1899
Heidelbebgee Akademische Mitteilungen
Nr. 11
in Wolfenbüttel, Hadamard in Paris, Lorentz in Lütticb, Moore
in Chicago, ltighi in Bonn und v. Sterneck in Wien zu Dok-
toren der philosophischen Bakultät ehrenhalber. Eine Aus-
stellung im grossen Saale der Aula umfasst Apparate und
Instrumente, welche von Gauss und Weber konstruiert und
bei ihren Arbeiten gebraucht worden sind. Darunter der be-
riihmte Telegraph, der zum Verkehre zwischen der Sternwarte
und dem physikalischen Institute von beiden Forschern be-
nutzt worden ist. Ferner finden .sich in der Ausstellung
Handschriften von Gauss und Weber, die sich auf eine Reihe
der bedeutendsten und merkwürdigsten Entdeckungen der
beiden Forscher beziehen, Karten von Gauss’ Hand gezeichnet,
die von der königlichen Gesellschaft der Wissenschaft heraus-
gegebenen Werke von Gauss und Weber, sowie einige andere
Publikationen, welche von Gauss und Weber herrühren oder
auf sie Bezug haben.
Hundertjalirfeier der Technischen Hochschule
Berlin. Im Hotel Kaiserhof zn Berlin tagte am 24. Juni
eine Versammlung von Industriellen aus ganz Deutschland,
um über deren Beteiligung an dem Jubiläum der Technischen
Hochschule zu beraten. Es bildete ,sich ein Ausschuss von
über 200 Vertretern aus allen Zweigen der deutschen Indu-
strie. Dieser wird demnächst einen Aufruf erlassen zur
Sammlung eines Stiftungskapitales, das zum Zwecke einer
dauernden Förderung der technischen Wissenschaften am
19. Oktober d. J. einem Ausschuss übergeben werden soll,
der aus Vertretern der Industrie und aller technischen Hoch-
schulen und Bergakademien im Deutschen Eeiche zu bilden
ist. Die Fortbildung der Vorarbeiten wurde eiuem Arbeits-
ausschuss von 25 hervorragenden Industriellen aus allen Tei-
len des Reiches übertragen. Den Vorsitz dieses Arbeitsaus-
schusses iibernimmt Herr Ernst Borsig (Berlin). Es ist
bereits eine Reihe von bedeutenden Zeichnungsbeträgen an-
gemeldet, und das ganze Unternehmen wurde als eine natio-
nale Kundgebung der deutschen Industrie mit so lebhafter
Freude begrüsst, dass ein guter Erfolg als gesichert zu be-
trachten ist. In Aussicht genommen ist die Gewährung von
Geldbeträgen an Personen und Institute der technischen
Wissenschaften zu Forschungsarbeiten, zur Herausgabe von
Werken, Stellung von Preisaufgaben und dergleichen melir,
und insbesondere für solche Zwecke, für die Staatsmittel nicht
zur Verfügung stehen. Es ist zu erwarten, dass dieser grosse
nationale Gedanke in allen Kreisen, die an dem Blühen und
Gedeihen unserer deutschen Industrie irgendwelchen Anteil
haben, die freudigste Zustimmung und Unterstiitzung finden
wird.
* *
*
Bisniarck-Trauerfeier in Friedrichsruh. Von den
Widmungssprüehen, mit denen die Vertreter der deutschen
Hochschulen ihre Kranzspenden an der Gruft Bismarcks
niederlegten, seien folgende erwähnt:
Universität Berlin:
„Wir wollen treu behalten
In unserer Liebe Dich,
AVie imrner mag gestalten
Die deutsche Zukunft sich.
Dein Bild soll im Getümmel
Vor unsern Fahnen steh’n,
So lang am deutschen Himmel
Noch helle Sterne steh’n.“
Tierärztliche Akademie B erli n :
„Dein Heldenleib ist dem Naturgesetz verfallen,
Derweil Dein Heldengeist noch diese Welt erregt,
Und deutsche Lieb’ wird stets zu Deinem Grabe wallen,
So lang die Erde sich im Weltenrund bewegt.“
Universität Greifswald:
„Dem Meister deutscher Art.“
Universität Halle:
„Und so mischten sicli die Elemente in ihm, dass die
Natur aufstehen durfte und der Welt verkünden: Das war
ein Mann!“
Tierärztliche Hochschule Hannover:
„Dein Heldenleib ist dem Naturgesetz verfallen,
Derweil Dein Feuergeist noch diese Welt- erregt,
Und deutsche Lieb’ wird stets zu Deinem Grabe wallen,
So lang die Erde sich im Weltenraum bewegt.“
Universität Heidelberg:
„Die ganze Kraft, die beste Lieb’ hast stets Du Deinem
Volk geweiht.
