Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Overview
Facsimile
0.5
1 cm
facsimile
Scroll
OCR fulltext

N: 76.

Dienſtag, 30. März

— 1852.



zurch die


Rreis Halbjährltch in Heidelberg: 2 fl 6 fr



Landesherrliche Verfügung.
Karlsrube, 27. März. Ord,=RKr. 13.
Ich finde mich bewogen, den Rechtsprakti-
dauten Berthold Deimling von Karlsruhe zum
zweiten Garniſons Auditeur zu exnennen.
Karlsruhe, den 23 März 1852.
Im Namen Seiner Königlichen Hoheit des

Broßherzogs:
— Friedrich. prinz von gaͤden.
Deutſchland.

Karlsruhe, 27. März. Herr Garten-
director Metzger hier iſt von Seite der
Direction der ECentralſtelle des landwirth-
ſchaftlichen Vereins zur Anſchaffung von
Dicrüben-, Erdfohlraben=, Gelbrübenſamen
angewieſen worden und können von dem-


quellen und Preiſe für größere Quantitä-
ten erfabren werden. — 0)
Stuttgart, 26. März. Staatsrath Frhr.


wärtigen, iſt von München aus mit dem f,
baheriſchen Miniſterpraſidenten v. DdD. Pford-
ten nach Bamberg (Hof?) gereiſt, woſelbſt
eine Zuſammenkunft mit dem k. ſächſiſchen
Staalsminiſter v. Beuſt ſtattfindet. Es iſt
unzweifelhaft daß es ſich um Beſprechungen,
vielleicht Berabredungen handelt, welche den
Berliner Zolleongreß betreffen. Was nach
dieſer Seiie hin erſtrebt wird, iſt noch nicht
klar zu erfennen ; möglich aud), daß erſt auf
dieſer Privateonferenz der Plan für ein ge-
meinſchaftliches Vorgehen der Regierungen
von Bayern, Württemberg und Sachfen feſt-
geſtellt werden ſoll.
Was die Geſichtẽpunkte anlangt, die hier
in Betracht kommen dürften, ſo ſcheint ein


*—

welcher ſich mit der brennenden handelspo-
litiſchen Frage beſchäftigt! Den Kern aus
der Verſchälung losgelöſt, ſo wird 3weierlei
darin gewuͤnſcht oder doch der beſonderen
Beachtung empfohlen. Preußen will be-
kanntlich nicht, daß vorerſt auf dem bevor-
ſtehenden Zolveretiscongreß von Dem Notiz
genommen werde was in Wien verhandelt
wurde, und erflärt ſich erſt zu Verhandlun-
gen mit Oeſterreich bereit, nachdem man
über die Neageſtaltung des Zollvereins, alſo
die innere Frage zum Abſchluß gekommen
ſei. Die „Neue Münchener Zeitung“ ſagt:
Es ſcheint vielmehr in der Natur der Sache
felbſt zu liegen, daß, was zu Wien ſo reif-
lich berathen und beſchloſſen worden iſt, in
ſeinen Ergebniſſen auch hier alsbald mit in
den Kreis der Verhandlungen gezogen wer-
den wird, wie ſehr man aͤuch von preußi-
ſcher Seite Dies zu verhüten ſuchen mag.“
Der andere Punkt betrifft die direete Theil-
nahme Defterreichs an der Zollvereins Eon-
ferent, und den Weg auf welchem Dies zu
erreichen ſei. Die „N, M. Zig.“ findet Oe-
ſterreich und den Steuerverein im Verhält-
niß zum Zollverein in einer ähntichen Lage,
und meint, wie Preußen den Steuerverein
zur Theilnahme an der Zollvereins⸗Confe-
kenz eingeladen habe, 10 fet nicht abzufehen,
mwarum die andern Mitglieder des Zollyer-
eins nicht das Recht haben follten, - ihrer-
feits Oeſterreich zur Theilnahme einzuladen,

