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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Sommer-Halbjahr 1919 — Heidelberg, 1919

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Heidelbebgeb Akademische Mitteilungen

Rektorat.
Die Friedrich-Luisen-Stipendien für 1919
werden hiermit zur Bewerbung ausgeschrieben.
Die Vergebung geschieht an die würdigsten unter den
an der hiesigen Universität Studierenden, die mindestens schon
im verflossenen Wintersemester hier als akademische Bürger
gewesen und der Unterstützung bedürftig sind, ohne Unter-
schied des Vaterlandes und des religiösen Bekenntnisses.
Die Bewerber haben ihre Gesuche, denen
1. Zeugnisse über Bedürftigkeit.
2. Zeugnisse der akademischen Lehrer über den fleissigen
Kollegienbesuch im Wintersemester 1918/1919 und
im laufenden Sommersemester
beizufügen sind, bis spätestens 20. Juni auf dem Se-
kretariat einzureichen.
Sämtliche unter Ziff. 2 gestellten Zeugnisse haben sich
die Bewerber durch persönliches Anmelden bei den betreffen-
den akademischen Lehrern eigens zu dem gedachten Zwecke
verschlossen zu erbitten.
Heidelberg, den 26. April 1919.
Der Rektor:
Bartholomae.
Das Belegen der Turn- und Spielstunden betr.
Heidelberg, den 1. Mai 1919.
Wir machen die Studentenschaft darauf aufmerksam,
dass seit Jahren Turnlehrer angestellt sind, welche die
Hebungen aller derjenigen, welche turnen und Turnspiele
veranstalten wollen, leiten, damit sie Gelegenheit zu
regelrechtem Turnen und sachgemässer turnerischer
Durchbildung finden. Als Spielplatz dienen die Wiesen
am nördlichen Neckarufer unterhalb der Friedrichsbrücke.
Für das Turnen ist die Halle bei der Volksschule in
der Plöck gegenüber der Universitäts-Bibliothek von der
Universität gemietet. Sie enthält zwei übereinander
gelegene geräumige Säle, welche mit allen nötigen Ge-
räten ausgerüstet sind, und steht der Studentenschaft
täglich von 5—10 Uhr zur Verfügung.
Betreffs Festlegung des Stundenplanes fordern wir
die Korporationen auf, sich die gewünschten Stunden
vormerken lassen zu wollen. Zugleich bemerken wir,
dass auch einzelnen Studenten und Studentinnen bei
hinreichender Anzahl (mindestens 10) in besonderen
Stunden Gelegenheit zum Turnen geboten wird.
Auskunft erteilt Herr Prof. Dr. Rissom, Chemisches
Institut, und der Universitäts-Turnlehrer Herr Lehramts-
praktikant Linn enb ach. (Im Vorzimmer des Dozenten-
zimmers im Univ.-Hauptgebäude liegt eine Liste auf, in
der sich die Korporationen sowie die Herren und Damen
jederzeit eintragen können.)
Wir ersuchen die Studentenschaft, von diesen Ein-
richtungen ausgiebigsten Gebrauch zu machen, damit
sie durch zahlreiche Beteiligung an den Turnstunden
beweist, dass sie die Notwendigkeit körperlicher Be-
tätigung zur Gewinnung harmonischer Ausbildung und
ihre segensreichen Folgen erkannt hat und würdigt.
Der akademische Ausschuss für Leibesübungen:
Geh. Rat Bartholomae, d. z. Rektor.
Geh. Rat Endemann. Professor Bai sch.
Professor Rissom. Dr. Wehlitz.
Aufruf!
Nach einem 4jährigen, blutigen Ringen, nach herr-
lichen Waffentaten und ruhmvollen Siegen, nach unend-
lichen Opfern an Gut und Blut ist Deutschland schliesslich
unter der Uebermacht seiner Gegner, unter den schweren
Erschütterungen und Umwälzungen im Inneren zusammen-
gebrochen. Das starke, von der Meisterhand Bismarcks
zusammengeschmiedete, von seinem Geiste geformte und

