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Frage wäre es, die in diesem Zusammenhang nicht mehr beantwortet werden
kann, wie weit die Landschaftsmalerei des Klassizismus von diesem Zurück-
schauen auf Claude und Ruysdael in ihrem Stil bestimmt worden ist, und
wie etwa die Parklandschaften selbst auf das Schaffen der Maler zurückge-
wirkt, d. h. das Thema des idealen Parkbildes inauguriert haben. Sicher ist,
daß Claude und Poussin, die man im 17. Jahrhundert „heroisch" genannt
hatte, erst im Zeitalter der Landschaftsgärten mit dem Charakter des „Klassi-
schen" ausgestattet werden. Man wird nicht abstreiten können, daß die
Malerei des Klassizismus in bezug auf das landschaftliche Fach auffallend
kleinmeisterlich geblieben ist, wenigstens in Deutschland. In England da-
gegen läßt sich auf dem Wege von Gainsborough zu Constable die völlig ana-
loge Abklärung eines vorromantischen Stils in einen klassischen Stil nach-
weisen, wie wir sie im Landschaftsgarten beobachtet haben. In Deutschland
und Frankreich regeneriert sich das Landschaftsbild erst um ein Menschen-
alter später. Für die landschaftliche Auffassung der deutschen Romantik
ist Caspar David Friedrich bereits genannt worden als ein Meister, aus dessen
Bildern wohl einzelne literarische Motive in die Gartenkunst haben über-
nommen werden können, dessen Bildstil aber in seiner Gesamtvorstellung
dem Parkideal, dem Festlichen abgekehrt gewesen ist. Die gleichzeitige
„heroische" Landschaft, Rottmann, sucht fremdländische Bildstoffe auf, die
für die Parkgestaltung nicht in Frage kommen. Die Parkvedute wird nur
noch an zwei Stellen weitergepflegt: bei den Kleinmeistern und bei den Aka-
demikern (Schirmer). In Frankreich dagegen stellt Corot von neuem die
Idee eines Parkbildes auf, das sich an Claude, Watteau und Constable glei-
chermaßen anlehnt und für das Weiterleben des klassischen Parkthemas in
der Malerei des 19. Jahrhunderts sicher als das entscheidende künstlerische
Phänomen angesprochen werden muß. Corots Landschaften bleiben aber
ausschließlich Bildthema, Malerthema, wie es schon bei Claude im 17. und
bei Watteau im 18. Jahrhundert der Fall gewesen war. In Gartenkunst hat
man die Bilder Corots nicht umgesetzt. Man kennt in Frankreich keine Land-
schaftsgärten, die sich um die Bealisierung dieses Parkideals bemüht hätten.
Sondern die Natur, die man aufsucht, ist jene unmittelbar gegebene, die in
immer zufälligeren Ausschnitten durch das Mittel der Impression künstle-
risch wirksam gemacht wird.

Die Franzosen waren also von anderen Voraussetzungen ausgegangen als die
Deutschen, und sie waren folgerichtig bis in die letzte Konsequenz zu anderen
Resultaten gelangt. Obwohl Frankreich gerade diejenigen Landschaftsmaler
hervorgebracht hat, Claude, Poussin, die auch in England und Deutschland
als Meister der klassischen Landschaft verehrt werden, ist sein Umgang mit

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