70
gothischen Türmen könnte ebenfalls von ihm herrühren. Zweifellos
haben alt-flandrische Einflüsse auf Ghirlandajo gewirkt, und trotz der
schön geordneten Komposition beeinträchtigt, wie bei den nordischen
Bildern desselben Inhaltes, die Ueberfülle der Details und das Augen-
fällige die Einheit der Szene.
4. Filippino Lippi (1459—1504).
Die Rückseite des Bildes Nr. 1267 in den Uffizien trägt die
Aufschrift: «Filippus me pinsit de Lipis Florentinus addi 29 di Mar-
zo 1496». Sechzehn Jahre hatten die Mönche von San Donato in San
Scopeto gewartet und gehofft, dass Lionardo seine begonnene An-
betung der Könige vollenden würde, dann gaben sie im Jahre 1496
Filippino Lippi den Auftrag, ein neues Bild für ihren Hochaltar an-
zufertigen. Er wählte, vielleicht auf Wunsch der Mönche, denselben
Vorwurf unter zu Grundelegung der Komposition Lionardo’s für die
Anbetung der Könige.1
In beiden Fällen tritt ein inneres Dreieck hervor, das durch die
Madonna und zwei Könige gebildet und von einem Figurenkranz, der
es wie eine Folie einrahmt, umschlossen wird. Hinter diesen zu
einem Ganzen zusammengefassten, vorderen Figuren sieht man einen
bewegten Hintergrund auf einer zweiten Ebene. Die Madonna mit dem
Kinde nimmt wohl die zentrale Stellung ein, die Gruppe kann aber
nicht allein für sich wirken, denn in unmittelbarer Nähe hinter ihr
steht Joseph, auf seinen Stab gelehnt. Die Harmonie der Linien wird
zuerst durch die erhöhte Stellung und Grösse dieser Figur beeinträch-
tigt. Ferner behält Filippino die architektonische Einrahmung der die
Madonna umgebenden Figuren mit den beiden Eckgestalten bei, einen
beunruhigenden Effekt ruft er aber hervor, indem er die linke Rand-
figur gegenüber der Rechtsstehenden knieen lässt. Dann ist auch der
geschlossene Umriss des oberen Halbkreises auf der rechten Seite durch
zwei an der geborstenen Mauer angelehnten Gestalten verdorben, da
der Blick in unangenehmer Weise von dem Halbkreis auf sie in
die Höhe springen muss. Wegen dieser Figuren bekommt die rechte
Seite starkes Uebergewicht, und bei der strengen Unterlage wirkt
diese ungleiche Massenverteilung störend.
Auch Licht und Schatten stehen nicht in genügendem, maler-
ischen Zusammenhang. Die Farben sind unharmonisch verteilt, so trägt
1 Siehe Crowe und Cavalcaselle ed. C. Monnier 1896, Vol. VH, p. 55.
Vasari ed. Sansoni, tomo IV, p. 27.
gothischen Türmen könnte ebenfalls von ihm herrühren. Zweifellos
haben alt-flandrische Einflüsse auf Ghirlandajo gewirkt, und trotz der
schön geordneten Komposition beeinträchtigt, wie bei den nordischen
Bildern desselben Inhaltes, die Ueberfülle der Details und das Augen-
fällige die Einheit der Szene.
4. Filippino Lippi (1459—1504).
Die Rückseite des Bildes Nr. 1267 in den Uffizien trägt die
Aufschrift: «Filippus me pinsit de Lipis Florentinus addi 29 di Mar-
zo 1496». Sechzehn Jahre hatten die Mönche von San Donato in San
Scopeto gewartet und gehofft, dass Lionardo seine begonnene An-
betung der Könige vollenden würde, dann gaben sie im Jahre 1496
Filippino Lippi den Auftrag, ein neues Bild für ihren Hochaltar an-
zufertigen. Er wählte, vielleicht auf Wunsch der Mönche, denselben
Vorwurf unter zu Grundelegung der Komposition Lionardo’s für die
Anbetung der Könige.1
In beiden Fällen tritt ein inneres Dreieck hervor, das durch die
Madonna und zwei Könige gebildet und von einem Figurenkranz, der
es wie eine Folie einrahmt, umschlossen wird. Hinter diesen zu
einem Ganzen zusammengefassten, vorderen Figuren sieht man einen
bewegten Hintergrund auf einer zweiten Ebene. Die Madonna mit dem
Kinde nimmt wohl die zentrale Stellung ein, die Gruppe kann aber
nicht allein für sich wirken, denn in unmittelbarer Nähe hinter ihr
steht Joseph, auf seinen Stab gelehnt. Die Harmonie der Linien wird
zuerst durch die erhöhte Stellung und Grösse dieser Figur beeinträch-
tigt. Ferner behält Filippino die architektonische Einrahmung der die
Madonna umgebenden Figuren mit den beiden Eckgestalten bei, einen
beunruhigenden Effekt ruft er aber hervor, indem er die linke Rand-
figur gegenüber der Rechtsstehenden knieen lässt. Dann ist auch der
geschlossene Umriss des oberen Halbkreises auf der rechten Seite durch
zwei an der geborstenen Mauer angelehnten Gestalten verdorben, da
der Blick in unangenehmer Weise von dem Halbkreis auf sie in
die Höhe springen muss. Wegen dieser Figuren bekommt die rechte
Seite starkes Uebergewicht, und bei der strengen Unterlage wirkt
diese ungleiche Massenverteilung störend.
Auch Licht und Schatten stehen nicht in genügendem, maler-
ischen Zusammenhang. Die Farben sind unharmonisch verteilt, so trägt
1 Siehe Crowe und Cavalcaselle ed. C. Monnier 1896, Vol. VH, p. 55.
Vasari ed. Sansoni, tomo IV, p. 27.