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Dr. Emst Hauswedell - Hamburg 36 - Fontenay 4

1. Handschriften - Inkunabeln - Alte Drucke
1 Handschriften. - Jacobus de Theramo. Belial, deutsch. Papierhandschrift. Heilbronn 1448. fol.
(Blattgr. 29 : 20 cm). 103 Bll. 2 Sp. Mit 16 großen färb. Handzeichnungen u. zahlr. roten
Initialen. RoterHolzdeckel-Schafslederbd.d.Zt.mit Schließen. (Beschabt u.bestoßen.) (59) (5000.-)
★★ Frühes, reich illustriertes Manuscript des deutschen Belial, der Übersetzung des von Jacobus de The-
ramo zu Beginn des 15. Jahrh. in lateinischer Sprache verfaßten Werkes: »Consolatio peccatorum, seu
Processus Belial«. Es enthält einen Prozeß nach kanonischem Recht zwischen dem Teufel, vertreten durch
Belial, u. Christus, als dessen Anwälte Moses, Aristoteles u. Isaias auftreten, vor Salomon u. dem Patriar-
chen Joseph als Richter.
Das Manuscript gehört zu den ältesten bekannten des deutschen Belial. Die Schrift, in bräunlicher Tinte,
ist eine gut lesbare gotische Cursiv, mit zahlr. Initialen. Es enthält 16 z. TI. blattgroße Federzeichnungen in
mehrfarb. Ausmalung, die Szenen der Gerichtsverhandlung darstellen, in sehr lebendiger u. realistischer
Linienführung. - Auf der letzten Seite, unter einer Bitte des Schreibers um Gedenken mit der Jahreszahl
1448, nennt sich als Eigentümer Mathias von Menshen, Baumeister zu Heilbronn, vom Deutschen Orden.
Da diese Eintragung mit der Hs. des Ms. übereinstimmt, handelt es sich mit Sicherheit um den Schreiber u.
wahrscheinlich auch um den Illustrator.
Das Ms. ist, bis auf einige Flecken, Gebrauchsspuren u. kleinere Ausbesserungen, gut erhalten, in zeit-
genöss. Einband (teilw. repariert, mit neuerem Vorsatz). Es fehlen ca. 15 Bll., davon wahrscheinlich 5 Bll. leer.
Die erste Ausgabe des deutschen Belial, mit zahlr. Holzschnitten, wurde 1472 von Zainer in Augsburg
gedruckt. (Cop. 5805.)
Abbildung auf Tafel I
2 -, Regiomontanus. Ephemerides Budenses. (Astronomischer Almanach.) Papierhandschrift
aus der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts. 377 Bll. (davon 1 Bl. leer). Blattgröße ca. 16 : 12 cm.
Rote u. schwarze Schrift. Mit Sonnen- u. Monddarstellungen in Gelb u. Schwarz. Kalblederbd.
d. Zt. mit reicher Blindpressung, Beschlägen u. Schließen. (Geringe Beschädigung, Rücken
teilw. in älterer Restaurierung.) (34) (800.-)
★ Interessante astronomische Handschrift ungarischer Provenienz. - Auf dem vorderen Innendeckel Ein-
tragung von alter Hand: »Ephemerides Budenses Sub Rege Ma thia Corvino per Regiomontanum Concinnata«.
- Nach der Eintragung ist der Almanach also von Regiomontanus, der sich von 1467-71 am Hofe des Ungar-
königs Matthias Corvin aufhielt, zusammengestellt worden. - Die Hs. beginnt mit dem Calendarium für
1475 (11 Bll. Fehlt Monat November = 1 BL). Dann folgen die »Tabula Eclipsium Solis et Lunae« von 1475-
1530 (5 Bll.), verschiedene Tabellen (4 Bll.). 1 leeres Bl. u. der Almanach von 1480-1506, der mit den Worten
beginnt: »Anno domini 1480 Incipit Almanach«. - Teilw. stockfleckig u. mit Gebrauchsspuren, einige Ein-
risse, 2 Bll. stärker fleckig, mit Einrissen u. mit Klebespuren, im übrigen gut erhalten, in schönem Einband.
