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Frankfurt, 17. Febr. Die /Preußiſche

‚- Bettung beſpricht in 2 Briefen aus

furt voͤm 10. und-41. 2
punkt, welchen Preußen in der deutſchen
Flottenfrage einnimmt. Preußen dringt

diernach vor Allem darauf/ daß die deut-
ſche Flotte von ihrem erſten Entſtehen an
als Bundeseigenthum zu betraͤchten fei und
daß deßhalb For Allem diejenigen Staaten,
welche die ſeit dem Jahr 1848 ausgeſchrie-
benen Beiträge nicht geleiſtet haben, alſo

namentlich Oeſterreich, Bayern, Sach-
fen, dieſelben nachzahlen ſollen! Die Cor-
reſpondenz geht auf das Jahr 1848 zurück,
um die Anſicht zu begründen, daß die Floͤtte
fFoͤrtdauernd und von den verſchiedenſten

Juſtanzen alg Bundeseigenthum anerkannt
worden {ft. Der Brief fchließt: . „Eine

andere rechtliche Auffaſſung wuͤrde endlofe

Verwickelungen zur Foͤlge haben, welche
ſich nicht allein auf die Floltenfrage, ſon-

dern noch weit tiefer hin erſtrecken würden.

Moͤgen Diejenigen ſich daher wohl vorſe-
hen, welche dieſe Verantwortlichkeit zu über-

nehmen ſich nicht ſcheuen; Preußen wenig-

ſtens iſt nicht Willens, durch Entziehung
einer bunbesmäßigen Verpflichtung an ei-
ner folchen Verantwortlichkeit Theil zu
nehmen!“

Berlin, 16. Febr.
geht ung die traurige Nachricht zu, daß

Vaſtor Flieduer an MNervenfieber und

Lungenentzündung ſchwer erfranft und we-

nnig Hoffnung für fein Aüfkommen vorhaͤn—

den iſt. —

— 17 Febr. Heute hat die Verleſung
ves Berichis über die NMeubildung der
1. Rammer ſtattgefunden; ſie hat ſich ver-
zögert, da geſtern exſt die Verlefung des
Berichts über die Gemeindeordnung der
oͤſtlichen Provinzen ſtalthaben Fonnte,
Der Prinz von Ligne iſt von hier nach
Wien abgegangen ; er iſt an den dor-
tigen Hof mit einer Boͤtſchaft betraut-
welche Denfelben Gegenſtand betrifft, als
die an den hteſigen Hof gerichtete! Dar-
ſiellungen in Berreff der ©Güterconfis-
cation der Orleans und“ in Bezug auf
die drohende Haltung Frankreichs Belgien
gegenüber, ſind die Aufgabe des Geſaͤnd⸗—
ten. De von Frankreich an Belgien ge-
richtete Geldforderung wird mır einer
Entſchiedeuheit aufrecht erhalten und gel-
tend gemacht, daß die Furcht vor einer De:
cupation DBelgiens aus Ddiefem Anlaß 1n
der That nicht eine ſo fernliegende iſt. Die
Sendung des Prinzen von Ligne, meint.
daſſelbe Zlatt, hat es beſtätigt, daß man,
auch in Brüſſel die Anſicht theilt, daß
Preußen vermöge natürlicher Verhaͤltniffe
zu einer Bermittkerrolle in Diefer
Frage berufen iſt! 2 —

In dem vergangenen Jahr iſt der Ablauf
der engttſch ſchwediſch - däniſchen
DBerträge yon 1841, den Sundzoll betref-
fend, erfolgt. Man verſpricht ſich von den
Erneuerunßen derlelhen guͤnſtige Folgen auch

fur Preußen. Bekanntlich haben von hie?
ſiger· Seite feit 1838 jahrelange Unterhaͤnd-
lungen mit Kopenhagen fattgefunden, die
aber zu keinem Reſuliat führten, Nun hofft
man durch Englands Hülfe beſſere Bedinz-
ungen zu erlangen, da Preußen durch den
Vertrag von 18 8 zu den meiſt hevorzugten


