Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
145

selt. Ihre Schenkel sind bereits gebrochen. Dies Detail ist gro-
tesk veranschaulicht, Füße rait Stücken der Unterschenkel daran
schweben unter dem Körper, durch eine Lücke von ihm getrennt. Am
linken Rande des Berges unten eine Gruppe von vier klagenden
Frauen. Rechts, viel größer, die restliche Bildfläche füllend,
fünf Disputierende, Juden und Soldaten. Von den Gestirnzeichen
in einem Himmelssegment nur eines, wohl die Sonne. Aus geläufigen
Gruppen und Bildschemata, wie sie uns vor allem im Paris BN gr.74
immer wieder begegneten, ist diese koptische Miniatur zusammenge-
stückelt, was besonders durch die Größenunterschiede deutlich
wird. Die Schächer kamen in ähnlicher Haltung öfter vor (Ampullen,

Kappadokien). Mit Änderungen der geläufigen Ikonographie und ih-

9)

rer Anpassung an östliche Verhältnisse ist überhaupt zu rechnen,
so hängt Judas (fol.8l) nicht an einem Baum, wie sonst überall in
der christlichen Kunst, sondern an einem kunstgerecht aus zwei
gemauerten Pfeilern und einem Querbalken errichteten Galgen^^.

Im eigentlich koptischen Bereich finden sich direkte Nachklängp

byzantinischer Ikonographie. Auf einem koptischen Zauberpapyrus

wohl des siebenten Jahrhunderts, London Brit.Mus.0r.6796» gitt

11)

es eine sehr rohe Zeichnung der Kreuzigung . Ghristus zwischen
den Schächern. Christus im frühbyzantinischen Typ lebend, ohne
Suppedaneum, bekleidet mit einer Ärmeltunica. Die namentlich als
Demas und Gestas bezeichneten Schächer mit den Armen nach hinten
an ihren Kreuzen. Das 1250 vollendete koptisch-arabische Evangeli-
ar Paris Institut Catholique Cod.copte-arabe 1 enthält auf fol.

57 eine Serie von Passionsszenen, darunter die Kreuzigung in der

geläufigen mittelbyzantinischen Ikonographie, der tote Gekreuzig-

12)

te zwischen Maria und Johannes .

Die äthiopische Kunst kennt im späTten Mittelalter zwei Formen
der Kreuzigungsdarstellung. Einmal die mit dem leeren Kreuz in
der Mitte, umgeben von den Schächern mit nach hinten gefesselten
Armen. Als Beispiele seien genannt das 1401 für Zir Gänela, die
Tochter des Königs Sayfa Ar'äd,geschriebene Evangeliar New York
Pierpont Morgan Library M.828 fol.14 (Abb.165), wo dazu noch die
Engel des Lichts und der Finsternis dargestellt sind, die sich
der Seelen der Schächer bemächtigen ^ , und das Evangeliar des
 
Annotationen