Ein Band, das heisser Dank gebunden, verkniipft mit Dir
uns alle Zeit.“
Technische Hochschu 1 e Karlsruhe:
„Der grosse Bismarck ist von uns geschieden,
Den man des Reiches ersten Kanzler nannt’.
Wir treten heut’ vor seines Grabes Frieden,
Gelobend ihm mit Zunge, Herz und Hand:
Dass Deutschlands Jugend ihren Bismarck ehrt,
Wird man in Flammenschrift in fernen Jahren
In Liebe, Dank, Verehrung stets bewahren.“
Universität Kiel:
„Hier liegt mehr begraben, als Ehre und als Ruhm,
Hier liegt begraben Deutschlands heiligstes Heiligtum!“
Universität München:
„Schwer und mühsam war Dein Ringen
Für’s geliebte Deutsche Land.
Docli I)ein Werk es musst’ gelingen,
Sichtbar schirmt’ es Gottes Hand.
Ewig soll’s erschallen,
Durch alle Lande hallen:
Deutschlands Macht und Stärke
Sind, Bismarck, Deine Werke!“
Tierärztliche Hochschule München:
„Millionen Zungen preisen
Laut in Dir den Mann von Eisen,
Der in geist’ger Riesenschlacht
Lug und Trug ein End’ gemacht.“
Münster:
„Die Münsterische akademische Jugend verehrt in dem
eisernen Kanzler den Mann, dessen Leben das deutsche Volk
am höchsten beglückt, dessen Tod am tiefsten schmerzte. Sie
wird sein Andenken hegen und pflegen.“
Strassburg:
„Strassburg denkt des Fürsten Bismarck.
In Harren und Krieg, von Sieg zu Sieg, bewusst
und gross, so riss er uns vom Feinde los.“
Forstakademie Tharandt:
„Vergesset, Deutsche, Euren Bismarck nicht.
Ihr deutschen Stämme, lasst die Banner wehen,
Gelobt in heilg’em Schwur, den Vätern gleich
In Glück und Not stets fest und treu zu stehen
Zum deutschen Kaiser und zum Deutschen Reich.“
Ein S i e b e n b ii r g e r S a c h s e sprach:
„An Deinem Sarg, Alldeutschlands grösster Solm, schwört
die Siebenbürger sächsische Hochschul-Jugend: Deutschland
treu und glaubensstark zu bleiben!“
Heidelbebgee Akademische Mitteilungen
Nr. 11
in Wolfenbüttel, Hadamard in Paris, Lorentz in Lütticb, Moore
in Chicago, ltighi in Bonn und v. Sterneck in Wien zu Dok-
toren der philosophischen Bakultät ehrenhalber. Eine Aus-
stellung im grossen Saale der Aula umfasst Apparate und
Instrumente, welche von Gauss und Weber konstruiert und
bei ihren Arbeiten gebraucht worden sind. Darunter der be-
riihmte Telegraph, der zum Verkehre zwischen der Sternwarte
und dem physikalischen Institute von beiden Forschern be-
nutzt worden ist. Ferner finden .sich in der Ausstellung
Handschriften von Gauss und Weber, die sich auf eine Reihe
der bedeutendsten und merkwürdigsten Entdeckungen der
beiden Forscher beziehen, Karten von Gauss’ Hand gezeichnet,
die von der königlichen Gesellschaft der Wissenschaft heraus-
gegebenen Werke von Gauss und Weber, sowie einige andere
Publikationen, welche von Gauss und Weber herrühren oder
auf sie Bezug haben.
Hundertjalirfeier der Technischen Hochschule
Berlin. Im Hotel Kaiserhof zn Berlin tagte am 24. Juni
eine Versammlung von Industriellen aus ganz Deutschland,
um über deren Beteiligung an dem Jubiläum der Technischen
Hochschule zu beraten. Es bildete ,sich ein Ausschuss von
über 200 Vertretern aus allen Zweigen der deutschen Indu-
strie. Dieser wird demnächst einen Aufruf erlassen zur
Sammlung eines Stiftungskapitales, das zum Zwecke einer
dauernden Förderung der technischen Wissenschaften am
19. Oktober d. J. einem Ausschuss übergeben werden soll,
der aus Vertretern der Industrie und aller technischen Hoch-
schulen und Bergakademien im Deutschen Eeiche zu bilden
ist. Die Fortbildung der Vorarbeiten wurde eiuem Arbeits-
ausschuss von 25 hervorragenden Industriellen aus allen Tei-
len des Reiches übertragen. Den Vorsitz dieses Arbeitsaus-
schusses iibernimmt Herr Ernst Borsig (Berlin). Es ist
bereits eine Reihe von bedeutenden Zeichnungsbeträgen an-
gemeldet, und das ganze Unternehmen wurde als eine natio-
nale Kundgebung der deutschen Industrie mit so lebhafter
Freude begrüsst, dass ein guter Erfolg als gesichert zu be-
trachten ist. In Aussicht genommen ist die Gewährung von
Geldbeträgen an Personen und Institute der technischen
Wissenschaften zu Forschungsarbeiten, zur Herausgabe von
Werken, Stellung von Preisaufgaben und dergleichen melir,
und insbesondere für solche Zwecke, für die Staatsmittel nicht
zur Verfügung stehen. Es ist zu erwarten, dass dieser grosse
nationale Gedanke in allen Kreisen, die an dem Blühen und
Gedeihen unserer deutschen Industrie irgendwelchen Anteil
haben, die freudigste Zustimmung und Unterstiitzung finden
wird.