ſcheint es, daß durch Dänemarks Rückiritt
unſere Beziehungen zu England wieder fe-
ſter werden.! Bor einigen Tagen hat Ge-


gien nach England angerreten, Sein Auſ-
enthalt in London dürfie von laͤngerer Dauer
ſein, wie man denſelben denn jetzt ſchon als
eventuellen Nachfolger Bunſens anf dieſem
wichligen Poſten bezeichnet. Zuͤßleich ſind



erhanblungen zwiſchen den nordiſchen
Mächien und dem Cabinet von St. James


groͤße Wichtigkeit erlangen dürften. Man
ſpricht von einem lebhaften Depeſchenwechfel
zwiſchen dem hieſigen und dem St. Peters-
burger Cabinet wegen Feſtſtelung und Rück-
zahlung einer Geldforverung, welche
Preußen noch aus der Zeit von . 1814 her
an Rußland hat. Bei der letzten Thei-
lung Polens befayl der König von Preußen


Landſtrichen, die jetzt zu ruſſiſch Polen ge-
hören, auf ©üter auszulethen! Napolcon
confiscirte ſpäter alle diefe Forderungen, und
Ruͤßland verpflichtete ſich bet der Erwerbung
Polens zur Rückzahlung der preuhiſchen For-
derung, die noch immer nicht erfolgt ift.
Hamburg, 6 Febr. Aehnlich der ober-
ſten Eivilhehoͤrde erläßt auch unfer Sengt
jeßt beim Abgange der öſterreichiſchen
Truppen von hier eine Bekanntmachung,
worin voͤr Verleitung der öſterreichiſchen
Truppen zur Defertion gewaͤrnt und mit
einer mehrjährigen Zuchthausſtrafe gedroht
wird. An allen Straßenecken ſtehen Grup-
pen und leſen dieſe Berwarnung mit Auf-
merkſamkeit. — ;
‚ Frautkreich.
Paris, 15 Febr.

Die innere Or-
ganiſation des Senats iſt beinahe vollen-
det; die Chefs der einzelyen Dienſtzwerge
ſind Ddefignirt. Ein Secretär-NRedacteur hat
die Sigungsprotocolle.aufzunehmen, ein an-
derer Seeretär-Redacteur iſt ihm als Ad-
junct beigegeben; ferner werden noch ein
Chef des Petitionsbureaus und einige Sub-
alternbeamte ernannt. Der Großreferendar,
SGeneral von Hautponhund der Secre-
tär des Senats, Cacroffe, haben gemein:
fam bie verſchiedenen Ernennungen beſchloſ-
ſen. Secretär=-Nedacteur des Senats wird
H. Prevoſt, der vormalige Chef des ſte-
nographiſchen Dienſtes in der geſetzgeben-
den Verſammlung.

Das neue Preßgeſetz iſt den Journalen
nicht eben günftig, was übrigens nicht zu
verwundern iſt, da ſie höheren Ortes min-
deftens ehen fo ſchlecht angeſchrieben ſtehen,
wie das Parlaments-Weſen und die Natio-
nalgarde. Sleichwobhl- iſt es nicht ganz ſo
ſtreng ausgefallen, wie es gewiſſen Naͤch-
richten zufolge hätte erwartet werden können.
Soz. 3, i das Maximum der Cautton,
die 200,000 Fr8. betragen follte, nur auf
50,000 Frs, d. h. etwaͤ das Doppelte von
dem bisherigen, aber nur die Halfte von der
des Juli-Syſiems, geſtellt worden. Das
Präventiv= VBerfahren, D. h. die Cenſur,
wird abgeſchafft und die naͤmentliche Unter-
zeichnung der Artikel, gegen die mit Recht!


heftig beſchwert haben, hoͤrt auf, eine Ver-
pflichtung zu ſein. Dies ſind die liberalen
Seiten des neuen Preßgefetzes. Dagegen
erſcheint der stempel beſonders wenn er


begreifen ſollte, als eine fehr drückende und
hemmende Laſt, die auch den ſämmtlichen
auswärtigen Zeitungen aufliegen wird, ob-
ſchon dabei urſprüuglich nur an die belgi-
ſchen und in franzöſifcher Sprache gedruckien.
Zeitungen gedacht worden war Die Sus:
penfjion nach zweimaliger Verurtheilung
wegen Preßvergehen oder ſelbſt wegen blo-
ßer Contraveution, iſt ebenfals eine ſtrenge
Beſtimmung. Die zur Veröffentlichung eines
Journals erforderliche vorgängige Autoriſa-
tion hat etwas von dem Präventiv-Verfaͤh⸗
ven der Cenſur an ſtch und bildet für die
Regierung ein Vorrecht, deſſen liberale Be-
nußung ſehr zu wuͤnſchen iſt. Was ammei-
ſten Oppoſition erregt, iſt die Verweiſung


