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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1916 — Heidelberg, 1916

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Nr. 5 (12. Juli 1916)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25143#0019
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Heibelbeboeb akabemisck« Mitteiltogeh

Heidelberger Akademie der Wissenscliat'ten.

Stiftung- Heinrich Lanz.

Sitzung der naturwissenschaftlich-mathematischen
Klasse am i. Juli 1916.

Vorsitzender: Herr Bütschli.

Folgende wissenschaftliche Arbeiten werden eingereicht:

1. Curtius Th. und Franzen H. „Ueber die chemischen
Bestandteile grüner Pflanzen". 9. Mitteilung: Ueber einige nicht-
flüchtige in Wasser lösliche Bestandteile der Edelkastanien-
blätter. Vorgelegt von Herrn Curtius.

2. Perron O. Neue Existenzsätze für implicite Funktionen.
Vorgelegt von Herrn Stäckel.

Es folgen Besprechungen über geschäftliche Angelegen-
heiten, geplante Unternehmungen, sowie Mitteilungen des Vor-
sitzenden.

Hochschulnachrichten.

Todesfall. Der Senior der juristischen Fakultät unserer
Hochschule, WirklicherGeheimeratProf.Dr. ImmanuelBekker,
Exzellenz, Ehrenbürger der Stadt Heidelberg, ist nach langem
Leiden im hohen Alter von 89 Jahren am 29. Juni gestorben.
Seit dem Jahre 1874 wirkte der Verstorbene an der hiesigen
Universität und trat erst vor wenig Tahren, 1909, in den Ruhe-
stand über.

Aus dem Lelirkörper. Dem Privatdozenten in der
juristischen Fakultät Dr. Eberhard Frhr. v. Künssberg wurde
der Titel ausserordentlicher Professor verliehen.

Ehrendoktor. Anlässlich der Jahrhundertfeier der Baseler
Missionsgesellschaft (2. Juli) hat die Heidelberger theologische
Fakultät den Vorsitzenden der chinesischen Generalsynode und
Leiter des theologischen Seminars in Lilong (China) Georg
Ziegler, einen geborenen Badener, zum Doktor theol. h. c.
promoviert.

Yon anderen Hochschulen.

Die deutsclien Hoclisclmlen und der Krieg. Zur

Friedenszeit zählte man in Deutschland 79000 Studierende der
verschiedenen Hochschulen. Davon stammten 8000 aus dem
Auslande und etwa 4300 waren Frauen. Im Laule des Krieges
§ing die Zahl der Ausländer auf etwa 2500 zurück, da die feind-
lichen weggewiesen wurden und andere ausblieben, wogegen
die Zahl der Studentinnen auf etwa 5300 stieg. Im letzten
Wintersemester (1915/16), für das jetzt die Zahlen vorliegen,
war die Ziffer der eingeschriebenen Studierenden auf 64000 ge-
sunken, wovon auf die Universitäten 53000 entfielen, auf die
Technischen Hochschulen 9900, die Landwirtschaftlichen 150,
die Bergakademien etwa 30, die Tierärztlichen Hochschulen
etwa 50 und die Handelshochschulen etwa 400, während die
Forstakademien geschlossen waren. Im Felde oder in militärischer
Verwendung standen etwa 43000 Universitätsstudenten oder
83 v. H. ihrer Friedensziffer, 9000 Techniker oder 91 v. H., etwa
700 Landwirte oder 87 v. H., «550 Bergleute oder 90 v. H., 1200
Tierärzte oder 92 v. H., 1400 Handelsh ochschüler oder 77 v. H.
Von den Studentinnen waren etwa 300 im Krankenpflegedienst
verwendet. 1870/71 waren von 13785 Universitätsstudenten
etwa 4400 oder 32 v. H. aüsgezogen.

Verschiedenes.