3 -. Livre d'heures. Pergamenthandschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts in lateinischer
Sprache. Flämische Provenienz. Blattgröße ca. 15 : 10,2 cm. 2 leere Bll., 12 Bll. Calendarium,
165 Bll., 1 leeres Bl., 1 Bl. Schwarze u. rote Schrift. Mit 42 Miniaturen in zahlr. Farben u.
Gold, 7 großen färb. Bordüren, 24 großen goldgehöhten Initialen u. zahlr. kleinen goldgehöh-
ten roten u. blauen Initialen. Kalbleder-Holzdeckelbd. von Pawel van Verdebeke aus Brügge,
dat. 1538. (107) (6000.-)
★★ Prächtiges, sehr reich ausgemaltes Stundenbuch auf Pergament, das nach Calendarium u. Schrift aus
dem flämisch-nordfranzösischen Raum stammt u. nach zeitgenössischen Eintragungen einem Bürger in
Brügge gehörte. - Die schöne klare Schrift ist mit einer großen Zahl von goldgehöhten Initialen, davon
einige mit Rankenwerk, geschmückt. Besonders reich ausgemalt sind die 7 Seiten mit Bordüren in zahlr.
Farben, mit Goldleisten, Rankenwerk, Pflanzen, Blumen, Früchten u. Tieren, ferner mit je 1 großen Initiale.
Sehr reizvoll u. schön ausgeführt sind die 42 kleinen Miniaturen, die Szenen aus der Hl. Schrift, der Hei-
ligenlegende etc. darstellen. Die Figuren u. Staffagen sind mit großer Sorgfalt gezeichnet u. ausgemalt, in
frischen, leuchtenden Farben mit reicher Vergoldung. - Die kleineren Miniaturen (ca. 2,7 : 2,5 cm) stehen
in den Initialen, die größeren ca. 3,5 : 3,5 - 4 : 4 cm) neben kleinen Initialen.
Auf dem letzten Blatt Gebet in zeitgenöss. Handschrift, auf dem ersten Blatt eine Eintragung, daß Bruder
Lombardus Wittijns(?), Boursier von St. Janhuis (Spital in Brügge) am 27. Okt. 1587 starb. - Beide Eintragun-
gen in flämischer Sprache.
Der Einband, mit je 2 Plattenstempeln auf den Deckeln, stammt von Pawel van Verdebeke aus Brügge (1500-
1555. - Helwig. Einbandkunde II, 189). Auf dem aufgeklebten Pergamentvorsatz im Innendeckel hat der
Meister eigenhändig signiert: »ghebond by my pawel van verdebeke 1538«. - Einbandrücken erneuert,
Überzug teilw. abgerieben u. etwas beschädigt. - Die Handschrift selbst ist bis auf wenige Flecken u.
Gebrauchsspuren gut erhalten, Schrift, Farben u. Vergoldung sind von großer Frische.
Abbildung auf Tafel II und auf dem Umschlag
4 -. Livre d'heures. Pergamenthandschrift vom Ende des 15. Jahrhunderts in flämischer Sprache.
Blattgröße ca. 14 : 10,5 cm. 12 Bll. Kalender, 171 Bll. 2 leere Bll. Mit 8 nahezu blattgroßen
Miniaturen in zahlr. Farben u. reicher Vergoldung, 7 großen färb. Rankenbordüren, 8 großen
Initialen in Gold u. Farben, 43 kleineren u. zahlr. kleinen Goldinitialen, 44 Randverzierungen
u. -leisten, mit Gold gehöht, u. zahlr. roten u. blauen Initialen. Neuerer Einband mit Überzug
aus einer alten Pergamenthandschrift. (119) (3000.-)
★★ Schönes, reich ausgemaltes flämisches Stundenbuch. - Die großen Miniaturen stellen Maria mit dem
Kind, Christus nach der Kreuzabnahme, Christus auf der Weltkugel, Engel mit armen Seelen im Feuer,
Altar mit Betenden, Gottvater mit Weltkugel, Christus unter dem Kreuz, Maria u. Anna mit dem Kinde
dar. - Die Figuren u. Staffagen, teilw. in naiver, etwas unbeholfener Darstellung, sind sorgfältig mit Deck-
farben ausgemalt, der Hintergrund teils einfarbig u. z. TI. in großer Fläche mit Gold gehöht. - Die Minia-
 
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