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Hasse, Max [Bearb.]; Notke, Bernt [Ill.]
Bernt Notke - St. Jürgen zu Stockholm — Werkmonographien zur bildenden Kunst in Reclams Universal-Bibliothek, Band 81: Stuttgart: Reclam, 1962

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https://doi.org/10.11588/diglit.65782#0046
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nach dem Muster Bolognas, des berühmten alten Sitzes
der Gelehrsamkeit. Es war die erste Universität des
Nordens; daß die Gründung zu den Auswirkungen des
Sieges am Brunkeberg gehört, ist offensichtlich. Aber
es sollte noch lange dauern, bevor diese nationale Stim-
mung auch auf geistigem Gebiet ebenbürtigen Ausdruck
fand. Eine eigentümliche historische Ironie kennzeich-
net das schwedische Kulturleben des Spätmittelalters:
Während man um Freiheit und nationale Selbstbehaup-
tung kämpfte, standen gelehrte Literatur und Dichtung,
Kunst, Sitte und Lebensanschauung unter starkem
deutschem — und auch dänischem — Einfluß. Vielleicht
am auffälligsten ist das an der schwedischen Sprache zu
erkennen, die sich seit der Zeit der Landrechte und der
Erikchronik, des „klassischen Altschwedisch“, erheblich
verändert hatte. Zu den Anleihen, welche die schwedi-
sche Sprache bereits im frühen Mittelalter besonders
aus dem Lateinischen und Griechischen aufgenommen
hatte, trat nun eine Unzahl von Wörtern und Redens-
arten dänischen und niederdeutschen Ursprungs, die
durch ausländische Bürger, Schreiber und Adlige und
durch sonstige Auslandseinflüsse vermittelt wurden.

Inzwischen war der Reichsverweser völlig dadurch in
Anspruch genommen, sein zunächst nur in provisori-
sche Formen gekleidetes Amt auszubauen und zu unter-
halten. Günstige Voraussetzungen waren ihm gegeben:
Schon seit den sechziger Jahren war er als militärischer
Fachmann anerkannt, dann hatte sich seine diplomati-
sche Begabung von immer neuen Seiten gezeigt, sowie
seine demagogischen Fähigkeiten und seine Zähigkeit
(man möchte verallgemeinernd überhaupt sagen, daß
mit Karl Knutsson und Sten Sture d. Ä. ein Geist zäher
Unermüdlichkeit zur Tradition in der schwedischen
Staatsführung wird). Herr Sten konnte bei repräsen-
tativen Anlässen auch „dastehen wie ein Engel 'Got-
tes ... so licht und mild“. Auf ständigen Reisen durch
das Reich hielt er Fühlung mit dem Landvolk und konnte

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