aller Preß⸗Proceſſe vor die gewöhnlichen

*

anſtatt. vor die Geſchwornen-
zoͤr etre iſt dieſe Neuerung

(heinen Fönnte; deun in den leßten Zeiten
der Lepublit von 1848 haben die Jury’S in
der Widerſtande⸗Wuth gegen die Anarchie,
von der ſie eingenommen waren, den Jour-
nalen ſo übertrieben ſchlimm mitgefpielt, wie
ſchwerlich ein von den Tages-Leidenſchaften
weniger berührtes gewoͤhnliches Gericht ge-
than haben würde. Zhatfächlich iſt der Scha-
den für die Preffe bei Weitem nicht ſo Froß,
alg in der Theorie. E
— 16, Febr. Am 14, d. M gefhah die
Verſteigerung des der Familie Orleans
gebörigen Pavillon de Wurttemberg in
Neuilly. Er wurde mit den dazu gehö-
rigen Grundſtücken fuͤr 120,000 Fr. ver-
fauft. Die Verſteigerung geſchah im Naz .
men der Prinzen des Hauſes Orleans.
. Bemerfenswerth bleibt, daß die Regie-
rung gegen die Güter der Familie Ors ,
Leams, außer dem Configcationsdecrete, .
noch keine weiteren Angriffsmaßregem un-
ternommen.
exiſtirt noch, und bis zum heungen Tage
iſt demſelden noch keine Beſchlagnahmsan-
Leige zugefommen. Man will aus dieſer
Saumſeligkeit mit Beſtimmtheit darauf ſchlie-
ßen, daß die Confiscation in Sequeſira-
tion werde verwandelt werden, um fo dem
Anſehen der Regierung und auch den vofft= -
ciöfen Wünſchen eines großen Theiles der
Diplomatie, ſowie der öffentlichen Meinung
Rechnung zu tragen. — *
Es ſcheint, wird der, Kölniſchen Zeitung“
geſchrieben, daß die etwas drohende Stel-
lung der franzöſiſchen Regierung und die
kaiſerlichen NMeminiscenzen, die feit dem 2.
December aufgetaucht ſind, die neapoltta-
niſche Regierung die der Sturz Palmerftons
etwas verfichert haben mag, beftimmt haͤben,
ſich England zu nähern.! Wenn man den
hier verbreiftten Nachrichten Glauben fchen-
fen darf, fo bat die engliſche Megierung mit
der neapolitaniſchen einen Defenſiv⸗und
Offenſivvertrag abgeſchloſſen! Neapel vere
pflichtet ſich außerdem, eine Conſtitution
zu erlaͤſſen und mit England einen Han
delsvertrag abzuſchließen/ von deſſen Vor-
theilen alle andexe Nationen ausgeſchloͤffen
ſein werden. (2) Die Nachrichten haben hier
in Paris große Senſation gemacht.
—417, Febr. Der Heutige „Moniteur“ -
enthält ein Decret, wodurch des Kaifers
Napoleon Gehurtstag für das einzige Nasz-
tionalfef erflärt wird, - ; :
‚— 18, Febr. Das Preßgeſetz iſt heute
veröffentlicht worden, Cine befondere Er-
laubniß iſt erforderlich für die Herausgabe
von Journalen und periodiſchen Schriften,
für deren Eigenthumserwerbung, für die
Beſtellung der Redacteure und Geranten.
Die Caution beträgt für die in Paris,
Lyon und den übrigen großen Städten erz
ſceinenden Tagbläiter 50,000 Fr. für die
in den kleineren Städten erſcheinenden die
Hälfte. Die guslaͤndiſchen Journale find
der Stempelgebühr unterwoxfen. Die
Stempelgebühr ift für die in Paris und
Verſailles herausfommenden Blätter ſechs
Centimes, anderswo die Hälfte. Das Geſetz
enthält ſtrenge Beſtimmungen in Betreff der
Gefängnißſtrafen und Geldbußen für Preß
vergehen. Zwei Vexurtheilungen, die in 2 .
Jahren erfolgen, ziehen die Unterdrücung
ines Journals nach ſich. *
Englaud.
* @ondon, 16. Febr. Mit dem „Sez
vern“ ift die Nachricht hergelangt, daß die
Stadt La gos von den britiſchen Seeſtreit-


derſelben, völlig zerftört worden iſt. Der
Kampf dauerte Tage lang. Die Eng-


 
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