Den Grund zur Berechtigung für ein ſol-
ches autonomiſches Berfahren der Zollver-
einsitaaten findet der fragliche Artikel in der
rein politiſchen Seite der Sache, die er weit-
aus gegen die finanzielle in erſte Linie ſtellt.
Preuhen mache es auch ſo. (3
Frankfurt, 28, März. Cinem Mün-
chener Schreiben entlehnen wir die wichtige
Naͤchricht daß Bayern, Württemberg, Sach-
fen und die beiden Heſſen in der Zoll= und
Handelsfrage ſich vollftändig geeintgt haben
und mit gemeinfamen Anträgen in Berlin
hervortreten werden. — 23 —
Mainz, 26, März. Durch Urtheil des
großh! Obergerichts dahier vom Heutigen
mwurde der vormalige Redacteur der „Main-
zer Abendpoſt Lierat Horneycr, zu einer
ZAmonatligen, und der Verleger dieſer Zei-
tung, Th v. Zabern, zu einer tmonatlichen
Gefängnißſtrafe verurtheilt, Dieſe Verur-
theilungen erfolgten auf Grund eines im
Dec, v. J. in jenem Blaite erſchienenen
leitenden Artifels, überfchrieben : „Blicke aus
der Gegenwart in die Zufunft“, worin zur
VBerübung von Berbrechen aufgefordert wor-
den war. 8* (Mainz. JJ
Fulda, 24. März. Geſtern Abend ge-
gen 9 Ubr brach in dem 3 Stunden von
hier gelegenen, zum Landgerichisbezirke
Weyhers gehörigen Marktfleden Hätten-
hauſen Feuer aus, bag von ruchlofer Hand
an 4 Seiten des Dorfes aus Rache gegen
dortige jüdiſche Einwohner angelegt, 11
DHeconomiegebäude verzehrte und 6 Fami-
lien obdachlog machte, . Heute Nachinittag
5 Uhr ftebt ganz DHättenhaufen in Flam
men, Ein der Brandſtiftung höchſt ver-
dächtiges Subject, welches ſich aus ſeiner
eigenen, von Innen in Braͤnd gerathenen
Scheune in ſein Wohnhaus retten wollte,
iſt aufgegriffen und dem Laͤndgerichte Wey-
hers überliefert. 2
Berlin, 23. März. Die Fortſetzung der
Berathung des Militärctats in der 2. Kam-
mer führte heute auf die preußiſche Flot-
tenfrage! Mehrere Deputirte der Oſtſee-
provinzen, namentlich der Abgeordnete für
Stralſund, Herr Krufe, nahmen ſich der-
ſelben lebhaft an. Er machte geltend, un-
ſere Küſtenausdehnung ſet verhäͤltnißmäßig
zroß, unſer Haͤndel ſeit 20 Jahten lim
Wachſen, unſere Schiffszahl auf 1000 See-
fahrzeuge mit_270,000 Fonnen Laſt geſtie-
gen. Viele Staaten mit einer geringeren
Handelsmarine halten feit langer Zeil be-
deutende Kriegsflotten, Daͤnemarks Han-
deloflotte frage nur 78,000 Tonnen, und
das Land halte doch eine Kriegsmarine.
„Freilich die ſchleswig-holſteiniſchen Han-
delsſchiffe 165, 000 Tonnen; aber ich kann
mich auch heute noch Nicht entſchließen,
Schleswig-Holſtein als däniſche Lande zu
bezeichnen.“ Portugal habe eine Handels-
flotte von nur 37,000 Tonnen und Kriegs-
ſchiffe von mehreren 100 Kanonen Neapel
habe eine Handelsmarine von 210,000 Ton-
nen und eine Kriegsflotte von 500 Kano-
nen, die Niederlande eine Handelsflotte von
225,000 Tonnen und eine Kriegsflotte von
2000 Ranonen, Oeſterreich habe eine Han-


