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del und die losenden Soldaten. Um das Kreuz Longinus und Stepha-
ton, links drei Frauen, rechts Johannes (aus dem in der vatikani-
schen Handschrift versehentlich eine Frau geworden ist) und der
Centurio. Oben Engel, von den Gestirnzeichen nur die Sonne, der
Mond fehlt^.

Auf die syrische Malerei des zwölften Jahrhundertswird von Hu-
go Buchthal der Evangelienzyklus des 1179-1180 in Damiette im
Nildelta entstandenen koptischen Tetraevangeliars Paris BN copte
13 zurückgef ührt^. Das einzige Kreuzigungsbild befindet sich
auf fol.83v (Abb.164) im Text des Matthäusevangeliums. Die Passi-
onsgeschichte bei Johannes enthält eine Miniatur mit den vier lo-
senden Soldaten (fol.274v), eine Szene, die im Paris BN gr.74
den Kreuzigungsszenen im Johannesevangelium zwischengeschaltet
ist, dort die Kriegsknechte allerdings in anderer Gruppierung,
drei Losende und ein Hinzutretender. Auf fol.83v füllt ein hoher
Golgathahügel mit breitem Plateau die linken zwei Bilddrittel,
rechts und links steil abfallende Hänge. Vor dem Berg links eine
ähnliche Gruppe von vier Losenden wie auf fol .27^v , rechts eine
große Pflanze. Auf dem Berg die drei Kreuze. Christus steht auf-
recht auf dem Suppedaneum, die Arme horizontal ausgestreckt, die
Finger herabsinkend. Der Oberkörper biegt sich nach rechts aus.
Das Haupt mit den geschlossenen Augen ist geneigt. Der Herr trägt
den Lendenschurz. Diese ungewöhnliche Darstellung des Gekreuzig-
ten erklärt sich wohl als eine orientalische Abwandlung des mit-
telbyzantinischen toten Kruzifixus. Sehr merkwürdig ist die Dar-
stellung der herabsinkenden Finger, die im Bereich der byzantini-
schen Ikonographie sonst nur noch auf dem wohl vor dem Bilder-
streit entstandenen syrischen Silberteller aus dem Gouvernement

O 'N

Perm vorkommen . Darf man daraus einen frühbyzantinischen Typus
des lebenden Gekreuzigten mit herabsinkenden Fingern rekonstruie-
ren? Von ihm könnten die karolingischen Kruzifixbilder mit hori-
zontal ausgestreckten Armen und herabsinkenden Fingern abgelei-
tet werden. Im Copte 13 wäre er auf Grund des mittelbyzantini-
schen Typsdes toten Gekreuzigten abgewandelt. Um den Gekreuzig-
ten Stephaton und Longinus, auch sie nur im Lendenschurz. Die to-
ten Schächer sind mit den Armen nach hinten an ihre Kreuze gefes-
 
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