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Universität Heidelberg [Hrsg.]
Akademische Mitteilungen für die Studierenden der Ruprecht-Karls-Universität zu Heidelberg: Winter-Halbjahr 1898/99 — Heidelberg, 1898-1899

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Nr. 14 (4. Februar 1899)
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https://doi.org/10.11588/diglit.25134#0110
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1898/99

Heidelberger Akademische Mitteilungen

Nr. 14

Kämpfe, und die akademische Jugend von heute soll sich
fern halten von nationalem Bestreben, nicht der Vollendung
zujubeln ?
So feiern wir heute ein Pest von echt nationaler Bedeu-
tung, wir huldigen unserem Kaiser als dem Inbegriff der
nationalen Einheit, der Verkörperung der Kaiseridee.
Wenn die akademische Jugend, die Generation der zu-
künftigen Männer des Staates und der Wissenschaft, sich
dieser Gedanken bewusst ist und sie später hinauspflanzt in
ihren Wirkungskreis, dann werden jene Raben des Haders
und der Zwietracht vergeblich den stolzen Bau des Reiches
umflattern, und niemand wird mehr einstimmen in ihr heiseres
Gekrächze, aus dem es klingt wie von Reichsverdrossenheit.
Blickt auch das Auge des getreusten und grössten deut-
schen Mannes nicht mehr prüfend und sorgend auf das
deutsche Reich hernieder, werden wir auch die Warnungs-
stimme dieses getreuen Eckarts ewig vermissen, so konnte
er doch scheiden in dem Bewusstsein, dass sein Werk der
Zeit trotzen werde. Und gerade die letzte Zeit hat uns ge-
lehrt, mit Vertrauen der Zukunft entgegen zu sehen. Selbst
das stolze England, sogar Frankreich suchen unsere Freund-
schaft. Vor den Kanonen unserer Schiffe klar zu Gefecht
verstummten die Forderungen der siegesübermütigen Ameri-
kaner. Durch Werke des Friedens sind unserem Handel neue
Bahnen eröffnet und wo sich unsere Flagge zeigt, ist sie ge-
ehrt und geachtet. Den richtigen Beruf unserer Seemacht
hat unser Kaiser erkannt und in unser aller Erinnerung steht
noch jenes Kaiserwort, das den deutschen Kolonien und deren
Beamten als Ziel vorschreibt: dem deutschen Kapital den
Weg zu ebnen.
Das ist der Zug nach Weltpolitik, der sich nicht darin
äussert, überall dabei sein zu wollen, sondern überall das
Beste zu leisten.
Wie unser Kaiser selbst schrieb: „Das Amt des wach-
habenden Offiziers auf dem Staatsschiff ist Mir zugefallen.
Der Kurs bleibt der alte — Volldampf voraus!“ so können
wir diesem Wächter vertrauen, dass kein Schlaf seine Augen
beschatten wird, bis der richtige Steuermann das Schiff in
den sicheren Hafen gelenkt hat.
So richtet sich unsere ganze Hoffnung und unsere ganze
Zuversicht der Person unseres Kaisers zu. Seine ritterliche
Gestalt und edle Denkweise tritt uns bei jeder Gelegenheit
entgegen. Dem Kleinsten wie dem Grössten weiss er seine
Betrachtung und Würdigung zu schenken. Wir sehen ihn
bestrebt, das zu vollenden, was sein entschlafener Vater, der
damalige Kronprinz Friedrich, ahnend voraussagte: „Deutsch-
land muss so stark werden, um den Frieden zu wahren aus
Gerechtigkeit und nicht aus Furcht.“
Wenn nun auch manche mit der Friedensposaune ein-
herschreiten und Palmzweige in den Händen tragen, so dürfen
wir nie vergessen, dass es eben unser scharf geschliffenes
Schwert, wenn auch unbenützt in der Scheide ruhend, war,
das uns ein Menschenalter hindurch den Frieden erhielt.
Jetzt sind es zehn Jahre, dass unserem Kaiser zum ersten
Mal zu seinem Geburtstage der Huldigungsgruss als Kaiser
entgegentönte; zehn Friedensjahre waren seine Regierung,
aber nicht eines entnervenden Friedens, der Stillstand, d. h.
Zurückschritt bedeutet.
Begonnen hat unser Jahrhundert als französisches, unter
dem Stempel französischer Herrschaft mit Kanonendonner
und Kriegsgeschrei, sein Ausgang bringt uns den Frieden,
den deutschen Frieden. Bot der Anfang des Jahrhunderts
das Bild eines Reiches, zusammengestückelt gegen den Willen
der Völker, gehalten durch die Energie eines Einzelnen, ge-
fallen mit dem Genie desselben, so ist die Bürgschaft des
deutschen Friedens ein Volk voll Treue zu seinem Herrscher
und ein Kaiser voll Vertrauen zu seinem Volke. Dass dem
ersten glücklichen Jahrzehnt dieser Regierung die Zukunft
gleichen möge in sich immer überbietendem Streben nach