Kriegsflolte von 700 Kanonen! Man ſehe
‚alfo, daß wir verhältnißmaͤßig fehr wohl
eine Flotte halten können. Die deutſche
Flotte ſei leider nicht zu Stande gekommen,
um ſo energiſcher muͤffen wir die preußiſche
Flotte anfaſſen! Redner muß ferner dar-
auf hinweiſen, daß England die Naviga-
tionsacte aufgehoben hat, daß wir einigen
Vortheil davon gezogen haben, aber in den
transatlantiſchen Haͤfen ganz andere Vor-
theile ziehen könnten, wenn unfere Flagge
dort nicht ganz ohne Schuß wäre; denn
nicht der Krieg ſei der Hauptzweck der
Kriegsmarine, ſondern der Schutz des eige-
nen Handels auf entfernten Küſten! Der
Grund: wir könnten mit unſerer Marine
im Kriege nichts entſcheiden, bedeute nichts;
denn er gelte auch für alle übrigen See-
ſtaaten, England gegenüber, Es finden ſich
Gelegenheilen zu Verbindungen der ſchwä-
cheren Seemächte e$ könne die Schifffaͤhrt
unter neutraler Flagge behauptet werden,
wie die ſchwediſche Flaggẽ während des
engliſchzamerikaniſchen Krieges, Nachdem
von Mehreren noch in gleichem Sinne ge⸗—
ſprochen worden war, erflärte der Kriegs-
miniſter v. Bonin, daß die Regierung die-
ſem Gegenſtande ernſte Aufmertſamkeit zu-
wende, namentlich, um im Stande zu ſein,
unſeren Handel gegen die Plackereien klei-
ner Seemächte zu ſchützen, und ein „Bravo“
der Kammer foigte dieſer Erklärung. Man-
cher mochte dabet wohl auch nicht ausſchlie-
lich an den Schutz des Handels gegen kleine
Seemächte, ſondern eben ſowohl an den
Schutz der Oſtſeeküſten gegen einen even-
tuellen öſtlichen Feind Denfen, der feinen Ein-
fall zu Lande jetzt allzu leicht von der Kuͤſte
aus noch unterſtützen fönnte, .

Berlin, 26. März. Die „Lith. Correfp.“ .
meldet wiederholt, daß Hr. v Bismaͤrk-
Schönhaufen nächſtens auf ſeinen Poſten
zurückkehrt und daß derſelbe diefen mit kei-
nem andern vertauſchen wird. Ebenſo be-
ſiimmt kann das Blatt aber auch verſichern,
daß die Regierung ſich Feineswegs mit einer
anderweitigen Beſetzung des Londoner Ge-
ſandtſchaftoͤpoſtens deſchäftigt! Auch bleibe
aller entgegenſtehender Gerüchte ungeachtet,
General v Noſtiz Chef der Geſandtſchaft
in Hannover.

Meurs, 25. März. Gegen 9'% Uhr
verkündete ferner Kanonendonner das Her-
annahen des Königs und bald darauf fuhr
er unter dem lauleſten Jubel der Menge
in die Stadt und ſtieg am alten Schloſſe
ab. Hier waren die Deputationen aus den
umliegenden Ortſchaften aufgeſtellt. Waͤh⸗
rend dieſer Vorſtellung nahte ſich plötzlich
der ritterliche Prinz von Preuben mit ſei-
nem blühenden Sohne dem königl. Bruder
„Ihr habt mich wohl nicht ſo früh erwar-
tel“, ſprach der Monarch ſichtlich gerührt,


Gegen 10%2 Uhr verkündete das Geläute
der Glocken den Beginn des Gottesdienſtes
Pfarrer Fabricius ſprach (Pſaim 147, 12
bis 13) über die Wohlthaten/ welche die früs
heren Regenten der oraniſchen Dynaitie der
Graffchaft erwiefen, wie das hobenzollern’s
ſche Haus dis auf unſere gegenwärtigen
 
Annotationen