* *
*
Bisniarck-Trauerfeier in Friedrichsruh. Von den
Widmungssprüehen, mit denen die Vertreter der deutschen
Hochschulen ihre Kranzspenden an der Gruft Bismarcks
niederlegten, seien folgende erwähnt:
Universität Berlin:
„Wir wollen treu behalten
In unserer Liebe Dich,
AVie imrner mag gestalten
Die deutsche Zukunft sich.
Dein Bild soll im Getümmel
Vor unsern Fahnen steh’n,
So lang am deutschen Himmel
Noch helle Sterne steh’n.“
Tierärztliche Akademie B erli n :
„Dein Heldenleib ist dem Naturgesetz verfallen,
Derweil Dein Heldengeist noch diese Welt erregt,
Und deutsche Lieb’ wird stets zu Deinem Grabe wallen,
So lang die Erde sich im Weltenrund bewegt.“
Universität Greifswald:
„Dem Meister deutscher Art.“
Universität Halle:
„Und so mischten sicli die Elemente in ihm, dass die
Natur aufstehen durfte und der Welt verkünden: Das war
ein Mann!“
Tierärztliche Hochschule Hannover:
„Dein Heldenleib ist dem Naturgesetz verfallen,
Derweil Dein Feuergeist noch diese Welt- erregt,
Und deutsche Lieb’ wird stets zu Deinem Grabe wallen,
So lang die Erde sich im Weltenraum bewegt.“
Universität Heidelberg:
„Die ganze Kraft, die beste Lieb’ hast stets Du Deinem
Volk geweiht.
Ein Band, das heisser Dank gebunden, verkniipft mit Dir
uns alle Zeit.“
Technische Hochschu 1 e Karlsruhe:
„Der grosse Bismarck ist von uns geschieden,
Den man des Reiches ersten Kanzler nannt’.
Wir treten heut’ vor seines Grabes Frieden,
Gelobend ihm mit Zunge, Herz und Hand:
Dass Deutschlands Jugend ihren Bismarck ehrt,
Wird man in Flammenschrift in fernen Jahren
In Liebe, Dank, Verehrung stets bewahren.“
Universität Kiel:
„Hier liegt mehr begraben, als Ehre und als Ruhm,
Hier liegt begraben Deutschlands heiligstes Heiligtum!“
Universität München:
„Schwer und mühsam war Dein Ringen
Für’s geliebte Deutsche Land.
Docli I)ein Werk es musst’ gelingen,
Sichtbar schirmt’ es Gottes Hand.
Ewig soll’s erschallen,
Durch alle Lande hallen:
Deutschlands Macht und Stärke
Sind, Bismarck, Deine Werke!“
Tierärztliche Hochschule München:
„Millionen Zungen preisen
Laut in Dir den Mann von Eisen,
Der in geist’ger Riesenschlacht
Lug und Trug ein End’ gemacht.“
Münster:
„Die Münsterische akademische Jugend verehrt in dem
eisernen Kanzler den Mann, dessen Leben das deutsche Volk
am höchsten beglückt, dessen Tod am tiefsten schmerzte. Sie
wird sein Andenken hegen und pflegen.“
Strassburg:
„Strassburg denkt des Fürsten Bismarck.
In Harren und Krieg, von Sieg zu Sieg, bewusst
und gross, so riss er uns vom Feinde los.“
Forstakademie Tharandt:
„Vergesset, Deutsche, Euren Bismarck nicht.
Ihr deutschen Stämme, lasst die Banner wehen,
Gelobt in heilg’em Schwur, den Vätern gleich
In Glück und Not stets fest und treu zu stehen
Zum deutschen Kaiser und zum Deutschen Reich.“
Ein S i e b e n b ii r g e r S a c h s e sprach:
„An Deinem Sarg, Alldeutschlands grösster Solm, schwört
die Siebenbürger sächsische Hochschul-Jugend: Deutschland
treu und glaubensstark zu bleiben!“