zu hoher wirtschaftlicher und politischer Blüte empor-
geführte deutsche Reich ist nicht mehr. Die Flotte,
einst unser Stolz, ist den Feinden ausgeliefert, das Heer,
das so lange heldenmütig und unbesiegt die Heimat be-
schirmte, ist aufgelöst.
In voller Hilflosigkeit steht das deutsche Volk seinen
habgierigen Feinden gegenüber, ohnmächtig gegen ihre
anmassenden Forderungen, nicht einmal fähig, die frechen
Uebergriffe polnischer Horden abzuwehren. Aus dieser
tiefen Schmach kann Deutschland nur stahlharte Kraft
und eiserner Wille erretten.
Alter Jahnscher Geist muss wieder die Herzen un-
serer Jugend durcliglühen. Wie ehedem soll das Turnen
im Verein mit Spiel und Sport dazu helfen, in unserer
Jugend, vor allem unserer akademischen, den Körper
zum starken Träger eines männlichen Geistes zu machen.
Darum richten der unterzeichnete Geschäftsausschuss
und der Zentralausschuss für Volks- und Jugendspiel
an die deutschen Hochschulen, insonderheit an die aka-
demischen Ausschüsse für Leibesübungen die dringende
Bitte, unverzüglich die Studierenden auf die Spielplätze
zu führen, die Turnräume zu öffnen, die Hochschuljugend
zu Leibesübungen anzuhalten. Ein jeder Student soll
es als vaterländische Pflicht ansehen, seinen Körper so
zu stählen, dass er mit bester Kraft dem Vaterlande
dienen kann.
Die harte Zeit fordert ein starkes Geschlecht! Drum
frisch ans Werk! Es gilt dem Vaterlande!
Der Geschäftsausschuss der akademischen
Ausschüsse für Leibesübungen.
Förster, Dresden. Hoffmann, Münster. Partsch, Breslau.
Rissom, Heidelberg. Schmidt, Aachen.
Der Zentralausschuss für Volks- und Jugendspiel.
Dominicas, Schöneberg. Kohlrausch, Hannover.
Goepel, Eberswalde.
Die Studentenschaft gegen den
Gewaltfrieden.
Die Heidelberger Studentenschaft veranstaltete am Abend
des 12. Mai auf dem Ludwigsplatz eine machtvolle Kundgebung
als Einspruch gegen den beabsichtigten Gewaltfrieden und nahm
einmütig folgende Entschliessung an:
„In tiefer Trauer und bitterster Notlage, die den Glauben an
den Sieg des Rechts zerstört hat, legt die Heidelberger Stu-
dentenschaft aufs schärfste Verwahrung ein gegen die aller
Vernunft und Menschlichkeit, insbesondere den Grundsätzen
des Präsidenten Wilson ins Gesicht schlagenden ^Friedens-
bedingungen, die nur aus kalter Berechnung und blindem
Hass entsprungen, nicht nur unser Volk, sondern die Kultur-
werte der ganzen Welt vernichten müssen. Das deut-
sche Volk lässt sich nicht zu Sklaven erniedrigen.
An die Akademiker aller Länder, vor allem an die
Hochschulen Englands und Amerikas, wenden wir uns in dieser
Schicksalsstunde der ganzen Weltgeschichte mit der dringenden
Bitte, den ganzen Einfluss in ihren Ländern aufzuwenden, um
einen dauerhaften Frieden der Gerechtigkeit herbeizuführem
der die Schaffung neuer Kulturwerte und eine Aussöhnung der
Völker ermöglicht. Nur so können die seit Jahren zerrissenen
alten Bande, die die Akademiker aller Länder zu gemeinsamem
Streben nach Wahrheit, Erkenntnis und Fortschritt in wissen-
schaftlicher Arbeit einigte, wieder zu neuer, für die Kultur der
ganzen Welt segensreicher Tätigkeit geknüpft werden.
Der deutschen Reichsregierung .-aber erklären wir feierlichst,
dass wir geschlossen zu ihr stehen in ihrem Kampfe um Rech1
und Existenz des deutschen Volkes, und dass sie sich auf dk
Heidelberger Studentenschaft verlassen kann.“
Nach der Annahme der Erklärung ergriff Geheimrat Ende-
mann das Wort zu etwa folgender Ansprache: „In dieser weihe-
vollen Stunde, da die Not des Vaterlandes uns ergreift’und emp°r'
hebt, sind Sie zusammengetreten, um Zeugnis abzufegen. Vo'1
Deutschlands ältester Universität, deren Ruhm und Ansehen 10
der Welt befestigt ist, soll der Ruf erschallen an alle Deutschem
Seid einig mit uns in der Erhaltung der Würde des
deutschen Volkes und des deutschen Vaterlandes, das unsef6
Vorfahren -in Jahrhunderte langer Arbeit geschaffen ..und
welches Tausende von uns ihr Blut vergossen haben I^Im ehr-
lichen Vertrauen auf die Zusage eines gerechten Friedens hab®11
wir unbesiegt den Feinden unsere Waffen dargeboten. Dies®3
Vertrauen ist schmachvoll getäuscht worden. Einen hochherzig60
 
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