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Gewitter in dieſem Jahre ſchon angerichtet
haben, iſt auch von hier ein weiterer Jal
zu berichten. Am 18d M. Abends gegen
9 Uhr zog von Weſten kommend ein ſchiwe-
res Gewiiter über unſere Fluxen. Die unz
heilſchwangern Wolken entleerten ſich zuerſt
in wolkenbruchartigem Regen; dann folgte
ein furchtbarer Hagelſchlaͤg, ſo daß man
glaubte, er werde Alles zertrümmern. Die
Feldgraͤben ſchwollen zu merkwürdiger Hoͤhe
an und riſſen den Hanf, Dickrüben und
Kartoffeln mit ſich fort. Durch die Schloßen,
welche in großen Haufen morgens noch auf
der Straße lagen, haben namentlich die
Dickruͤben, der Hanf und Haber gelitten.
Der Blitz ſchlug in zwei Bäume. Gott
wolle andere Gemeinden vor ſolchem Wet-
ter bewahren! —

In Graben wurde nach der B, L. am

21. Aug. in dem dazu paſſend ausgeſchmück-
ten Rathhausſaale eine Beſprechung des
landwirthſchaftlichen Bezirksvereins Karls-
ruhe abgehalten, bei der außer dem Vor-
ſtande, Hrn. Oberamtmann Baufh, und
den Herren v. Babo und Wieſenbauinſpec-
tor Lauter, welche dieſelben leiteten, ſich
noch nahezu an 180 Theilnehmer einfanden.
Es iſt hier nicht der Ort, ſich weder über
die Fragen, noch über die Verhandlung
weiter zu verbreitenz nur ſo viel ſei gefagt,
daß dieſe mit der regen Theilnahme und
Eifer geführt wurde, wie es der Wichtig-
keit der Sache angemeſſen war. Auf diefe
Weiſe läßt ſich auch allein etwas Erſprieß-
liches erwarten. Hr. v. Babo erwarb ſich
dabei den allſeitigen Dank für das mühe-
volle Geſchäft der Leitung einer ſolchen Be-
ſprechung und rief ungetheilte Bewunderung
hervor ſowohl durch feine ausgedehnten
thedretiſchen und praktiſchen Kenntniffe im
Gebiete der Landwirthſchaft, als auch durch
ſeine Gabe, Alles klar und Jedermann ver?
ſtaͤndlich vorzutragen. Es wurden die ver-
ſchiedenen Producte, als: Obſt, Wurzelge-
wächſe aller Art, Tabak, Hopfen 206,, be-
ſichtigt, welche theils in die zur Verzierung
dienenden Kränze eingewunden, theils als
Probe aufgelegt waren; unter all dieſen
Erzeugniſſen zog der hieſige Tabak und ei-
nige Tabaksblaͤlter, welche von Stafforth
eingeſchickt worden waren, große Aufmerk-
ſamkeit auf ſich indem die Blätter eine
Länge von 27 Zoll und eine Breite von
17 Zoll hatten. Einſtimmig wurde anerkangt,
daß der hieſige Tabak ſich an die erſten
Sorten der Pfalz anreihen könne. Bei
fortgeſetztem Eifer und Sorgfalt in der Be-
handlung dieſer Pflanze wird und muß auch
unſerm Product die ihm gebührende Aner-
kennung werden.

Knielingen, 24. Auguſt. In Folge der
anhaltenden und ſtarken Regengüſſe hat in
den letztvergangenen Tagen der Rhein nahe-
zu die Höhe vom vorigen Jahr erreicht.

Frankfurt, 24, Aug. Es iſt nach dem
Fr S, falt gewiß, daß ſich die Preßfach-
männer Oeſterreichs, des Großherzogihunis
Heſſen und Sachſens im Laufe dieſes Mo-
nats hier einfinden werden, um die Be-
ſxrechungen über dieſen Gegenſtand hieſigen
Ortes wieder aufzunehmen. — Grohes
Aufſehen macht in hieſigen Kreifen die Wie-
dererſcheinung des Generals v. Ra dowitz
auf der politiſchen Weltbuͤhne. Da derſelbe
am 1. Setober nach Berlin, gemäß ſeiner
Neuen Stellung/ überſiedelt; ſo knüpfen ſich
an dieſe Ernennung mancherlei Combina?
tionen.

