als Grenzgebiet des Kunstschönen und des Naturschönen, die
Persönlichkeit und das Lebenswerk Sckells reizten dazu, der Entstehung
des Landschaftsgartens in Deutschland nachzugehen, wobei als notwen-
diges Korrelat das Wesen des formalen Gartens in Retracht gezogen werden
mußte. Der Verfasser möchte wünschen, daß dabei eine Einsicht in die
Rerechtigung und den Wert beider Gestaltungsweisen herausspringt, die in
der Praxis fruchtbar werden mag. Sckell selbst hat die Fähigkeit zur Syn-
these beider Stile gehabt. Trotz seiner warmen Liebe zu dem natürlichen
Stil, dem er in Deutschland zum Siege verhalf, besaß er die Kenntnis und
das Wissen von der Notwendigkeit und Rerechtigung des formalen Gartens.
Schwetzingen und Nymphenburg hätten sonst nicht ihre heutige Gestalt.

1) Edwin Redslob: Der Park zu Weimar als Ausdruck Goetheschen Lebensstils. Garten-
kunst 1920. Fritz Encke: Berechtigung der Landschaftsgartenkunst in den öffentlichen
Grünanlagen der Städte. Gartenkunst 1924.

2) Z. B. in Frankfurt a.M. der Ostpark; in Köln der Vorgebirgspark und die Erweiterung
des Stadtwaldes; vgl. hierzu F. Encke: Die öffentlichen Grünanlagen der Stadt Köln,
Köln 1926.

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