Vollkommenheit zum Heile des Volkes, zur Ehre des Reiches,
zum Ruhme des Herrschers, das walte Gott!
Kommilitonen, so lasst uns denn das Gelöbnis unwandel-
barer Treue erneuern in begeistertem Huldigungsgruss. Ich
fördere die Anwesenden auf, mit mir einen urkräftigen Sala-
mander zu reiben auf das Wohl Seiner Majestät des deutschen
Kaisers Wilhelm II. Ad exercitium salamandri u. s. w.
Den zweiten Trinkspruch brachte Herr Gottheiner
(Vandaliae) aus, indem er dem geliebten Rector magnifi-
centissimus der Hochschule einen Gruss entbot, ihm dem
Träger des deutschen Gedankens, dem treuen Freund und
Berater des Kaisers. Er schloss mit einem donnernden Sala-
mander auf das Wohl des Grossherzogs. Nachdem das
nächste allgemeine Lied ausgeklungen hatte, das mit den
Worten schloss: „Wir Deutsche fürchten Gott da droben,
sonst aber nichts auf dieser Welt!“ weihte der Vorsitzende
den Manen des Fürsten Bismarck ein stilles Glas. Alsdann
sprach Herr Hohler (Wingolf) den Gästen den Dank der
Studentenschaft für ihr Erscheinen aus und feierte auch die
Damen, die in grosser Anzahl die Gallerie zierten. Nun er-
hob sich Se. Magnificenz der Prorektor, Herr Geh. Hofrat
Prof. Dr. Kehrer und dankte im Namen des Lehr-, Nähr-
und Wehrstandes. Er betonte besonders das gute Einver-
nehmen zwischen Lehrkörper und Studentenschaft, das kleine
sachliche Differenzen nicht zu trüben imstande seien, da
beide denselben Zielen zustrebten. In der Liebe zum Vater-
lande fänden sich alle zusammen, die reichstreue Gesinnung
sei die Tradition der Ruperto-Carola und er hoffe nicht nur,
sondern er sei gewiss, dass im Ernstfall die Heidelberger
Studentenschaft allen anderen vorangehen würde. Ihr galt
sein Salamander. Es ergriffen noch das Wort Herr Bürger-
meister Dr. Walz, Herr Brunswig (nat.-wiss. Fak.), der
den Herrn Prorektor feierte, und Herr Hauptmann Stoy.
Während der nun folgenden Fidulität, die Herr Professor
Dr. Sütterlin leitete, wurde noch manches heitere Wort
gesprochen, bis die aufs schönste verlaufene Feier um 1 Uhr
ihr Ende erreichte.
Im Laufe des Abends wurden auch Huldigungstele-
gramme an Se. Majestät den Kaiser und Se. Königl. Hoheit
den Grossherzog abgesandt. Von Letzterem lief folgende
huldvolle Antwort ein:
„Ich danke der Studentenschaft der Ruperto-Carola
für die Kundgebung treuer Gesinnung, welche sie mir
bei der Geburtstagsfeier unseres Kaisers in so warmem
Ausdruck gewidmet hat.
Friedrich, Grossherzog von Baden.“
3^

Von anderen Hochschulen.
Giessen. Der grosse Senat der Universität Giessen hat
mit grosser Mehrheit die Zulassung von Frauen beschlossen,
und zwar sowohl zum Hören einzelner Vorlesungen als zur
Immatrikulation, letzteres jedoch nur auf Grund eines Reife-
zeugnisses eines Gymnasiums oder einer Realschule erster
Ordnung und beides zunächst nur in der philosophischen
und der juristischen Fakultät. An der Zustimmung der gross-
herzoglichen Regierung wird nicht gezweifelt.
München. Der starke Zugang zu den katholischen
Studentenverbindungen hat die Gründung einer neuen katho-
lischen Studentenverbindung notwendig gemacht. Es hat sich
deshalb am 12. Januar 1899 hier „Rheno -Franconia“ als
katholische deutsche Studentenverbindung mit den Farben
weiss-grün-gold (Grundfarbe weiss) konstituiert. Wie „Vin-
delicia“ ist auch sie hervorgegangen aus „Aenania“, der ältesten
Verbindung des Kartellverbandes der katholischen deutschen
Studentenverbindungen, dem als 27. auch die neue Verbin-
dung angehört.
 
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