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Haussherr, Reiner
Der tote Christus am Kreuz: zur Ikonographie des Gerokreuzes — 1963

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https://doi.org/10.11588/diglit.31126#0148
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Kaisers Zara Yacob (1434-1468) der Jehjeh Giorgis Kirche im Waga-
14)

radistrikt . Noch im 16. Jahrhundert berichten Reisende,nir-

gends in Äthiopien gäbe es Bilder des Gekreuzigten, überall er-

15)

scheine das leere Kreuz ^ . Das kann jedoch nicht stimmen, denn
zum anderen gibt es in Äthiopien Kreuzigungsbilder mit der Dar-
stellung des gekreuzigten Herrn. So in dem 1476/77 entstandenen
Psalter Paris BN Abbadie 105 auf fol.11^^. Maria und Johannes
rahmen das Kreuz. Christus ist wohl tot dargestellt. Sein rechter
Arm iat ausgestreckt, der linke angewinkelt. Die Daumen sind abge-
spreizt. Aus den Wunden fließen Blut und Wasser. In dem Evangeliar
des Kaisers David II. (1508-1540) der Bethlehem Kirche bei Debre

Tabor rechts die drei Gekreuzigten tot (?) am Kreuz, links davon
17)

Maria und Johannes ''.

Auch die armenischen Darstellungen des toten Gekreuzigten sind
von der mittelbyzantinischen Ikonographie abzuleiten, wenn auch
in Details öfter Veränderungen, Weglassungen und Verballhornungen

/I o)

zu beobachten sind . Die beiden georgischen Tetraevangeliare

iq)

des elften bis zwölften Jahrhunderts, das des Klosters Gelati

v v 20)

und das der Georgskirche von Jruji , sind leider nicht publi-
ziert. Soweit aus der einzigen mir zugänglichen Abbildung und den
kurzen Beschreibungen geschlossen werden darf, sind ganz ähnliche
Bildmotive und -kompositionen verwendet wie im Paris BN gr.74 und
im-Laurentianus Plut. VI, 23^^.

So ergeben sich aus den orientalischen Kreuzigungsdarstellungen
keine neuen Gesichtspunkte für die Geschichte der Typen des toten
Gekreuzigten.
 
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