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Notke, Bernt [Ill.]; Hasse, Max [Oth.]
Bernt Notke - St. Jürgen zu Stockholm — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 81: Stuttgart: Reclam, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.65782#0007
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hunderts nicht denkbar gewesen. Die ursprüngliche
Anordnung läßt sich nicht in allen Einzelheiten re-
konstruieren. Sicher war die überlebensgroße Haupt-
gruppe, der Drachenkampf, auf einem hohen Sockel in
der Mittelachse der Kirche aufgestellt, wahrscheinlich
als Bild des Laienaltares. Die Pfeiler und Gewölbe über-
fingen das riesige Bildwerk gleich einem Tabernakel. Die
beiden Nebengruppen lehnten sich in einer heute nicht
mehr faßbaren Weise zur Rechten und zur Linken an
die Pfeiler oder an den Lettner an. Die Prinzessin mag
wie in den Georgsspielen auf einem Stein gekniet haben.
Auf der anderen Seite erhob sich die Burg der Stadt
Silene mit dem heute verlorenen Königspaar. Der Sok-
kel des St. Jürgen war reich gegliedert. Ringsherum,
von Säulen verstellt und von Türmchen unterbrochen,
durch starke Vergoldung deutlich herausgehoben, lief
eine Folge flacher Reliefs, Darstellungen der Ereignisse
vor und nach dem Drachenkampf und der späteren Lei-
den und Wunder des Heiligen (Abb. 6, 7). Der Sockel
war überdies ein Gehäuse, in das man hineinsehen
konnte. Das ist sehr merkwürdig. Einer Chronik zu-
folge war Sten Sture im Altar des heiligen Jürgen bei-
gesetzt worden. Der kleine kapellenartige Raum wird
demnach das Grab des Stifters überspannt haben. Das
Kultbild, verehrungswürdig schon durch die Reliquien
in der Brust des Ritters, war also auch ein Grabmal.
Sten Sture hatte dem heiligen Jürgen auch auf dem
Brunkeberg eine Kapelle errichten lassen. Alljährlich
am Jahrestag der Schlacht, am 10. Oktober, wurde eine
feierliche Prozession veranstaltet, vom Jürgenaltar der
Storkyrkan zur Kapelle auf dem Brunkeberg und wie-
der zurück zur Storkyrkan. Das Altarsakrament, sämt-
liche Reliquien der Stadt und wahrscheinlich auch der
St. Jürgen Notkes — hier ist der Bericht nicht ganz klar
— wurden im Zuge mitgeführt. Jedenfalls stand die
Gruppe nicht am Tage des heiligen Georg, sondern am
Jahrestag der siegreichen Schlacht im Mittelpunkt des
Kultes. Noch eindringlicher konnte man nicht dartun,
daß dieses Monument letztlich als Siegesmai errichtet
worden war.

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