Preisaussclireiben. Die philosophische Fakultät der
Universität Göttingen schreibt aus der Benekeschen Preisstiftung
zwei Preise von 1700 und 680 Mk. für die besten Bearbeitungen
folgender Aufgabe aus: «Die chemischen Vorgänge, welche bei
der Umwandlung des Blutfarbstoffes in Gallenfarbstoffe und
weiter in Harn- und Kotfarbstoffe vor sich gehen, sind in exakter
Weise klarzulegen und durch ausreichend begründete Struktur-
formeln zu erklären«. Bewerbungsschriften sind bis zum 31.
August 1918 einzureichen.

Ein Zivan z i gtauseml - Mark - Prc i s zugunsten der
Volksernährung. Die Adolph-Schwabacher-Stiftung hat diese
ungewöhnlich grosse Summe »für eine medizinische Leistung
aus dem Gebiete der Volksernährung in Kriegszeiten« verfüg-
bar. Bewerbungen sind bis zum 1. Juli 1918 mit der Bezeich-
nung»Adolph-Schwabacher-Stiftung« an das Ministerium der geist-
lichen und Unterrichtsangelegenheiten, Berlin SW., Wilhelm-
strasse 68, zu richten.

Bücherschau.

Das Erlehnis unserer.jungen Kriegsfi-eiwilligen. Heraus-
gegeben von Dr. Willi Warstat. Verlag Friedrich Andreas
Perthes A.-G. Gotha. Preis 1 Mk.

Im Auftrage des Bundes für Schulreform hat sich Dr. W.
Warstat der dankbaren Aufgabe unterzogen, das Erlebnis unserer
jüngsten Kriegsfreiwilligen durch eine Sammlung von Briefen an
Eltern und Freunde zu belegen. Wir erfahren auf Grund von
Quellen erster Hand, wie das aufrüttelnde Erlebnis des Krieges
auf Seele und Leib gerade unserer jüngsten Kriegsfreiwilligen,
etwa im Alter von 16—20 Jahren, gewirkt hat. Mit viel Fein-
gefühl hat Dr. Warstat seine Auswahl getroffen und es verstanden,
einen ungemein fesselnden Einblick in das Seelenleben und die
Stimmungen unsererer jüngsten Krieger zu geben, denen durch
dieses Buch ein bleibendes Denkmal gesetzt wird. Diese Samm-
lung wird nicht nur für Lehrer und Psychologen, sondern auch
für jeden, der an der Zukunft mitarbeiten will, von entsprechendem
Wert sein. Sie wird eine Quelle der Erhebung für alle sein,
die den Krieg mit erleben und wird selbst für den Geschichts-
schreiber späterer Zeit eine wichtige Fundgrube bilden.

„Der Vortrupp“, Halbmonatsschrift für das Deutschtum un-
serer Zeit. Herausgegeben von Dr. jur. Hermann M. Popert,
Hamburg, und Kapitänleutnant a. D. Hans Paasche, Berlin.
Verantwortlicher Schriftleiter: Dr. phil. R. Kraut, Hamburg.
Verlag von Alfred Janssen, Hamburg. Preis: Jährlich 8 Mark,
vierteljährlich 2 Mark; Einzelnummer 40 Pfg.

Die soeben zur Ausgabe gelangte Nummer 13 hat folgenden
Inhalt: Politische Bildung, Leitaufsatz von Prof. Paul Sickel;
Ueber die Vereinigten Staaten von Nordamerika von Walter
A. Berendsohn; Neue Sprachenprobleme von Dr. phil. Albert
Steche; Der Jugendpark von Carl Will; Was andere sagen;
unter „Rund um uns“ Die europäische Kriegsschuldengemein-
schaft; Männersterblichkeit von Marg. Ehrlich; Warum die Frauen
länger leben als die Männer von Martha Buckow; Schulfragen
der Gegenwart von Prof. Dr. Reinhard Strecker; Im Bahnnof
von Andreas Sönnichsen.

Hamburg. Alfred Janssen, Vortrupp-Verlag.