Etuttaart 24, Auguft. Der „Staats-
anzeiger” meldet, daß Heute Nacht zu Erolz-
heim in Folge einer frarfen Erderfhütterung
?‚{e Kirche und mehrere SGebkäude eingeftürzt
efen. '

In Heilbronn hat, wie das H. Tagbl.
berichtet, in Folge der anhaltenden Regen-

güſſe der Neckar vom 22. auf den 23. eine
ſo bedeutende Höhe erreicht, daß es rath-
ſam erſchien, die Schwimniſchule abzutragen.

Ulnt, 23. Auguſt. Der Waſſerſtand der
Donau hat eine bedenkliche Höhe erreicht;
im Augenblick (6 Uhr Morgens) iſt die
Fluth noch im Steigen begriffen.

Aus dem Weimariſchen, 32. Auguſt.
Heute Nachmittag kam der nene Oberhof-
prediger und Ohberpfarrer Dittenberger aus
Heidelberg in Weimar an und wurde feier-
lich empfangen.

Berlin, 22. Auguſt. (Fr. Poſtz.) Die
Berufung des Generallieulenanis v. Rado-
witz als Genexralinſpector des Militärerzie-
hungs⸗ und Bildungswefens iß feltfamer-
weiſe von mehreren Blättern in Abrede
geſtellt worden. Wir theilen aus zuverlaͤſ⸗
ſiger Quelle mit aller Beſtimmtheit mit,
daß die Ernennung des Generals v. Na-
dowitz durch eine von Sansſfouct vom 3.
Auguſt d. J. datirte , Cabinetsordre er-
folgt iſt und daß bereits ſämmtlichen Mi-
litaͤrbehördeu, welche zum Reſſort des neu-
ernannten Generalinſpectors gehören, die
Ernennung dienſtlich angezeigt worden iſt.
Außerdem heben wir noch hervor, daß Se.
Maj. der König dieſe wichiige Stelle aus-
drücklich durch Herrn v. Radowitz beſetzt
haben wollte. Der Herr Generalinſpectoͤr
wird binnen kurzem hier in Berlin erwar-
tet. Mit dem 1. October d. wird der-
ſelbe ſeine Stelle antreten. Der Eindrud,
welchen dieſe Ernennung hier in allen Kret-
ſen hervorruft, iſt mit Rückſicht auf die in-
nigen Freundſchaftsbeziehungen des Generals
zu Sr, Mag dem König zumal da erſte-
rer nunmehr ſeinen dauernden Wohnſitz
hiex in Berlin haben wird ein fehr großer.

In Berlin wurde in der erſten Sitzung

klärung der Coalitionsregierungen von den
Bevollmächtigten Preußens einfach entge-
gengenommen. Der Tag der nächſten Si-
tzung war am 22. noch nicht bekannt.

Berlin, 24. Aug. Der Schwäb. Merk.
bringt in einem Extrahlatt folgende telegr.
Depẽſche:/ Preußen erklärt den Bevollmäch-
tigten der Coalition, ihrer Abreiſe ſtände nichis
im Wege. (2) Hoffnung auf ſpätere Wie-
dervereinigung.“

Wien! 18 Aug. Die Hanffrage wird
gegenwaͤrtig im Finanzminiſterium eifrig
verhandelt, und es ſteht zu erwarten, daß
die Löſung derſelben in kurzer Zeit erfol-
gen wird. Man ſoll ſich bereits, wie der
Epz. Ztg.“ mitgetheilt wird/ über jene
Faragraͤphen geeinigt haben, welche eine
Modification erhalten follen, und es wer-
den in dieſer Beziehung S in den Statuten
und 12 in dem Reglement bezeichnet.

Wien, 24. Auguͤſt. (Fr. Patg) Durch
allerhoͤchſte Entſchließung Sr. f £ apofto:
liſchen Hajeſtaͤt wird, bezüglidh auf 1848
und 1849, die Wirkſamkeil der ungariſchen
Kriegsgerichte geſchloſſen. Es ſind abermals
zahlreiche Begnadigungen zugeftanden wor-
den. — Seitens der paͤpſtiichen Regierung
ſind der Fuͤrſt⸗Erzbiſchof von Prag und der
Fuͤrſt⸗ Erzbiſchof von Gran zu apoſtoliſchen
Biſttatorẽn der geiſtlichen Orden in Oeſter-
reich ernannt worden, womit, wie die Frk.
Pzig. meint, die Frage der Reform der
geifilichen Orden und des Kloſterweſens als
erledigt zu betraͤchten iſt.

Fraukreich.