Teubners Kriegstasclieubuch. Ein Handlexikon über den
Weltkrieg. Herausgegeben von Ulrich Steindorff. Mit 5 Kar-
ten. (IV u. 346 S.) Geh. Mk. 3.—, geb. Mk. 3.50, Verlag von B.
G. Teubner, Leipzig und Berlin, 1916.

Je länger der Krieg dauert, je mehr er nahezu alle Gebiete
des Lebens in sein Bereich zieht, je grösser die Fülle der Kriegs-
ereignisse und je verwirrender die Zahl der Kriegsmassnahmen
wird, umsomehr sieht sich jeder, der irgendwie von den Kriegs-
massnahmen betroffen ist, jeder der irgendwie die militärischen,
politischen oder wirtschaftlichen Geschehnisse aufmerksam und
verständnisvoll verfolgen will, einer Fülle von Fragen gegenüber
gestellt, empfmdet er das Bedürfnis nach einem Hilfsmittel, das
ihm auf alle diese Fragen rasche, knappe und zuverlässige Aus-
kunftbietet. Das soll Teubners Kriegstaschenbuch, herausgegeben
von U. Steindorff, sein, das in alphabetischer Anordnung in mehr
als 5000 Stichworten alle politischen und militärischen Ereignisse
des Krieges, alle zu ihrem Verständnis notwendigen Fachaus-
drücke, alle Persönlichkeiten, die in ihm hervorgetreten sind,
alle irgendwie mit dem Kriege in Zusammenhang stehenden
wirtschaftlichen und kulturellen Ereignisse und Massnahmen, im
Deutschen Reiche wie bei unseren Bundesgenossen, insbesondere
in Oesterreich-Ungarn und bei den Gegnern behandelt. Beigefügt
sind 5 Karten, die in Verbindung mit den Angaben im Wörter-
buch die Auffindung jedes Ortes auf grösseren Sonderkarten
ermöglichen. Das Kriegstaschenbuch gibt vor allem Auskunft
über alle Erscheinungen und Einrichtungen, die die Grundlage
der Kriegsvorgänge und damit auch die Grundlage für deren
Verständnis bieten, so über wichtigste unmittelbare und mittel-
bare Kriegsmittel zu Wasser, zu Lande und in der Luft, über
die hundertfältigen Werkzeuge im Wirtschaftskampfe, soweit
nicht aus militärischen Gründen der Schleier des Geheimnisses
darüber gebreitet bleiben muss. Besondere Berücksichtigung
haben hier natürlich die technischen Fragen gefunden, ebenso die
Gestaltung der wirtschaftlichen Vorgänge auf dem Gebiete des
Handels, des Bankwesens, ohne deren Kenntnis die Bedeutung
der einzelnen Kriegsmassnahmen schlechterdings unmöglich ist.
Es bietet ferner die wichtigsten statistischen Angaben über
die einzelnen Staaten, ihre geographischen Grundlagen, ihre
Finanzen wie überhaupt ihre wirtschaftlichen und militärischen
Kräfte, und nicht zuletzt ihre Politik, die aus ihrer Geschichte
besonders während der letzten Zeit erhellt. Aus diesem
Ueberblick dürfte hervorgehen, welcher ungeheure Stoff in dem
Buch verarbeitet ist, das einzig in der Kriegsliteratur aller
Völker dastehen dürfte und das, wie gesagt, für jeden am
Kriege Beteiligten und wer wäre das nicht, unentbehrlich sein
dürfte — namentlich auch für die verständnisvolle Verfolgung
der kommenden Friedensverhandlungen. Bei Abschluss des
Krieges ist, wie der Verleger mitteilt, die Herausgabe eines
Ergänzungsbandes in Aussicht genommen, der die Ergebnisse
des Krieges buchen soll und der mit dem vorliegenden zusammen
auf lange hinaus der eigenen Erinnerung jedes einzelnen über
das, was er im Kriege und vom Kriege erlebt, zu Hilfe kommen
wird.
 
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