X Baris, 22, Aug. Zwei Deerete be-
rufen die Wahlcollegien des 3, und 4, Bez
zirf$ des Seinedepartement® für den 26,
September ein, um in fedem derſelben die
Waͤhl eines Deputirten für den geſetzgeben-
den Körper vorzunehmen, da bekaͤnntlich
General Cavaignac und Carnot, die, an?
ſſtatt den Deputirteneid zu leiſten, ihre Ent«


eſſung nahmen, moch nicht erſetzt ſind. —
Im Intereffe des franzöſiſchen Haͤndels und
behufs befferer Leitung der Seeſtationen
ſind die beiden Stationen von Oſtamerika
und Oceanien unter die Autoritaͤt deffelben
Chefs, und zwar des Contteadiirals Fab-
vrier⸗Despointes, vereinigt worden. — Seit
einigen Tagen hatte ſich! man weiß nicht
aus welcher Quelle, das Gerücht verbrei-
tet, die Nationalgarde von Paris folle auf-
gelöſt werden. Diefes Gerücht wird heute
vom „Moniteur aufs beſtinmiſte wider-
legt und dabei die Berwunderung darüber
ausgeſprochen, Wie „durh Boswidigkeit
eine ebenſg vollſtändig falſche wie unwahr-
ſcheinliche Nachricht jetzt gerade habe erfuͤn—
den werden können, wo der Prinz⸗Präſtdent
der Republik erſt Tags zuvor on der Nas
tionalgarde mit dem Ausdruck der ehrer-
bietigſten Sympathie und der lebhafteſten
Begeiſterung empfangen worden ſei.“ —
Auch der Bezirksrath von Lyon hat eine
Dankadreſſe an den Prinz-Präſidenten vo-
irt. Der Municipalraih von Macon
hat einſtimmig eine Summe von 10,000
Fr. für den Fall votirt, daß der Prinz-
Präſident auf ſeiner Reiſe nach dem Suͤden
dieſe Stadt mit einem Beſuche beehren
werde.
Paris, 23. Aug. Die heutigen politi-

ſchen Nachrichten ſind ohne alles Intereſſe.
Ein Decret im Moͤniteur“ beruft zum
20. Sept. die Bezirksräthe für die zweite
Abtheilung ihrer diesjährigen Sitzungen.

England.

Loudon, 21. Auguſt. Aus Sidney ſind
wieder 4594 Unzen Gold an Bord des
Northumberland angekommen. Geſtern gin-
gen mit dem „Sultan“ 172,825 Centner,
wovon die Hälfte aus Silber beſtand, von
Southampton nach Alexandrien ab.

Belgien.

Brüſſel, 22. Aug. Der „Independanee“
zufolge ſtellen die Nachrichten aus Paris
den Abſchluß eines befriedigenden Vertrags
zwiſchen Belgien und Fraͤnkreich in faͤſt
ſichere Ausſicht. Der Vertrag von 1845
wird nicht erneuert. Die beiden Regierun-
gen würden eine Uebereinkunft unterzeich-
nen alg Beurkundung ihres gegenſeitigen
Wunſches die guten Handeloͤbeziehungen,
welche beide Länder bisher verbunden aͤuf-
recht zu erhalten und fortzuſetzen. Dieſe
Lebereinkunft ſoll die Unterdruͤckung des
Nachdrucks principiell ausſprechen und Sti-
pulationen enthalten, welche den Eingang
in Belgien erſchienener Bücher nach Frank⸗—
reich weſentlich erleichtert.

Lüttich, 23. Aug. Die endliche Ueber-
einkunft mit Frankreich wurde geſtern in
Paris unterzeichnet. — Nach einer telegr.
Dep. der Koͤln Ztg. hat man den gegen-
wärtig in Brüſſel weilenden k. k. oͤſterr.
Feldmarſchalllieutenant Baron v. Hahnau
geſtern daſelbſt öffentlich verhöhnt und aus-

geziſcht.
; Schweiz.

Bon der Grenze, 23. Aug. Nach dem
„Vaterland“ beſtanden im ganzen Kanton
Bern vor 1833 nur 723 conceſſionirte
Wirthſchaften; zu denſelben kamen bis 1852
nicht weniger alg 1087 Patentwirthſchaften.
In Folge des neuen Wirthſchaftsgeſetzes
wurden letztere um 381 vermindert. —
Bei Diegten in Baſelland bewegte ſich den
15. und 16. d. M. bergabwärts eine ge-
gen 30 Jucharten haltende Waldfläche; da-
bei entſtaͤnden in der Laͤnge bergaufwärts
bedeutende Klüfte, in deren anſehulicher
Tiefe man Waſſer ſtrömen hört. Schaden
iſt bis jetzt noch nicht erwachfen. 2

Rcdigſt unter Verantwortlichkeit von G. Reichaͤrd.
 
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